ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS
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96 | CARL DU PRELS STRATEGIEN DER VERBREITUNG - MÖGLICHKEIT <strong>UND</strong> ERFOLGE<br />
essant als das James darin schreibt: James war 1894 für ein Jahr Präsident der Society for Psychical Research in<br />
London, der in den Jahren von 1889 bis 1905 auch die American Society for Psychical Research angegliedert war.<br />
Dieser, wenn auch nur kurze Kontakt zu James ist in der derzeitigen Forschung zur Geschichte der Psychologie und<br />
des Spiritismus ein noch nicht ausgewertetes Indiz dafür, dass du Prel nicht in einer vollkommenen Abseitigkeit<br />
seine spiritistischen Forschungen betreib, sondern zumindest bei einigen sehr angesehenen Wissenschaftlern<br />
durchaus ein gewisses Interesse an seinen Theorien wecken konnte. Wahrscheinlich gab es über diesen persönlichen<br />
Kontakt du Prels zu dieser für einen gewissen Zeitraum zumindest zentralen Figur dieser beiden Organisationen<br />
hinaus, auch noch Beziehungen dieser Vereinigungen und der Gesellschaft für wissenschaftliche Psychologie<br />
zumindest auf institutioneller Ebene, immerhin hatte du Prel die Statuten der Society for Psychical Research zum<br />
Vorbild für das eigene Programm der Psychologischen Gesellschaft genommen und auch zu Teilen für die Gesellschaft<br />
für wissenschaftliche Psychologie.<br />
Dass du Prel auf Veranlassung Aksakows mehrfach mit italienischen Wissenschaftlern an spiritistischen Sitzungen<br />
in Mailand teilgenommen hat, ist im Falle Schiaparelli bereits erwähnt worden. Ein darüber hinaus reichender<br />
Austausch in brieflicher Form ist nicht bekannt und auch eher nicht wahrscheinlich, da du Prel kein Italienisch<br />
sprach. Darüber hinaus gehört zu der selbigen Gruppe aus Mailand auch Angelo Brofferio jr. (1846–1894), Professor<br />
für Philologie. Brofferio, der, ursprünglich Positivist, 1892 auch an den Sitzungen mit Eusapia Paladino teilnahm und<br />
anschließend für die spiritistische Deutung der Erscheinungen eintrat, schrieb daraufhin Per lo spiritismo (Mailand<br />
1892). Für die deutsche Übersetzung des Buches, die 1894 erschien, schrieb du Prel eine Vorrede. Im Gegenzug<br />
schrieb Brofferio für die italienische Ausgabe von du Prels Das Rätsel des Menschen die Vorrede. Eigentlich sollte<br />
Brofferio wie schon erwähnt Ehrendmitglied der Gesellschaft für wissenschaftliche Psycologie werden - die Verhandlungen<br />
waren bereits in Gange – als er im Jahre 1894 verstarb.<br />
Weitere Ehrenmitglieder dieser zweiten Gesellschaft waren Alexander Aksakow, Professor Charles Richet von der<br />
medizinischen Fakultät der Sorbonne in Paris und Eugène Auguste Albert de Rochas d’Aiglun, Direktor des Polytechnikums<br />
in Paris und der amerikanische Zoologe Professor Elliott Coues (1842–1899).<br />
Ob du Prel mit diesen in intensiverem Kontakt stand, kann bisher noch nicht nachgewiesen werden, auch wie die<br />
Kontakte zu den Einzelnen hergestellt wurde und in wie weit sie diese Ehrenmitgliedschaft mit Aufgaben verbanden<br />
oder ob sie Ideen für die Weiterentwicklung der gemeinsamen Ziele beisteuerten, kann derzeit nicht genauer<br />
gesagt werden.<br />
Ob man auf der Basis dieser Kontakte, im Falle du Prels schon von einem „Underground of Europe“ oder auch von<br />
einer „okkultistischen Internationalen“ sprechen kann, wie Ulrich Linse es im Zusammenhang mit der Vernetztheit,<br />
dieser Interessensgemeinschaften tut386 , wird für du Prel in Zukunft zumindest weiter zu prüfen sein. Informationen<br />
aus dem Nachlass Alexander Aksakow, der tatsächlich eine unglaubliche Vernetzungsarbeit der Spiritisten<br />
über Europa hinweg betrieb, scheinen aber Beweise dafür bereit zu halten, dass auch du Prel auf dieses Netzwerk<br />
zumindest in Teilen Zugriff hatte.<br />
386 Linse, Ulrich: Geisterseher und Wunderwirker Heilssuche im Industriezeitalter, Fischer, Frankfurt/M. 1996: S. 10.