25.02.2013 Aufrufe

ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

| 75<br />

Fähigkeit zu wirken, während eine rein geistige Seele zu einer untätigen Beschaulichkeit verurteilt wäre. Materialisationen<br />

beispielsweise sind notwendige Folgerungen aus der Annahme eines organisierenden Prinzips in uns 271 .<br />

Weiter sah du Prel das organisierende Prinzip als individuell - Präexistenz und Postexistenz seien Folgerungen<br />

daraus. So liegt das Leben für ihn dazwischen - als eine Materialisation. 272 Jenseits als ein Stück Diesseits, an dem<br />

nur unsere körperliche Organisation durch die Seele nicht angepasst ist. An Hartmann schrieb er, dass er an eine<br />

ewige Getrenntheit dieser ‚beiden Weltstücke’ nicht glauben könne; „in der beiderseitigen Entwicklung – sogar in<br />

einseitiger – müssen sie einander entgegenreisen“ 273 und zu einer Welt werden.<br />

„Betrachten wir die Phänomene des Okkultismus, so finden wir dieselben in der Tat nie durch eine rein<br />

geistige Kraft erzeugt, sondern alle Seelenfunktionen sind vermittelt durch eine übersinnliche Materie.<br />

[…] Das Jenseits, welches der Okkultismus aufzustellen vermag, enthält also viel genauere Bestimmungen<br />

in Bezug auf Raum, Zeit und Kausalität, als sich in der religiösen Metaphysik finden. Der Trennungsstrich<br />

zwischen Diesseits und Jenseits ist nicht räumlich gezogen, sondern durch unsere Sinne, damit aber auch<br />

der Trennungsstrich, der unsere irdische Erscheinungsform von unserem metaphysischen Wesenskern<br />

trennt. Unser zerebrales Bewusstsein weiß nichts von der inneren Wesenheit der Dinge, und unser zerebrales<br />

Selbstbewusstsein kennt nicht unseren eigenen Wesenskern. Da der Trennungsstrich nur subjektiv<br />

gezogen ist, so liegen das Diesseits und Jenseits nicht auseinander, sondern ineinander, und die jenseitige<br />

Existenz folgt nicht der diesseitigen, sondern besteht gleichzeitig mit ihr. “274<br />

In Der Tod, das Jenseits, das Leben im Jenseits (1899) schrieb du Prel:<br />

„Unser magischer Wesenskern ist schon mit dem magischen Naturganzen verschmolzen, und unbewusst<br />

gehören wir schon jetzt dem Geisterreich an. Die Entwicklung wird die unbewusste Zugehörigkeit zum<br />

Jenseits durch weitere Steigerung des biologischen Prozesses zur bewussten machen und die Verschmelzung<br />

des Diesseits mit dem Jenseits vollenden.“ 275<br />

Mit diesen Ansichten sah sich Carl du Prel dem damals vorherrschenden Materialismus konträr gegenüber stehend.<br />

Er war davon überzeugt, dass es einen Zusammenhang gab zwischen dem Anhängen an einer materialistischen<br />

Weltanschauung und den „socialen Schäden“ in der Gesellschaft, wie z. B. Verarmung, Verelendung sowie einen<br />

Niedergang der Ethik, der sich ihm in einer Steigerung der Selbstmordrate zeigte. Carl du Prel war der Ansicht, dass<br />

die Überzeugung und das Bekenntnis zu einer spiritistischen Weltansicht die Gesellschaft verändern würde. 276 Für<br />

den moralischen Fortschritt eines Menschen sei eine metaphysische (ganz gleich ob religiöse oder philosophische)<br />

Weltanschauung von grundlegender Wichtigkeit, die metaphysiklose (materialistische) Weltanschauung berge eine<br />

große Gefahr, wenn sie in die „tieferen Schichten des Volkes hinabsickert“ 277 . Wer den Menschen aufklärte über das<br />

wahre Wesen der Welt und des Menschen, und dabei das Problem der Moral umfasse, verhelfe nicht nur der Wahrheit<br />

zum Durchbruch, sondern bekämpfe auch die Sünde, die nur lebensfähig sei auf der Grundlage einer falschen<br />

metaphysiklosen Weltanschauung.<br />

271 Carl du Prel an Bartholomäus von Carneri, 9.4.1885.<br />

272 Carl du Prel an Eduard von Hartmann, 8.7.1885.<br />

273 Ebd.<br />

274 Du Prel, Carl : Der Tod, das Jenseits, das Leben im Jenseits, Selbstverlag, München 1899: S. 46 f.<br />

275 Ebd.: S. 111.<br />

276 Vgl.: Du Prel, Carl: Materialismus und Moral, in: Nachgelassene Schriften, Altmann, Leipzig 1911: S. 117.<br />

277 Ebd.: S. 122.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!