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ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

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92 | CARL DU PRELS STRATEGIEN DER VERBREITUNG - MÖGLICHKEIT <strong>UND</strong> ERFOLGE<br />

hatten hier das eine oder andere Gedicht oder einen Text veröffentlicht. Jenseits der persönlichen Kontakte dieser<br />

Dichter und Textschaffenden ist darin ein „bemerkenswertes Indiz für das reziproke Interesse von Literatur und<br />

Okkultismus“ 361 in den Jahrzehnten um die Jahrhundert wende zu sehen.<br />

Für du Prel hatte keine Zeitschrift davor oder danach ihm eine so große innere Präsenz und soviel Gehör verschafft.<br />

Der Kreis derer, die sie allerdings lasen, blieb von außen betrachtet doch sehr gering, die Sphinx hatte zu ihren<br />

stärksten Zeiten eine Zahl von gerade einmal 800 Abonnenten.<br />

8. Experimente<br />

Neben den Zeitschriften und der Gesellschaft sollte für Carl du Prel die Arbeit mit Experimenten 362 eine große<br />

Rolle bei der Herstellung von Glaubwürdigkeit und Seriosität im ‚naturwissenschaftlichen‘ Sinne spielen. Auch sie<br />

zählten für ihn mit in die Kategorie, seine Lehre und Philosophie zu vermitteln. In einem eher späten Brief schreibt<br />

er an den österreichischen Philosophen Bartholomäus von Carneri: „Wäre ich Millionär, so würde ich mit Medien im<br />

Lande herumreisen und öffentliche Gratisvorstellungen geben“ 363 damit die Leute überzeugt werden könnten, von<br />

der Richtigkeit seiner Theorie und der Existenz der Phänomene. Mit ihrer Durchführung beabsichtigte er nicht nur,<br />

‚Erfahrungstatsachen‘ für seine ‚Experimentalmetaphysik‘ zu sammeln, sondern Zeugen für einen wissenschaftlichen<br />

Spiritismus zu gewinnen. Auch hierfür wurde geworben: z.B. bei bekanntem Professor Hans Vaihinger:<br />

„Sowohl Slade als Eglinton sollen im Verlaufe des Winters nach Österreich und Deutschland kommen. Benützen<br />

Sie die Gelegenheit, ersinnen Sie bis dahin alle erdenkbaren Vorsichtmaßnahmen, dann werden Sie<br />

sich überzeugen, daß es Thatsachen sind, mit welchen zu rechnen mein Belieben ist, aber ihre Pflicht.“ 364<br />

Mit diesen ‚Tatsachen‘ war sich du Prel eines Erfolges seiner spiritistischen Weltanschauung sicher. Früher oder<br />

später würde sich dieser Erfolg einstellen. Man müsse nur geduldig warten.<br />

„Es scheint mir fast, daß kein anderes Verfahren übrig bleibt, als das langwierige, den Stein durch Tropfen<br />

auszuhöhlen.“ 365 so schreibt er an Alexander Aksakow.<br />

Wenn ein anerkannter Wissenschaftler sich mit den Fragen außersinnlicher Phänomene beschäftigte und bereit<br />

war an Sitzungen teilzunehmen, war dies schon ein Erfolg für sich, im Fall eines bekannten Mailänder Astronomen<br />

wurde in du Prels Augen dadurch sogar ein Multiplikator für den Spiritismus gefunden. Carl du Prel, der diese<br />

„Bekehrung“ selbst miterlebte, schrieb dazu an Gabriel von Max:<br />

„Ich war 3 Wochen in Mailand und habe mit der Eusapia Palladino Sitzungen gehabt. Der Hauptvortheil:<br />

der Astronom Schiaparelli, vielleicht der erste Naturforscher Italiens, wurde überzeugt und tritt für die<br />

361 Pytlik : S. 88; wie P. Pytlik in ihrem Buch bemerkt, steht eine grundlegende Erschließung noch aus. Unter http://www3.ub.unifreiburg.de/index.php?id=125<br />

sind alle Jahrgänge digital einsehbar.<br />

362 Siehe hierfür auch den Jahresbericht der Psychologischen Gesellschaft 1888/89 im Anhang.<br />

363 Carl du Prel an Bartholomäus von Carneri, 10.9.1890.<br />

364 Carl du Prel an Hans Vaihinger, 4.1.1886.<br />

365 Carl du Prel an Alexander Aksakow, 27.4.1887

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