hiver - Historical Revisionism by Vrij Historisch Onderzoek
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——————————————————————> Conseils de révisions / <strong>hiver</strong> winter 2007<br />
vor, doch jährlich eine große, internationale Holocaust-Konferenz in Deutschland abzuhalten. Wenn<br />
der Beifall der hunderten Teilnehmer ein Maßstab ist, dann fiel die Idee auf fruchtbaren Boden.<br />
Es war vor allem die Debatte über den aktuellen Antisemitismus in all seinen Ausprägungen, die<br />
die Konferenz prägte. Natan Sznaider vom Academic College in Tel Aviv lenkte den Blick auf die<br />
Ausgangsfragestellung nach der "Transnationalität des Gedenkens" und beklagte einen schleichenden<br />
Verlust der Trennschärfe: "Der Holocaust wurde zum Sinnbild der Barbarei, und jeder darf sich<br />
bedienen, denn in diesem Diskurs gibt es keine Deutschen und keine Juden." Sznaider bezog sich<br />
damit vor allem auf die "Falle der Universalität" und die "lokale Vereinnahmung" der Schoah, der aus<br />
seinem eigentlichen Kontext losgelöst wurde - mit der grotesken Folge, dass man "heute wegen<br />
Auschwitz gegen Israel sein kann". Dabei so Sznaider zu Beginn und zu Ende, "war die Endlösung kein<br />
Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sondern eines gegen die Juden."<br />
Harald Welzer vom "Centre for Interdisciplinary Memory Research" in Essen bestätigte diesen<br />
Befund, indem er auf eigene Untersuchungen des Holocaust-Erinnerns im Ausland verwies. In<br />
Norwegen, in der Schweiz, in den Niederlanden: Wo immer Welzer und seine Kollegen Interviews<br />
führten, stellten sie fest, dass erschreckend viele Menschen den Holocaust zum Beispiel mit der<br />
aktuellen Nahost-Problematik in Verbindung bringen oder akut antisemitische Äußerungen machen.<br />
Der deutschiranische Schriftsteller und Islamwissenschaftler Navid Kermani lieferte eine<br />
Einschätzung der antisemitischen und antiisraelischen Polemiken und Drohungen des iranischen<br />
Präsidenten: Dieser ziele nach Außen, so der Befund, und er gewinne mit dieser Agenda vor allem in<br />
der arabischen Welt tatsächlich an Unterstützung - während im Iran selbst ironischerweise in den<br />
verbliebenen intellektuellen Nischen der Holocaust als unbestrittenes Ereignis wieder mit neuer Verve<br />
diskutiert werde.<br />
Anstieg des "nicht durchdachen Antisemitismus"<br />
Wolfgang Benz vom "Zentrum für Antisemitismusforschung" in Berlin warnte mit Bezug auf<br />
Deutschland vor zunehmenden Versuchen von Rechtsextremisten, mit Tabubrüchen zu provozieren<br />
oder den Holocaust zu trivialisieren. Typisch seien dafür etwa Schmähungen des Holocaust-Mahnmals<br />
in Berlin als "Bundesschamanlage" oder die in NPD-Kreisen gängige Formulierung vom<br />
"Bombenholocaust von Dresden". Eine besondere Herausforderung sei überdies die Tatsache, dass<br />
Deutschland ein Einwanderungsland sei - Tschechen, Polen, aber auch Migranten aus der islamischen<br />
Welt brächten "eine gewisse Erinnerungskonkurrenz" mit. Sein Fazit: "Betroffenheit darf von<br />
Zuwanderern ebenso wenig erwartet werden wie Schuld oder Scham. Die Annahme von Informationen<br />
dürfen sie aber nicht ablehnen."<br />
Den Blick auf Antisemitimus und Holocaustleugnung in Frankreich lenkte Jean-Yves Camus<br />
vom "Institut de Relations Internationales et Stratégiques" in Paris: Hier würden die Mehrzahl<br />
antisemitischer Übergriffe von jungen Männern aus den Maghrebstatten begangen. Allerdings, so<br />
Camus, gebe es dafür weniger eine religiöse Grundlage als vielmehr die Aufwiegelung durch einseitige<br />
und zum Teil antisemitische Satellitensender. Diese Befunde bestätigte im Großen und Ganzen auch<br />
der Islamwissenschaftler Michael Kiefer für die junge Migrantengeneration in Deutschland: Die<br />
Zunahme an Antisemitismus in diesen Zirkeln habe mit Medien zu tun, sei aber "nicht durchdacht".<br />
Es war eine Konferenz zur richtigen Zeit, mit dem richtigen Thema und wahrscheinlich auch am<br />
richtigen Ort: Das belegte nicht nur die außerordentlich hohe Zahl an interessierten Teilnehmern, die<br />
längst nicht alle Wissenschaftler waren. Die Antisemiten, so das Fazit der Veranstaltung, sind mitten<br />
unter uns und gewinnen an Boden. Das gibt Anlass zur Sorge. Die Leugner der millionenfaches<br />
Judenmordes allerdings bleiben nach wie vor eine radikale Minderheit.<br />
Es gehe darum, so der Bundestagsabgeordnete Gert Weisskirchen, der zugleich Persönlicher<br />
Beauftragter des OSZE-Vorsitzenden zur Bekämpfung des Antisemitismus ist, "täglich den Kampf<br />
gegen den Gedächtnisverlust" zu führen. Im nächsten Jahr also wieder in Berlin<br />
Der Spiegel 11 Dez. 2006<br />
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,453871,00.html<br />
POLIZIST<br />
Die „Holocaust-Konferenz“ in Teheran:<br />
Wer waren die Teilnehmer<br />
Horst Helas<br />
Die vom iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad seit Monaten wiederholte<br />
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