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ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

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In ihrer jeweiligen Ausrichtung und dem Publikum, welches sie anzusprechen suchten, sind diese Printmedien<br />

nicht wirklich miteinander zu vergleichen. Will man Parallelen zu heute vergleichbaren Zeitungen herstellen, wobei<br />

man dabei immer im Gedächtnis haben sollte, dass die Auflagenzahlen damaliger Zeitungen in nicht annähernd<br />

ähnlichem Verhältnis zu heutigen Auflagen von Zeitungen und Zeitschriften standen, sondern immer um ein Vielfaches<br />

unter heutigen Auflagenzahlen rangierten, so kann man in etwa einen Vergleich ziehen im Sinne davon, dass<br />

die Allgemeine Zeitung den Anspruch einer heutigen Frankfurter Algemeinen Zeitung hatte, dass Die Zukunft<br />

eher in die Richtung der Wochenzeitung Die Zeit tendierte, die literarische Gesellschaft eine Zeitschrift war, in der<br />

viele Beiträge der frühen Naturalisten zu finden waren. Desgleichen gehörte die Wiener Rundschau zu den ‚Avantgardezeitungen’,<br />

in der ebenfalls besonders literarische Experimente ihren Platz finden konnten. Dagegen machte<br />

Die Gegenwart eher einen Eindruck einer anspruchsvollen literarischen Revue.<br />

Bezieht man dazu noch die Zeitschriften Kosmos, Sphinx und die Psychischen Studien mit ein, wird deutlich, dass<br />

die Streuung du Prelscher Artikel breit war und entsprechend ein relativ breit ‚gefächertes’ und sehr unterschiedliches<br />

Leserpublikum erreichen konnte. Will man sich aber dem Wirkungsbild du Prels annähern, so muss man auch<br />

bedenken, dass sich diese Zeitungen und Zeitschriften nicht unbedingt um seine Artikel rissen, sondern, dass er<br />

einen Großteil seiner Zeit damit verbrachte, seine Artikel bei diesen Blättern unterzubringen, was ihm eben immer<br />

wieder gelang, aber in wohl weit häufigerem Maße eben auch nicht.<br />

Betrachtet man die Augsburger Allgemeine Zeitung, die als Tageszeitung für eine meinungsbildende Elite in<br />

Deutschland, Österreich, Frankreich, England und den USA gehandelt wurde und schon um 1850 11.000 Abonnenten<br />

verzeichnen konnte, kann sie in Deutschland auch als eine der Tageszeitungen angesehen werden, die<br />

über einen der bedeutendsten Feuilletonteil der damaligen Zeit verfügte. Darüber hinaus verfügte sie über eine<br />

wechselnde Anzahl von Extrabeilagen. Durch all das war sie die Tageszeitung der damaligen deutschsprachigen<br />

Welt, ihre Vergütungshonorare waren dementsprechend hoch. 455<br />

So waren es auch durchaus die namhaftesten deutschen Dichter und Schriftsteller, Wissenschaftler und Gelehrte,<br />

die um Artikel, Essays, Gedichte und Fortsetzungsromane für das Feuilleton gebeten wurden oder diese auf eigene<br />

Initiative beisteuerten. Besonders geschätzt und gerühmt wurde sie für ihre naturkundlichen Berichte und deren<br />

Autoren.<br />

In erster Linie sollte damit eine gebildete und möglichst breite Leserschicht angesprochen werden, auf ihre Stimmung<br />

und ihren Geschmack hin wurde sie hauptsächlich ausgerichtet. Entsprechend zögerlich, wenn nicht gar<br />

abweisend, verhielt sie sich gegenüber modernen Strömungen. 456<br />

Als in den 1880er Jahren der Theaterkritiker Alfred von Mensi-Klarbach (1854–1933) und Freund von du Prel Hauptredakteur<br />

wurde, wurde dieser für du Prel zum Brückenbauer in die Redaktion einer der wichtigsten deutschen<br />

Zeitungen. Nachdem du Prel schon früher Rezensionen zu Werken Eduard von Hartmanns und Reisebeschreibungen<br />

in der Allgemeine Zeitung veröffentlicht hatte, konnte er nun ab Mitte der 1880er Jahre auch Aufsätze über<br />

Hypnotismus und Kants Metaphysik bei ihr unterbringen.<br />

Die Tatsache, dass Mensi-Klarbach Mitglied der Psychologischen Gesellschaft war, war sicher ein wesentlicher<br />

455 Vgl. Daum, Andreas W.: Wissenschaftspopularisierung im 19 Jahrhundert Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und<br />

die deutsche Öffentlichkeit, 1848-1914, 2. ergänzte Auflage, Oldenbourg, München 2002: S. 399.<br />

456 Rieger, Isolde: Die wilhelminische Presse im Überblick (1888–1918), Pohl, München 1957: S. 139.

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