ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS
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schreibt an Aksakow:<br />
„Aus Wien erhielt ich durch einen socialistischen Arbeiter Nachricht, daß er mit 60 Genossen einen spiritistischen<br />
Verein gegründet habe. Er schreibt mir, daß die beiden Schriften „Das Räthsel des Menschen“ und<br />
„Der Spiritismus“ Wunder gewirkt haben. Ich sandte ihm das Geld, weitere 50 Exemplare zu kaufen; denn<br />
es kann nur Gutes daraus entstehen, wenn in die socialistische Rechnung dieser neue Faktor eingeführt.<br />
Die Leute wollen nun eine Bibliothek gründen, so schwer es Ihnen fällt. Vielleicht haben Sie noch ein überflüssiges<br />
Exemplar Ihres Werkes. Für diesen Fall füge ich die Adresse des Vereinsleiters bei […].“ 330<br />
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Das Rätsel des Menschen erlebte nach dem zweiten Weltkrieg drei Neuauflagen. Auch wurde es in ein halbes<br />
Dutzend Sprachen übersetzt.<br />
Die letzten beiden Schriften (Die Magie als Naturwissenschaft und Der Tod, das Jenseits, das Leben im Jenseits)<br />
wurden im Selbstverlag von ihm herausgegeben.<br />
4. Separatabzüge<br />
Wohl eine ähnliche Wirkung wie die Verbreitung von wissenschaftlicher Arbeit, zumindest von seiner eigenen,<br />
versprach sich du Prel durch die Wirkung von so genannten Separatabzügen331 . Darunter ist ein gedruckter Aufsatz<br />
oder Essay zu verstehen, der nicht in ein Buch oder eine Zeitschrift eingebunden ist. Separatabzüge entsprechen<br />
einer heutigen Kopie und dienten früher zumeist anderen meist eher nahe stehenden oder zumindest in irgendeinem<br />
gearteten Verhältnis stehenden Menschen, Einblick in die eigene Arbeit zu geben. Was die Separatabzüge du<br />
Prels angeht, so versprach er sich zumindest ab dem Zeitpunkt der Gründung der Psychologischen Gesellschaft<br />
einen Nutzen dahingehend, dass er wahrscheinlich den Mitgliedern der Gesellschaften in gewissen Abständen Material<br />
zu kommen ließ, damit sie sich persönlich mit seinen wissenschaftlich-philosophischen Ideen auseinandersetzen<br />
konnten und sich seine Ideen somit schneller und weiter verbreiten konnten. Dieses System praktizierte du Prel<br />
sowohl in der Psychologischen Gesellschaft wie auch nach ihrer Spaltung in der 1889 gegründeten Gesellschaft<br />
für wissenschaftliche Psychologie sowie unter Freunden und Bekannten. Ein zusätzlicher Grund dafür könnte die<br />
Tatsache sein, dass die Zeitschriften, in denen du Prel publizierte, zum Teil eine sehr geringe Auflage hatten (Sphinx<br />
und Psychische Studien hatten eine Abonnentenauflage von ca. 300 bis 1000) und somit die Wahrscheinlichkeit relativ<br />
groß war, dass nicht besonders viele Personen von dem geschriebenen Notiz nehmen konnten. Zum anderen<br />
mussten so nicht alle Menschen in seinem Umfeld sich die Zeitungen kaufen, wenn sie seine Artikel lesen wollten.<br />
Daher kann man im Fall du Prel in der Form der Separatabzüge eine Art der medialen Verbreitung von Ideen sehen,<br />
die eine nicht unerhebliche Rolle bei der Verbreitung von du Prels Denken gespielt haben mag.<br />
So schrieb du Prel:<br />
„Gestern habe ich in der ‚Gesellschaft für wissenschaftliche Psychologie’ meinen Aufsatz ‚Hartmann contra<br />
Aksakof’ vorgetragen. Die Gesellschaft beschloß hierauf, von diesem Aufsatze, der im April in der ‘Sphinx’<br />
330 Carl du Prel an Alexander Aksakow, 26.12.1894.<br />
331 Auch Sonderdruck genannt.