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ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

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11. Zusammenfassung<br />

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Auf den vorstehenden Seiten ist versucht worden, einen Einblick in die Arbeitsweise und die von Carl du Prel<br />

benutzten „Schaltstellen“ und benutzten „Hebel“ zu geben, die er zur aktiven Verbreitung seines Spiritismus angewandt<br />

hat und die er, durchaus mit unterschiedlichem Erfolg, versuchte für seine Zwecke nutzbar zu machen.<br />

Dabei ist deutlich geworden, auf welch vielfältigen Wegen er versucht hat, seine Theorie die aus seinen Augen auf<br />

einem (natur-) wissenschaftlichen Fundament ruhte, über das Wesen der Welt, wie er es sah zu vermitteln und sehr<br />

aktiv daran bemüht war, dieses in die Gesellschaft hinein zu tragen.<br />

Es ist deutlich geworden, dass sich du Prel versuchte sich den klassischen Institutionen und Medien anzudienen, die<br />

schon viele Jahrhunderte genau diese Aufgaben übernahmen und in Belangen wie in diesem Fall, dem „Sein der<br />

Welt“ schon seit geraumer Zeit ihre Zuständigkeit sah.<br />

Am Anfang und am nächsten stand auch für du Prel in diesem Punkt die Universität, welche er ganz zu Beginn<br />

seiner wissenschaftlichen Karriere sich und seinen Ideen, die noch unter ganz anderen Vorzeichen standen, nutzbar<br />

machen wollte.<br />

Teilhaben konnte er an deren Nimbus aber nicht, unter anderem deswegen, weil sie schon für seine damaligen<br />

Theorien nicht offen gewesen war. Hätte er damals den universitären Weg einschlagen können, so ist es wahrscheinlich,<br />

dass seine Entwicklung und sein Einfluss auf die damaligen Zeitgeistströmungen ein anderer gewesen<br />

wäre, wie auch immer dieser dann tatsächlich ausgesehen hätte.<br />

Zum anderen bedient er sich dem schon damals klassischen Medium „Buch“ um seine Theorien zu vermitteln. Wie<br />

aber an Hand der doch eher als sehr gering einzuschätzenden Auflagenzahlen seiner Bücher deutlich geworden ist,<br />

konnte der Kreis jener, die über diesen Weg erreicht wurden und so Zugang zu du Prels Vorstellungen von der Welt<br />

erlangten, nicht von übermäßiger Bedeutung und Einfluss auf das Denken ganzer gesellschaftlicher Gruppen sein.<br />

Nein, was diese Wirkung du Prels ausschlaggebend förderte und vorantrieb, war die Tatsache, dass er sich, zum<br />

Teil notgedrungen, zumindest in den Anfängen seines wissenschaftlichen Arbeitens, eines Mediums bediente, das<br />

gerade in jenen Jahren um und nach der Reichsgründung in Deutschland einen enormen Aufschwung erlebte: den<br />

Zeitungen und Zeitschriften. Diese beiden relativ neuen Möglichkeiten der Verbreitung von Ideen und Nachrichten<br />

auf relativ schnellem und günstigem Wege und dazu noch an ein enorm großes Publikum, machten du Prel, zu der<br />

Person, von der sein Hausarzt sagte: „Du Prel, der Philosoph des Spiritismus und Okkultismus, hat […] an Berühmtheit<br />

wesentlich zugenommen, so dass es zur Zeit kaum einen Gebildeten gibt, der nicht von ihm gehört hat.“ 387<br />

Sowohl in diesem Punkt, wie auch in der weiteren Nutzung von neuen Erfindungen, wie zum Beispiel der Fotografie,<br />

die er in seine „wissenschaftlichen“ Versuche einbaute, aber auch mit den neu entdeckten Phänomenen in den<br />

Wissenschaften schlechthin, die er in seine Ideen und Theorien mit aufnahm, wie z.B. die Entdeckung von Strahlung,<br />

Television und überhaupt der „Erfindung“ der Psyche des Menschen, war du Prel ungemein dicht an den ganz<br />

aktuellen Strömungen und Ideen seiner Zeit. Er griff sie auf und versuchte schnellst möglich ihren Gehalt auf seine<br />

eigene Weltanschauung herauszufinden und in welchem Zusammenhang diese mit seiner eigenen Vorstellung von<br />

der Welt standen, um ihnen einen Platz zu zuweisen, an dem sie zur Förderung und Anerkennung seiner Theorien<br />

387 Gerster, Franz Karl, unveröffentlichte Tagebuchnotizen vom 23.11.1897, Privatbesitz, Wetzlar.

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