ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS
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Man findet in diesen beiden Auszügen aus Andreas Daums Arbeit so eindringliche Parallelen zu du Prel, dass man<br />
annehmen könnte, er habe sich ihn als Vorlage für diese Charakterisierung herangezogen - dabei war Carl du Prel<br />
nur Einer von Vielen, was durch die Tatsache, dass Daum ihn in seiner Übersicht der Vermittler listet8 , unterstrichen<br />
wird. Die Prototypen der öffentlichen Vermittler naturwissenschaftlicher Bildung, wozu Daum Ludwig Büchner<br />
(1824–1899) und Ernst Haeckel (1834–1919) zählt, rekrutierten sich primär aus dem Kreis der Materialisten und<br />
Darwinisten9 . Carl du Prels Spiritismus, der aus dem Darwinismus heraus entstanden und von ihm als metaphysischer<br />
Darwinismus verstanden sein wollte, war weder den Geisteswissenschaften noch den Naturwissenschaften<br />
zuzurechnen, sondern begründete eine experimentelle Parapsychologie. In dieser abseitigen Stellung erlaubte er<br />
sich auf eine ‚kreative Weise’ mit naturwissenschaftlichen Methoden zu verfahren, wie er es für notwendig hielt.<br />
Dieses förderte den Eindruck der Scharlatanerie bei am strengen universitären Kanon orientierten und arbeitenden<br />
Wissenschaftlern.<br />
Das zweite Kernelement dieser Arbeit wird, neben der Darstellung der Biografie und des Netzwerks, in welches sie<br />
eingebunden ist, die genauere Darstellung von du Prels Popularisierungsmechanismen sein.<br />
Carl du Prel! Wer ist das? Einschlägigen Kreisen ist er zwar durchaus bekannt. Dass du Prel aber aus der kollektiven<br />
Erinnerung verschwunden ist, hat eine Vielzahl an Gründen. Der sicherlich bedeutendste ist die Tatsache, dass du<br />
Prel schon zu seinen Lebzeiten stets um die Ernsthaftigkeit und die Glaubwürdigkeit seiner Wissenschaft, dem<br />
Spiritismus, kämpfen musste.<br />
Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass nahezu der gesamte Nachlass du Prels im Jahre 1944 bei einem Bombenangriff<br />
auf München im Haus seiner Tochter zerstört wurde. Seine schon zu Lebzeiten berühmte und teilweise sehr<br />
wertvolle Bibliothek okkulter und mystischer Schriften, die sich über Bande aus vier Jahrhunderten erstreckte, worunter<br />
viele frühe Drucke und Erstausgaben befanden, auch Exemplare von Büchern mit persönlichen Widmungen<br />
der jeweiligen Autoren, die sicherlich noch heute eine ungeheure Fundgrube von Anmerkungen du Prels enthalten<br />
und damit einen großen Beitrag für die Du Prel-Forschung darstellen würden, wurde schon im Jahre 1930 von Hans<br />
Ludwig Held katalogisiert, leider für ein Antiquariat, dass die Bände verkaufte. Zum Glück kaufte Held einen Teil der<br />
Bände für seine eigene Bibliothek, die er nach seinem Tod der Münchner Stadtbibliothek vermachte, so dass ein Teil<br />
dieser Bücher nun dort zu finden ist. Allerdings konnten diese Bücher noch nicht auf ihren Gehalt für die Du Prel-<br />
Forschung überprüft werden.<br />
Diese Arbeit ist in einer siebenjährigen Forschungsarbeit und meiner damit verbundenen Beschäftigung mit du<br />
Prel entstanden. Aus der schon im Jahre 2000 meine Magisterarbeit zum Thema Carl du Prel hervorgegangen ist.<br />
In dieser Zeit sind von mir, weit über Europa, von St. Petersburg bis nach Wien verstreut, ca. 700 Briefe gefunden<br />
worden, die du Prel an Korrespondenzpartner verschickt hat.<br />
Mit dieser Arbeit wird zum ersten Mal ein Kompendium von neuen Materialien in Form von Quellen, Briefen<br />
und darüber hinaus eine umfangreiche Bibliografie erstellt und zugänglich gemacht. Dies wurde möglich durch<br />
Sichtung der Briefe und umfangreichen Recherchen in den Zeitschriftenarchiven in München und Freiburg und<br />
vor allem in denen der Österreichischen Nationalbibliothek und der Universitätsbibliothek in Wien. Diese Arbeit<br />
enthält unter den Primärquellen eine Übersicht über die Briefkonvolute und eine Aufstellung aller erfassten Briefe<br />
von und an Carl du Prel. Des weiteren gibt sie eine Übersicht über die Zeitungen und Zeitschriften, in denen du<br />
8 Vgl. Daum , Andreas W.: Wissenschaftpopulariserung im 19 Jahrhundert, 2002: S. 388.<br />
9 Ebd.: S. 377.