ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS
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Quellen zu Carl du Prel<br />
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In den folgenden beiden Quellen gibt du Prel selbst Auskunft einerseits über seinen Weg zum Spiritisten und<br />
andererseits über die seiner Meinung nach bedeutendsten Bücher, die auf eine ganz eigene Weise seinen geistigen<br />
Weg nachvollziehbar machen. Der Aufsatz Wie ich Spiritist geworden bin war als Vorrede für die russische<br />
Übersetzung seiner Philosophie der Mystik (1884, vordatiert auf 1885) entstanden und auf Deutsch 1893 sowohl<br />
in seinem Reclam-Heft Der Spiritismus als auch in der angesehenen Zeitschrift Die Zukunft abgedruckt worden. Du<br />
Prel erklärte Aksakow: „Den ausländischen Lesern, die ja meine übrigen Schriften nicht kennen, muß ich den Weg<br />
schildern, auf dem ich in das dunkle Reich hineingerathen bin.“ 1 Und knapp drei Jahre später: „Eine Vorrede zur russischen<br />
Übersetzung der ‚Philosophie der Mystik‘ habe ich fertig, und darin das behandelt, was Sie wünschen, und<br />
worüber wir in Mailand sprachen, wie ich nämlich den Weg von der Astronomie zum Occultismus fand. Das ist nun<br />
gleichbedeutend mit einem Aufsatz ‚Wie ich Spiritist geworden bin‘. [… Dieser] ist ziemlich lang ausgefallen, für<br />
eine Vorrede fast zu lang; aber dem russischen Leser gegenüber, da er meine übrigen Schriften nicht kennt, mußte<br />
ich wohl so ausführlich sein.“ 2<br />
Der zweite Aufsatz ist ein Separatabdruck aus dem 1895 erschienenen Band Was soll ich lesen? Äusserungen deutscher<br />
Männer u Frauen, der von Victor Ottmann herausgegeben wurde. In ihm gibt du Prel Auskunft über seine<br />
wichtigsten Fragen und die Bücher, die von besonderer Bedeutung für seine Entwicklung gewesen sind.<br />
Carl du Prel: Wie ich Spiritist geworden bin (1893)<br />
Der Spiritismus ist heute noch ohne Zweifel die paradoxeste aller Wissenschaften und er wird es wohl noch einige<br />
Zeit bleiben. Das liegt offenbar nur daran, daß ihm alle verbindenden Fäden mit dem, was heute als Wissenschaft<br />
anerkannt ist, zu fehlen scheinen, ja daß er der heutigen Wissenschaft zu widersprechen scheint. In Wirklichkeit ist<br />
das allerdings nicht der Fall. Es existiren Fäden, die den Spiritismus mit anderen Wissenszweigen verbinden; wenn<br />
man diese bloslegt, macht man ihn plausibler, nimmt ihm sein paradoxes Ansehen, und der Zweifler wird dann<br />
geneigter, davon reden zu hören. Ich will daher die Lücke ausfüllen, die den Spiritismus von unserem sonstigen<br />
Wissen zu trennen scheint: es fehlt nicht an verbindenden Zwischengliedern, nur sind sie wenig bekannt. Es sind<br />
wissenschaftliche Trittsteine, die sich benützen lassen, um das Ufer des Spiritismus zu erreichen, ohne daß man<br />
genöthigt wäre, den Sumpf des Aberglaubens zu durchwaten.<br />
Der Spiritismus ist heute noch ohne Zweifel der paradoxeste aller Wissenschaften und er wird es wohl noch einige<br />
Zeit bleiben. Das liegt offenbar nur daran, daß ihm alle verbindenden Fäden mit dem, was heute als Wissenschaft<br />
zu widersprechen scheint. In Wirklichkeit ist das allerdings nicht der Fall. Es existiren Fäden, die den Spiritismus mit<br />
anderen Wissenszweigen verbinden; wenn man diese bloslegt, macht man in plausibler, nimmt ihm sein paradoxes<br />
Ansehen, und der Zweifler wird dann geneigter, davon reden zu hören. Ich will daher die Lücke ausfüllen, die den<br />
1 Carl Du Prel in einem Brief vom 4.4.1890 an Alexander Aksakow.<br />
2 Carl Du Prel in einem Brief vom 8.2.1893 an Alexander Aksakow.