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ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

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„Er ist eben so eitel auf seine Wissenschaftlichkeit, als unwissend, sogar als Mediciner, und daß er, welcher<br />

überzeugter Spiritist ist, der Öffentlichkeit gegenüber den Aufgeklärten und Zweifler spielt, haben Sie ja<br />

selbst gesehen.“ 410<br />

| 103<br />

Du Prel hoffte in seinem Freundeskreis Unterstützung bezüglich seines Schaffens und seiner Ansichten zu bekommen,<br />

an Hans Vaihinger schrieb er:<br />

„Sie werden nicht sein wie jener Universitätsprofessor, der mir seinen Glauben an Somnambulismus zugestand,<br />

doch dürfe er davon nicht reden ‘sonst wäre er vernichtet’.“ 411<br />

Er sah durchaus, dass an Universitäten für Spiritisten Nachteile entstünden, so riet er dem jungen Doktor und Lehramtspraktikant<br />

Gottfried Kratt, Sohn eines Regierungsrats in Baden-Baden:<br />

„Warten Sie also Ihre Bestallung als Professor ab, es ist dann noch immer Zeit zur öffentlichen Propaganda;<br />

bis dahin würde ich sie aber nur in Privatkreisen treiben. Bei mir ist es etwas anderes: ich will gar nicht<br />

Professor werden.“ 412<br />

Diesen Plan hatte er schon viele Jahre zuvor aufgegeben. Als überzeugter Idealist war sich du Prel aber trotz aller<br />

Schwierigkeiten und Widerstände des Erfolges des Spiritismus sicher. Die ‚Beweise‘ sprächen für sich. In seinen<br />

Augen war der ‚Prozess‘ - die wissenschaftliche Beschäftigung mit außersinnlichen Phänomenen - erst an ihrem<br />

Anfang, das erkläre, weshalb die Sache an sich noch ungenügend bekannt geworden sei und die in Experimenten<br />

beobachteten Phänomene als Betrügereien abgetan werden würden. Das erste „gebrechliche Boot“ 413 werde gezimmert,<br />

der „Salondampfer“ 414 komme später, so hatte er an Bartholomäus von Carneri geschrieben415 . Du Prel war<br />

davon überzeugt, dass es nur eine Frage von vielleicht dreißig Jahren sei, bis sich die Universitäten mit dem, was er<br />

als Mystik bzw. Metaphysischen Darwinismus bezeichnete, befassen würden.<br />

Als einen der Gründe für das Ausbleiben seines Erfolges, sah er in dem in seinen Augen extrem starken Einfluss<br />

des Materialismus und am mangelnden „metaphysischen Bedürfnis“ 416 seiner Wissenschaftskollegen. Du Prel war<br />

davon überzeugt, dass dieses Bedürfnis im nächsten Jahrhundert (dem 20. Jahrhundert) entwickelter sein würde<br />

und somit auch seine Ideen dann auf fruchtbaren Boden fallen würden, nur leider sei seine Inkarnation um dreißig<br />

Jahre verfrüht. 417 Bis dahin müssen private Initiativen und Vereine die Aufgabe der Erforschung und die Lehre zu<br />

diesen Phänomenen und der spiritistischen Weltanschauung übernehmen. Er sah seine Philosophie der Mystik<br />

im Fahrwasser der Philosophie des Unbewussten. Solange aber selbst diese den großen Widerständen von Seiten<br />

der Hochschulprofessoren ausgesetzt war, konnte mit einer Beschäftigung und einer Öffnung der Menschen für<br />

spiritistische Weltanschauungen nicht gerechnet werde. 418 Aber selbst wenn sich die Sicht auf die Dinge verändern<br />

würde, so war sich du Prel sicher, würden sich die Professoren eher mit einer ‚weichen’ Form begnügen und seine<br />

410 Carl du Prel an Alfred von Mensi-Klarbach, 25.10.1889.<br />

411 Carl du Prel an Hans Vaihinger, 4.1.1886.<br />

412 Carl du Prel an Gottfried Kratt, 23.1.1896<br />

413 Carl du Prel an Bartholomäus von Carneri, September 1890.<br />

414 Ebd.<br />

415 Ebd.<br />

416 Vgl. Carl du Prel in einem Brief vom 29.4.1890 an Alexander Aksakow.<br />

417 Carl du Prel an Alfred von Mensi-Klarbach, 26.6.1889.<br />

418 Vgl. Carl du Prel an Alexander Aksakow, 14.10.1888.

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