ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS
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„Hereinragen der Geisterwelt in die unsere, welches der heutige Spiritismus lehrt“ 244 ; dagegen unterliege für Kant<br />
das Hineinragen des Menschen in die Geisterwelt nicht dem mindesten Zweifel. Kant hätte in der Tat in seiner<br />
Psychologie ein ganzes System der Mystik entworfen, ihm fehlten nur die bestätigenden Tatsachen. 245 Die seither<br />
entdeckten Tatsachen des Somnambulismus hätten die Richtigkeit dieser Ansichten dieses jedoch nachgeholt. Die<br />
Vernachlässigung der mystischen Studien hätten die Philosophen zu einer falschen Auslegung Kants geführt. Ein<br />
Jahr später, im Herbst 1888 also (vordatiert auf 1889), gab du Prel Kants Vorlesungen über Psychologie. Mit einer<br />
Einleitung: Kants mystische Weltanschauung als drittes Buch in diesem Jahr heraus.<br />
Als Parerga erschienen in den darauf folgenden zwei Jahren zwei Sammelbände: statt unter dem angedachten Titel<br />
Mystische Studien und Transzendentale Psychologie erschienen sie unter dem Titel Studien aus dem Gebiete der<br />
Geheimwissenschaften. Band I Thatsachen und Probleme (1890), Band II Experimentalpsychologie und Experimentalmetaphysik<br />
(1891). Bemerkenswerterweise fasst du Prel im zweiten Band Telepathie und Hellsehen als ein<br />
physisches Geschehen auf, es geschehe durch eine magnetische Kraft, die er mit dem Od246 gleichsetzt. 247<br />
Mit der Absicht, das Wesentliche seiner „mystischen“ Lehre in Dialoge und immer wieder eingestreute Reflexionen<br />
einzukleiden, um sie einem breiteren Leserkreis näher zu bringen, wurde du Prel 1890 mit seinem Roman Das<br />
Kreuz am Ferner noch einmal belletristisch tätig. 248<br />
Mit dem Inhalt des Romans wollte du Prel in „ergänzender und fesselnder Form solche Ansichten niederlegen,<br />
welchen ich zum Theile schon ein wissenschaftliches Gewand gegeben habe, und zwar in Schriften, die dem immer<br />
stärker werdenden antimaterialistischen Zuge unserer Zeit entgegenkommen.“ 249<br />
1891 erschien zweibändig Das Kreuz am Ferner. Ein hypnotisch-spiritistischer Roman. Eine tragische Liebesgeschichte<br />
im Heimatromanstil, in der du Prel Hypnotismus, Somnambulismus und Spiritismus ein- und zu seiner<br />
spiritistischen Weltanschauung verarbeitet.<br />
Bereits im April 1892 konnte Carl du Prel eine nächste kleinere Arbeit abschließen: Das Rätsel des Menschen. Einleitung<br />
in das Studium der Geheimwissenschaften. Sie entstand aus zwei Vorträgen, die er vor der Gesellschaft<br />
für wissenschaftliche Psychologie in München gehalten hatte und dann in der Zeitschrift Sphinx veröffentlich<br />
wurden.<br />
iii Alexander Aksakow<br />
Bald nach dem Erscheinen der ersten Ausgaben der Zeitschrift Sphinx trat der russische Staatsrat, Schriftsteller,<br />
Spiritist und Vertreter des wissenschaftlichen Okkultismus Alexander Aksakow (1832–1903) an Carl du Prel heran.<br />
244 Du Prel, Carl: Immanuel Kants Vorlesungen über Psychologie. Mit einer Einleitung: „Kants mystische Weltanschauung“ herausgegeben<br />
von Carl du Prel, Nachdruck 1964: S. 20.<br />
245 Vgl. ebd.<br />
246 Ein von Reichenbach 1852 eingeführter Begriff, der eine alles durchdringende Emanation, eine Lebenskraft bezeichnet. Dabei<br />
benennt Od den medizinisch-therapeutischen Aspekt einer Sache, deren, deren physikalische Seite Mesmer als Magnetismus<br />
beschrieben hatte. Siehe: Bonin: Lexikon der Parapsychologie und ihrer Grenzgebiete, 1981.<br />
247 Vgl. S. 46.<br />
248 Vgl. Carl du Prel an den Cotta Verlag: 9.11.1890 u. 25.4.1891.<br />
249 Carl du Prel an den Verlag Cotta, 9.11.1890.