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ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

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100 | GRENZEN POPULÄRER WISSENSVERMITTLUNG<br />

anzumerken.<br />

Er entwickelte dadurch mit der Zeit nicht nur ein eigenes Selbstverständnis, das sich von dem offizieller Universitätsprofessoren,<br />

Wissenschaftlern und Akademikern unterschied, sondern auch ein eigenes Verständnis davon, wie<br />

‚Naturwissenschaft’ zu sein hatte, und dieses unterschied sich vom offiziellen Bild, was und wie ‚Naturwissenschaft’<br />

zu sein hatte, in erheblichem Maße.<br />

So war denn auch sein Gefühl, nämlich dass man ihn für die Wissenschaft als schädlich ansah, indem er die<br />

Dogmen der Professoren antaste und sie zumindest durch seine Arbeiten versuchte, in Frage zu stellen393 : „Für die<br />

Wissenschaften bin ich rein gar nichts.“ 394<br />

Die Erfolge bei der Verbreitung der spiritistischen Ideen waren für ihn daher begrenzt, um nicht zu sagen gering.<br />

Zum einen lagen diese mit Sicherheit in seiner Persönlichkeit begründet. Im Umgang mit großen Gruppen von<br />

Menschen war er eher befangen und zurückhaltend. Du Prel erhielt viele Einladungen zu Vortragsreisen oder zu<br />

Gruppenveranstaltungen, um dort über den Stand der Forschung oder über die spiritistische Theorie zu sprechen.<br />

Im November 1890 erwähnte395 er in einem Brief an den Cotta Verlag, dass er innerhalb von drei Wochen nach<br />

Straßburg, dann vom Münchener Schriftstellerverein und tags zuvor von einem „sozialistischen Unterführer“<br />

eingeladen worden wäre, doch nie hätte er solche Anträge angenommen. Er mied öffentliche Auftritte, trotz dass er<br />

wusste, wie zuträglich diese seiner Sache gewesen wären. An Kratt schrieb er:<br />

„Für die Sache wären Vorträge sehr gut, aber ich tauge dazu nicht.“ 396<br />

So hielt er weder Vorträge vor großem Publikum noch organisierte er Veranstaltungen im großen Stil wie später<br />

etwa Albert von Schrenck-Notzing zusammen mit der Psychologischen Gesellschaft, die 1904 große Zuschauergruppen<br />

mobilisierte, als sie die Traumtänzerin Magdeleine Guipet in Begleitung von ihrem Hypnotiseur Emile<br />

Magnin nach München holten, um im Münchner Schauspielhaus Vorstellungen im Ausdruckstanz im Trancezustand<br />

zu geben397 .<br />

Du Prel musste aber auch feststellen, um beruflich keine Nachteile zu erleiden, sollte man sich mit Spiritismus nicht<br />

befassen, geschweige denn sich als Anhänger zeigen - zumindest äußerte398 er sich in Briefen immer wieder dahingehend,<br />

wenn es um das Anstreben von universitären Karrieren seiner Freunde oder Anhänger ging.<br />

Aber auch die Veröffentlichung und das Unterbringen von Artikeln und Aufsätzen stellte sich zuweilen und vor<br />

allem gegen Ende von du Prels Leben, in der Phase seiner absoluten spiritistischen Überzeugung, immer schwieriger<br />

dar.<br />

So schrieb er schon 1890 an Alfred von Mensi-Klarbach:<br />

„Ich habe es satt, mir immer Körbe zu holen. Den Aufsatz ‘Psychische Thätigkeit des Künstlers’, in dem nicht<br />

393 Carl du Prel an Gottfried Kratt, 23.1.1896.<br />

394 Carl Du Prel an Alfred von Mensi-Klarbach, 26.6.1889.<br />

395 Carl du Prel an den Cotta Verlag, 9.11.1890.<br />

396 Carl du Prel an Gottfried Kratt, 2.6.1895<br />

397 Siehe hierzu Priska Pytlik: Okkultismus und Moderne, 2005: S. 63 ff.<br />

398 Vgl. Carl du Prel an Hans Vaihinger, 4.1.1886; an Gottfried Kratt, 23.1.1896.

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