25.02.2013 Aufrufe

ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

78 | CARL DU PRELS WELTBILD<br />

Soziale Auswirkungen hat der Unsterblichkeitsglaube sowohl auf die Gesamtheit der Gesellschaft als auch für das<br />

einzelne Mitglied, denn der Unsterblichkeitsglaube könne in Sterbefällen Trostbedürftigen den gewünschten Trost<br />

geben. 290<br />

Philosophie sei etwas für eine Gelehrtenkaste, die künftige Weltanschauung dagegen sollte im innigen Zusammenhang<br />

mit dem kulturellen Leben der gesamten Gesellschaft stehen, ihre Grundlinien beabsichtige du Prel in Das<br />

Rätsel des Menschen zu beschreiben:<br />

„Sie wird sich nicht einseitig an das Herz des Menschen wenden, wie die Religion, aber auch nicht einseitig<br />

an den Verstand, wie die Wissenschaft. Sie wird keine in Dogmen erstarrte Religion des blinden Glaubens<br />

sein, wird aber auch nicht jener Wissenschaft gleichen, von deren Lehrstühlen heute ein eiskalter Windzug<br />

auf das Volksleben herabweht. Als Metaphysik wird sie sich nicht bloß in begrifflichen Konstruktionen bewegen,<br />

sondern gleich der Naturwissenschaft eine Grundlage von Erfahrungsthatsachen haben, die sogar<br />

experimental erforscht werden kann.“ 291<br />

Der Spiritismus du Prels repräsentierte keine antiwissenschaftliche oder eine antimoderne Flucht in die Sphären der<br />

Magie und des Übernatürlichen. „Schon Max Weber hatte 1919 den eigentlichen Ursprung des Okkultismus in der<br />

modernen Wissenschaft selber verortet, deren fortlaufende „Entzauberung der Welt“ zur Folge habe, dass man nun<br />

auch das der Wissenschaft nicht Zugängliche - das Monumentale, das Religiöse, das „prophetische Pneuma“ - nach<br />

Maßgabe der Wissenschaft zu „ergrübeln“ versuche.“ 292<br />

„Schon der Beginn einer breiteren, auch öffentlich diskutierten Okkultismusbewegung in Deutschland in den<br />

1870er- und 1880er-Jahren hing eng mit der Herausbildung einer neuen wissenschaftlichen Disziplin zusammen:<br />

der Psychologie. Von Wilhelm Wundt und Hermann von Helmholtz bis zu Eduard von Hartmann und schließlich<br />

Sigmund Freud war die frühe Psychologie von Überlegungen und Experimenten geprägt, die sich immer wieder<br />

mit Phänomenen des Okkulten befassten, mit den Effekten spiritistischer Sitzungen, mit Hypnose, menschlichen<br />

Medien oder mit Konzepten einer „anderen Dimension“ oder einer „Geistwelt.“<br />

290 Carl du Prel an Gottfried Kratt, 8.8.1897.<br />

291 Vgl. Du Prel, Carl: Das Rätsel des Menschen. Einleitung in das Studium der Geheimwissenschaften. Schriftenreihe: Reclams<br />

Universal-Bibliothek 2978, Reclam jun., Leipzig 1892: Vorwort.<br />

292 Ebd.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!