ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS
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2. Feuilletons<br />
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Wie wir an obigem Beispiel gerade festgestellt haben, konnte du Prel anscheinend relativ problemlos komplizierte<br />
Sachverhalte, die in einem eher fachdidaktischen Stil und mit vielen Fachbegriffen durchsetzten Duktus geschrieben<br />
waren, in eher feuilletonistischem Stil wiedergeben und sie somit einer breiteren Allgemeinheit zugänglich<br />
machen. Beim Militär wurde er deswegen Ausbilder, dieser Sachverhalt weckte bei ihm zum einen den Wunsch in<br />
die Dozententätigkeit einzusteigen. Nachdem keine Stelle in der bayerischen Militärakademie frei wurde und es<br />
auch nie zu einer anderen Bewerbung auf eine Universitätsstelle kam, versuchte er sein Talent dahingehend zu<br />
nutzen, dass er fortan statt Studenten, ihm unbekannte Leser mit verschiedenen Aspekten - meist Darwinschen Gedankenguts<br />
- durch Artikel in Zeitschriften und mehr oder weniger wissenschaftlichen Zeitungen belehrte. Dabei<br />
versuchte er diese weltanschauliche Idee, die ja dem Christentum so diametral gegenüberstand und für die es in<br />
der damaligen Zeit nichts Vergleichbares gab, näher zu bringen und überzeugend darzustellen.<br />
Schon bei seiner ersten wirklich eigenständigen Arbeit Dem Kampf ums Dasein am Himmel (1874) wendete<br />
er ein Verfahren an, dem er, mal in einem stärkeren, mal in einem schwächeren Maße, bis zu seinem Tode<br />
treu blieb. Einzelne Kapitel aus seinen Büchern veröffentlichte er oft schon vorab in Zeitschriften. Zum<br />
einen um höhere Honorare für seine Arbeit zu erzielen, zum anderen aus einem eher pädagogischen<br />
Grund heraus. An Julius Bahnsen schrieb305 er, dass es notwendig sei, um Erfolg zu haben, Konzessionen<br />
zu machen, indem dem Publikum, das einer abstrakten Theorie in einem Buch keinen Geschmack findet,<br />
die Theorie auf konkrete Gegenstände in Artikeln anzuwenden. Und weiter schrieb306 er, Manuskripte würden<br />
von selbst aus dem Pult herausspazieren, wenn ihnen durch die Publizistik vorher der Weg geebnet<br />
werden würde. Aber er praktizierte auch den anderen Fall, indem er mehrere Artikel, die er als Reihe oder<br />
im Laufe der Zeit zu ähnlichen Themen oder weiterentwickelt zu einem speziellen Gebiet eines Themas<br />
geschrieben hatte, zu Büchern zusammenfasste, so geschehen beispielsweise bei Der Philosophie der Mystik<br />
(1885): Die Einleitung Über die Entwicklungsfähigkeit der Wissenschaft, wie die Kapitel Über die wissenschaftliche<br />
Bedeutung des Traumes und Die dramatische Spaltung des Ich im Traume erschienen, wenn auch teils<br />
in kürzerer Fassung, unter den gleichnamigen Titeln im Kosmos307 ; das Kapitel Das Erinnerungsvermögen<br />
erschien als Serie wortwörtlich ebenso 1883 im Kosmos308 ; das Kapitel Der Somnambulismus in zwei Artikel<br />
in der Gegenwart309 , das Kapitel Der Traum ein Arzt erschien 1884 im Der Salon310 und ein Jahr später noch<br />
einmal in den Psychischen Studien311 , und das Kapitel Das Janusgesicht des Menschen 1885 in der Wiener<br />
Abendpost312 . Ebenso verhielt es sich bei seinen anderen Büchern. Julius Bahnsen, dessen philosophisches<br />
305 Vgl. Carl du Prel in seinem Brief vom 13.12.1877 an Julius Bahnsen.<br />
306 Ebd.<br />
307 Du Prel, Carl: Über die wissenschaftliche Bedeutung des Traumes, in: Kosmos, Bd. 12, 1882: S. 23 ff., auch als Separatabdruck; Die<br />
dramatische Spaltung des Ich im Traume, in: Kosmos, Bd. 13, 1883: S. 44-57.<br />
308 Du Prel, Carl: Das Erinnerungsvermögen, in: Kosmos, Bd. 13, 1883: S. 321-336, S. 435-448, S. 502-524, auch als Separatabdruck,<br />
Stuttgart 1883: 54 S.<br />
309 Ders.: Der Somnambulismus, in: Die Gegenwart, Bd. 25, Nr. 19 v. 10.5.1884: S. 292-296, Nr. 20 v. 17.5.1884: S. 312-314.<br />
310 Ders.: Der Traum ein Arzt, in: Der Salon, Heft 2-5 1884: S. 520 ff.<br />
311 Ders.: Der Traum ein Arzt, in: Psychische Studien, 1885: S. 226 ff.<br />
312 Ders.: Das Janusgesicht des Menschen, in: Wiener Abendpost, Nr. 69 u. 70, o.D.