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hiver - Historical Revisionism by Vrij Historisch Onderzoek

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——————————————————————> Conseils de révisions / <strong>hiver</strong> winter 2007<br />

Wiederaufnahme der zeitweise ausgesetzten iranischen Atomforschung verkünden und im Februar die<br />

Urananreicherung in der Nuklearanlage in Natans wieder aufnehmen ließ, hatte ihn im Westen kaum jemand<br />

ernst genommen.<br />

Seine Wahl zum Präsidenten der Islamischen Republik Iran im Sommer 2005 war für Außenstehende<br />

völlig unerwartet gekommen. Ausländische Kommentatoren, aber auch viele iranische Oppositionelle<br />

trösteten sich über den Schock mit dem Gedanken hinweg, wenn ein solch ungehobelter Mensch und<br />

linkischer Ideologe an die Spitze des Teheraner Regimes gewählt wurde, müsse es sich dabei wohl um das<br />

letzte Aufgebot der islamistischen Diktatur im Iran vor ihrem nahenden Ende handeln.<br />

Meisterhafter Propagandist<br />

Doch mit seiner aggressiven Konfrontationsstrategie hat Ahmadinedschad die ganze Welt verblüfft,<br />

er hat den Westen überrumpelt und in die Defensive gedrängt. Dem fundamentalistischen Populisten ist es<br />

zwar nicht gelungen, die Lebensbedingungen der iranischen Unterschichten zu verbessern, als deren<br />

Lichtgestalt er angetreten war. Auf dem Feld der internationalen Politik erwies er sich jedoch als<br />

meisterhafter Propagandist. Irans Einfluss im Nahen Osten hat sich während seiner Amtszeit drastisch<br />

ausgeweitet. Vom Irak bis Libanon, von Afghanistan bis Palästina gibt kein Krisengebiet der Region, in dem<br />

Teheran nicht als ein maßgeblicher Akteur auftritt.<br />

Womit auch immer der Westen Ahmadinedschad im Atomstreit zur Vernunft bringen wollte, ob mit<br />

Sanktionsdrohungen oder immer neuen Gesprächsangeboten – Ahmadinedschad erwies sich gegen die Logik<br />

westlicher „Realpolitiker“ als immun. Er ließ nicht nur keinen Zweifel daran, dass sich Iran von seinem<br />

Atomprogramm unter keinen Umständen abbringen lassen werde, sondern intensivierte und beschleunigte es<br />

sogar. Als er offen forderte, Israel „von der Landkarte der Geschichte zu löschen“, und die Realität des<br />

Holocaust in Abrede stellte, könnten sich das viele im Westen nur damit erklären, man habe mit<br />

Ahmadinedschad einen „Irren“ vor sich.<br />

Er meint genau das, was er sagt<br />

Aber der schmächtige Mann, der 1956 in einfachsten Verhältnissen, als Sohn eines Schmiedes, in der<br />

zentraliranischen Stadt Garmsar geboren wurde, weiß und meint genau das, was er sagt. Erst kürzlich wieder<br />

feuerte er die libanesische Hisbollah und die palästinensische Hamas, die von Iran aufgerüstet und<br />

finanziert werden, zum kompromisslosen Kampf gegen Israel bis zu dessen Auslöschung an. Mit seiner an<br />

die Schiiten gerichteten Erweckungsbotschaft versetzt er die arabisch-sunnitischen Führungsmächte in der<br />

Region, allen voran Saudi-Arabien, in Alarmzustand.<br />

Seine Kampagne gegen den vermeintlichen „Mythos“ des Holocaust, die er Anfang Dezember mit der<br />

Durchführung einer „Internationalen Holocaust-Konferenz“ in Teheran Anfang Dezember auf die Spitze trieb,<br />

ist mehr als nur Ablenkung von inneren sozialen Konflikten. Durch das Abstreiten des Holocaust soll nicht<br />

bloß Israels Existenzrecht bestritten, sondern das moralische Selbstverständnis des gesamten Westens<br />

untergraben werden. Damit wächst die Nähe des iranischen Regimes zu westlichen Auschwitz-Leugnern und<br />

Neonazis.<br />

Von der Witzfigur zum Propagandisten der Apokalypse (2)<br />

Ahmadinedschads Politik folgt einer geschlossenen Weltanschauung und kalkulierten Zielen. Er<br />

selbst ist kein theoretischer Kopf. Doch er verfügt über Berater und Chefideologen wie den<br />

Sozialwissenschaftler Mohammed Ali Ramin, der in Deutschland studiert hat. Ramin hat eine „Gesellschaft<br />

für die Vertretung der Rechte muslimischer Minderheiten im Westen“ ins Leben gerufen. Ramin ist davon<br />

überzeugt, dass die internationale Lage durch den „Todeskampf einer in jeder Hinsicht untergehenden<br />

Supermacht“ USA bestimmt wird. Im System der Islamischen Republik Iran sieht er nichts weniger als den<br />

vollkommenen Gegenentwurf zur sterbenden westlichen Demokratie. Im Iran herrsche eine Ordnung, in der<br />

„die Wahl von vernünftigen, weisen Männern sichergestellt wird“.<br />

Religiöse Endzeitvision<br />

Ramins Thesen fanden ihren Widerhall in dem offenen Brief, den Ahmadinedschad im Sommer US-<br />

Präsident George W. Bush richtete. Darin erklärte er den westlichen Liberalismus für tot. Aus dieser<br />

Diagnose leitet die Islamische Republik ihren Anspruch ab, spirituelle Führungsmacht nicht nur der Muslime,<br />

sondern aller vermeintlich unterdrückten Völker der Welt zu sein. Das politisch-ideologische<br />

Sendungsbewusstsein Ramins ergänzt die religiöse Endzeitvision Ahmadinedschads. Der Präsident glaubt<br />

fest an die baldige Ankunft des „verborgenen Zwölften Imam“ Mehdi, nach der das Zeitalter vollendeter<br />

Gerechtigkeit auf Erden anbrechen werde. Laut Ahmadinedschad ist “die wichtigste Mission unserer<br />

Revolution die Wegbereitung für die Wiederkehr des Zwölften Imam.“ Er sprach davon sogar in seiner<br />

Antrittsrede bei den UN im September 2005.<br />

Ahmadinedschad steht für den Versuch, die ursprünglichen Ideale der islamischen Revolution von<br />

1979 wieder zu beleben und zum Maßstab iranischer Politik nach innen und nach außen zu machen. Mit<br />

seiner Biografie verkörpert er geradezu idealtypisch diesen unverfälschten Geist des revolutionären<br />

Islamismus. Als Student des Bauingenieurswesens an der Technischen Universität Teheran schloss er sich<br />

noch unter der Herrschaft des Schahs einer islamischen Widerstandsgruppe an. Er gründete auch die<br />

Studentenzelle mit, die vom November 1979 bis Januar 1981 die amerikanische Botschaft in Teheran<br />

besetzt hielt. Nach dem Ausbruch des Krieges mit dem Irak 1980 meldete sich Ahmadinedschad als<br />

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