ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS
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und Naturschilderer des Alpenraums. Und Greif wurde ein erfolgreicher Dichter und Dramatiker, dessen Stücke auf<br />
vielen deutschsprachigen Bühnen gespielt wurden.<br />
Damals in der Mitte der 1860er Jahre traf man sich regelmäßig in einem Münchner Café, wo man über Kunst und<br />
Philosophie - besonders über Schopenhauer - diskutierte. Diverse Briefe von du Prel geben Hinweise auf kleinere<br />
Novellen und Kurzgeschichten, die er geschrieben hat, aber unveröffentlicht blieben. Einer seiner ersten Briefe an<br />
Hartmann enthielt einen kurzen Auszug einer unveröffentlichten Novelle und damit eines der wenigen erhaltenen<br />
frühen Beispiele seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Sie trug den Arbeitstitel Aus dem Jahre 1866. Die Allgemeine<br />
Zeitung druckte im Frühjahr 1869 du Prels Novelle Drei seelige Tage. Das blieb allerdings die einzige Kurzgeschichte<br />
in seinem literarischen Schaffen, die veröffentlicht wurde.<br />
Robert von Hornstein beschrieb in seiner Biografie73 die Stimmung in dem Kreis der Freunde zu Beginn ihrer<br />
Bekanntschaft:<br />
„Ein gewisser Sturm und Drang ging durch diese seltsame Gesellschaft. Keinem war es ganz wohl in seiner<br />
Haut. Jeder strebte nach einer Anerkennung, die ihm bis dahin versagt war. Noé lag als Schriftsteller noch<br />
in den Windeln. Baron du Prel war noch mehr Offizier als Philosoph. Martin Greif hatte angefangen zu<br />
dichten. Ich hatte gerade angefangen, mir einen Namen zu machen. Es war noch nicht weit her damit. Wir<br />
waren ausgesprochene Pessimisten.“ 74<br />
Entsprechend gab sich die Gruppe anfänglich den Namen „die Hoffnungslosen“ 75 .<br />
In manchem Brief 76 sprach du Prel von seinem grüblerischen und nachdenklichen Naturell, das ihn zu Fragen nach<br />
dem Sinn der Religion, der Geschichte und Entwicklungsgeschichte der Welt und des Menschen anregte. Antworten<br />
suchte er in den Schriften Kants und Schopenhauers.<br />
„Glücklich noch Derjenige, der in seinem Drange nach Erkenntniß den Gegenständen einer eingeschränk-<br />
73 Hornstein, Robert von: Memoiren, herausgegeben von Ferdinand von Hornstein, Süddeutsche Monatshefte, München 1908.<br />
74 Hornstein 1908: S. 394./ Bei Martin Greif führte dies (Ende der 1860er Jahre) sogar zu einem mehrmonatigen Aufenthalt in<br />
einer Nervenheilanstalt und bei Bayersdorfer zu Studienabbruch, Schreibblockaden und teilweise monatelangem Rückzug.<br />
Wilhelm Steinhausen, ein Freund von Bayersdorfer, schrieb in seinen Memoiren: „Du Prel sagte mir einmal, daß ihn das Lesen<br />
der Selbstbiographie Jean Pauls mehrmals von einem verzweifelten Schritt bewahrt habe“. Vgl.: Käss, Siegfried: Der heimliche<br />
Kaiser der Kunst: Adolph Bayersdorfer, seine Freunde u. seine Zeit, München 1987: S. 107.<br />
75 Ebd.<br />
76 Carl du Prel an Eduard von Hartmann, 21.10.1869: „[Es] fehlt … an den Nerven.“ Carl du Prel an Eduard von Hartmann,<br />
3.10.1872: „Was mir fehlt ist nervöse Reizbarkeit, die übrigens hereditär ist und Appetitlosigkeit.“ Carl du Prel an Eduard von<br />
Hartmann, 18.10.1872: „Ich weiß, daß mir die Ruhe des Familienlebens das Zuträglichste wäre; es würde mir einen Gravitationspunkt<br />
geben, der mir fehlt.“ Carl du Prel an Eduard von Hartmann, 1.5.1877: „Ich bin ganz und gar arbeitsunfähig, wie<br />
immer bei Sorgen und Verdrießlichkeiten. Du Prels Stimmungen konnten stark schwanken zwischen Ruhelosigkeit, schwerer<br />
Melancholie und Apathie, was dazu führte, dass er mitunter monatelang arbeitsunfähig war und nichts zu Papier brachte.<br />
Über ein besonderes „Gegenmittel“ schrieb er in einem Brief an Eduard von Hartmann am 18.10.1872: „Die Psyche […] muß<br />
ich vor jedem unangenehmen Luftzug bewahren; das ist mir angeboren und wird wohl auch nicht mehr anders. Ich weiß,<br />
daß mir die Ruhe des Familienlebens das Zuträglichste wäre; es würde mir einen Gravitationspunkt geben, der mir fehlt.“ Carl<br />
du Prel an Julius Bahnsen, 8.6.1877 (SUB Hamburg, NL Bahnsen, Sign: 2/D106): „Ich werde noch ein paar Tage hier bleiben,<br />
dann aber ins Gebirge vermuthlich nach Klagenfurt, reisen, um meine etwas angestrengten Nerven wieder ausruhen zu<br />
lassen. Zwischen Wald, Wasser und Einsamkeit [werde] ich hoffentlich auch wieder arbeitsfähig werden, was ich seit ½ Jahr<br />
nicht mehr bin.“