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ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

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42 | CARL DU PREL – LEBENSLAUF<br />

diesen Weg energischer verfolgt, dann hätte seine Arbeit möglicherweise einen durchaus akademischen Anspruch<br />

in der Nachwelt hinterlassen. Du Prel schrieb Hartmann von diesem Wunsch:<br />

„Soll ich überhaupt einmal meiner doppelten Lebensweise entsagen und einmal gut thun, d[as] h[eißt]<br />

ganz dem Studium mich widmen, so ist es jetzt hoch an der Zeit. Ich verhehle Ihnen nicht, daß ich diese<br />

Absicht habe und was ich noch Niemandem mitgetheilt - daß ich auch schon daran gedacht habe, nach<br />

einer Professur aufzuschauen. Sie kennen am besten die Bescheidenheit meiner Kräfte und Leistungen,<br />

sind daher am besten im Stande, mir zu rathen, ob ich diesem Gedanken nachleben oder ihn aufgeben<br />

soll. Darum möchte ich vor Allem Sie um Ihren Rath bitten, bei dem ich alle Offenheit voraussetze. Fällt<br />

er zustimmend aus, dann werde ich mir das Weitere überlegen. Der alleinige Weg ist wohl das Privatdocententhum,<br />

wobei es wohl kaum genügen dürfte, daß ich eine 2te wissenschaftlicher gehaltene Auflage<br />

des ‘K[ampf] u[ms] D[asein] am Himmel‘ einreiche. Das freilich ist bei mir zu fürchten, daß mir Muth und<br />

Energie ausgehen, wenn der Weg ein zu langer. Aber zu dem allgemeinen Interesse an der Wissenschaft ist<br />

noch ein anderes Motiv gekommen, das Sie unschwer errathen werden und das mich auf solche Gedanken<br />

gebracht hat, die außerdem jetzt wenigstens sich noch nicht eingestellt hätten. So aber ist es fraglich<br />

geworden, ob je ein 2ter Band ‘Unter Tannen p‘ entstehen wird. ‘Adieu, Du schöner Tannenwald!‘ wird es<br />

vielleicht heißen. Also noch einmal die Bitte um Ihre Ansicht, mag sie mir auch nicht behagen.“ 124<br />

Die Überlegungen du Prels, sich um eine Professorenlaufbahn zu bemühen und sich wissenschaftlich zu betätigen,<br />

bekommt in dieser Passage eine deutlich materielle Konnotation. Die beiden Sätze:<br />

„Aber zu dem allgemeinen Interesse an der Wissenschaft ist noch ein anderes Motiv gekommen, das sie<br />

unschwer errathen werden und das mich auf solche Gedanken gebracht hat, die außerdem jetzt wenigstens<br />

sich noch nicht eingestellt hätten. So aber ist es fraglich geworden, ob je ein 2ter Band `Unter Tannen<br />

p´ entstehen wird.“ 125<br />

sind sehr aussagekräftig, du Prel sprach hier seine zukünftige finanzielle Situation an, und es ist ihm klar, dass unter<br />

seinen damaligen Lebensumständen - seine Finanzierung zu diesem Zeitpunkt bestand in erster Linie aus dem<br />

Schreiben von feuilletonistischen Beiträgen -, keine Aussichten hatte, einen Lebensstandard wie zu seinen Militärzeiten<br />

aufrechtzuhalten. Er strebte das Professorenamt also zum einen in der Hoffnung an, in Zukunft eine bessere<br />

materielle Absicherung zu haben. Dem gegenüber steht die allerdings sonderbare Formulierung des „allgemeinen<br />

Interesses an der Wissenschaft“ 126 , was nicht von einem tief greifenden wissenschaftlichen Arbeitsethos zeugte. Es<br />

bleibt hier offen, wie intensiv bei du Prel der Wunsch tatsächlich war, eine Professur der Wissenschaftlichkeit wegen<br />

zu erlangen. Zumindest macht der Briefabsatz auch deutlich, dass er selbst Zweifel in sich trug, ob seine Fähigkeiten<br />

dazu ausreichten und das Sich-an-Hartmann-wenden und Ratsuchen in dieser Sache spricht wiederum für sich.<br />

Dieser antwortete darauf folgendermaßen:<br />

„Was Ihre Anfrage wegen der Docentenlaufbahn betrifft, so erlaube ich mir darauf folgendes zu erwidern.<br />

Ich traue Ihrem Talent sehr viel zu, weil es eine so solide Begründung in logischer Schärfe und feiner Empfindung<br />

zugleich hat. Ebenso traue ich Ihrem Fleiß und Ihrer Arbeitskraft zu, daß sie jeder Ihnen gestellten<br />

Aufgabe gerecht werden. Darauf würde ich ohne das geringste Bedenken Ihrer Absicht, als Docent aufzu-<br />

124 Carl du Prel an Eduard von Hartmann, 30.8.1875.<br />

125 Ebd.<br />

126 Ebd.

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