ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS
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Auch schon sein Roman Das Kreuz am Ferner fand nur schleppend einige Käufer, auch wenn er eine nicht geringe<br />
Resonanz erfuhr, wie bereits an anderer Stelle erwähnt wurde, in fünf Jahren (1891 bis 1895) wurden nur 915<br />
Exemplare verkauft. 443 Trotz seines großen Arbeitseifers und seiner umfangreichen Arbeiten und Publikationen, und<br />
trotz seines permanenten Bemühens um Leser und um Anhänger für seine Idee, war das materielle Ergebnis seiner<br />
Buchpublikationen sehr gering und daher gestaltete sich der Umgang mit seinen Verlegern immer schwieriger und<br />
für du Prel wenig erfreulich:<br />
„Meine Erfolge sind so minimal, daß es mit jedem Tage klarer wird, daß entweder ich für das deutsche<br />
Publikum zu dumm bin oder es für mich. In beiden Fällen ist das richtige Verfahren, das niederträchtige<br />
Handwerk der Schriftstellerei aufzugeben, und das will ich tun. Die finanzielle Einbuße kann mich davon<br />
nicht abhalten, denn meine Einnahmen sind so gering, daß sie sofort verdoppelt würden, wenn ich<br />
Straßenkehrer würde. Es ist eben Pech, wenn man unter dem ‚Volk der Denker‘ geboren wird, statt bei den<br />
Fidschiinsulanern. […] Das Aufgeben der Schriftstellerei [hätte] große Annehmlichkeiten. Der beständige<br />
Kampf mit den Verlegern fiele hinweg.“ 444<br />
Als einen letzten Strohhalm erschien ihm 1898 die Gelegenheit während seines Sommerfrische-Aufenthalts in Partenkirchen<br />
mit dem ‚Medium’ Frau Elisabeth d’Espérance (eigentl. Elisabeth Hope Reed, 1855–1919) zu experimentieren.<br />
Enttäuscht musste er feststellen, dass sie in diesem Sommer leider nicht mehr dort weilte, wie sie es sonst<br />
in den Sommermonaten getan hatte. „So verrinnen die Jahre, ohne daß ich zum Experimentiren komme. Meine<br />
Hauptaufgabe muß ich einem Nachfolger überlassen.“ 445<br />
Der Verlag seiner beiden letzten Bücher gestaltete sich äußerst schwierig, Die Magie als Naturwissenschaft erschien<br />
446 erst nach schwierigen und zähen Verhandlungen. Du Prel schrieb 447 dazu an Alfred von Mensi-Klarbach:<br />
Die Magie als Naturwissenschaft „[…] ist nun seit 8 Monaten in den Händen eines Berliner Verlegers; ich<br />
werde sie demnächst zurückziehen, denn er setzt immer Termine an und hält sein Wort nicht. Ich werde<br />
aufathmen, wenn ich mit diesem Gesindel nichts mehr zu thun haben werde.“ 448<br />
Und seine letzte Schrift Der Tod, das Jenseits, das Leben im Jenseits erschien schließlich im Selbstverlag.<br />
Man kann du Prel wie in einem Abgesang des Scheiterns schwinden sehen, er driftet mehr und mehr ins Aus, seine<br />
Buchabsätze verringern sich praktisch gegen Null, ein wichtiger Teil seiner Freunde und Wegbegleiter hatte er in<br />
den letzten Jahren seines Schaffens mit den übersteigerten Vorstellungen und immer schwerer nachvollziehbareren<br />
Schlüssen aus vermeintlichen Beobachtungen verloren. Im April 1899 feiert du Prel seinen 60. Geburtstag<br />
und veröffentlicht wahrscheinlich am Ende desselben Monats sein letztes Werk mit dem programmatischen Titel<br />
Der Tod, das Jenseits, das Leben im Jenseits. Wider Erwarten waren am 2. Mai schon 400 Exemplare des Buches<br />
verkauft, und er schrieb:<br />
„Meine Prophezeiung, daß meine jüngste Schrift die gelesenste wird, scheint in Erfüllung zu gehen. Wie-<br />
443 Carl du Prel an den Cotta Verlag, 12.6.1896.<br />
444 Carl du Prel an Gottfried Kratt, 25.2.1896.<br />
445 Carl du Prel an Kratt, 19.3.1898.<br />
446 Du Prel, Carl: Die Magie als Naturwissenschaft: Bd. I Die magische Physik, Bd. II Die magische Psychologie, Costenoble, Jena 1899.<br />
447 Carl du Prel an Alfred von Mensi-Klarbach, 14.8.1898.<br />
448 Ebd.