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ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

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SELBSTAUSKUNFT | 249<br />

Auf jeder Stufe kann also die Erkenntnis nur relative, für diese Stufe giltige Werte schaffen. Unter diesem Gesichtspunkt<br />

erscheint aber der Okkultismus nicht blos als eine Möglichkeit, sondern als Gewißheit. Daß die Welt unsere<br />

Vorstellung sei, ist in der Philosophie von jeher eingesehen worden. Heute aber muß diesen Satz auch der Naturforscher<br />

unterschreiben, und zwar nicht nur der Biologe, sondern jeder, der sich auch nur in der physiologischen<br />

Erkenntnistheorie ungesehen hat. Die Beziehung unseres Erkenntnisorgans zu der von uns vorgestellten Welt ist<br />

nur eine von vielen möglichen Beziehungen. Alle Wahrheit ist im Grunde nur Sache unserer Organisation und nur<br />

für diese giltig. Ja der Mensch selbst, wie er durch seine Organisation in die biologische Vergangenheit zurückweist,<br />

muß andererseits Entwickelungskeime in sich tragen, die zur Reife bestimmt sind. Darum können wir dem Okkultismus<br />

gar nicht entrinnen; er ist eine logische Folgerung aus dem Darwinismus.<br />

Daß nun solche Entwickelungskeime in uns liegen, die uns in ein anderes als das normale Verhältnis zur Außenwelt<br />

setzen, also andere Erkenntnisse, als die normalen, liefern können, das haben von jeher alle erkannt, die das<br />

Studium des Menschen tief aufgefaßt haben. Die alten Indier, die Ägypter, die Griechen und die europäischen<br />

Okkultisten des Mittelalters sind darüber einig, daß das Rätsel des Menschen um so größer wird, je tiefer wir in<br />

dasselbe eindringen. Wir modernen aber haben in diesem Gebiete, das den Alten weit besser bekannt war, wieder<br />

die ersten Entdeckungen gemacht, und darum ist der Okkultismus wieder aufgelebt. Mesmer hat im animalischen<br />

Magnetismus die Physik aller Magie entdeckt, im Somnambulismus aber einen menschlichen Zustand, in welchem<br />

wir jenes veränderte Verhältnis des Erkenntnisorgans zum Erkenntnisobjekt empirisch beobachten können. Aber<br />

auch Braid, der Entdecker des Hypnotismus, weist uns auf den Okkultismus hin; denn die philosophische Essenz<br />

des Hypnotismus ist, daß er uns empirische Belege für den Primat des Geistes vor dem Körper liefert. Damit ist<br />

ein dicker Strich durch den Materialismus gemacht, der im Geiste nur ein Produkt des Körpers sehen will. Wenn<br />

endlich der Geist dem Körper übergeordnet ist, dann kann er in seiner Wesenheit auch nicht vom Zufall des Körpers<br />

geschädigt werden, und weiterhin ist es dann lediglich Sache der Erfahrung, ob dieser vom Leib befreite Geist noch<br />

irgendwie in die Erscheinung treten kann, oder nicht. So ist also auch der moderne Spiritismus keineswegs nur eine<br />

zufällig eingeschlagene Richtung verschrobener Köpfe, sondern auch er liegt in der Verlängerungslinie einer tiefer<br />

aufgefassten Anthropologie.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt muß ich als die Bücher, welche auf meine geistige Entwickelung den größten Einfluß<br />

ausgeübt haben, jene bezeichnen, die mir das Menschenrätsel vergrößert und mich gelehrt haben, daß dieses<br />

Problem, von dessen Lösung nach Kant daß Heil der Menschheit abhängt, weit tiefer ist, als die heutige Menschheit<br />

einsehen will. Wer nun aber diese Einsicht erreichen will, würde kaum gut daran thun, mit jenen Schriftstellern zu<br />

beginnen, bei welchen sie am weitesten gediehen war, wie etwa Plotin im Altertum und Paracelsus im Mittelalter.<br />

Der Skeptiker des 19. Jahrhunderts thut besser daran, sich in dem Thatsachenmaterial umzusehen, das in unserem<br />

skeptischen Jahrhundert beobachtet wurde, und darum beschränke ich mich auf eine Liste dieser Art:<br />

[Da Carl du Prels Liste mit nur unvollständigen bibliografische Angaben wurde vom Verfasser dieser Arbeit um<br />

Vornamen, Lebensdaten des Autors, Untertitel, Verlag, Ort, Jahr der Erscheinung und Seitenzahl ergänzt; die Nummerierung<br />

stammt von Carl du Prel.]<br />

1. Kants Vorlesungen über die Metaphysik. Herausgegeben von Pölitz, 1821. Den wichtigsten, ganz mystischen Teil<br />

dieses verschollenen Buches habe ich neu herausgegeben: Kants Vorlesungen über Psychologie.

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