ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS
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VIII<br />
Abschließende Selbstreflexion<br />
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Ausgangspunkt für diese Arbeit war die Aufgabe einer Suche. Ich habe mich in einer dreijährigen Recherche durch<br />
eine Vielzahl von Bibliotheks- und Redaktionsarchiven einem Thema angenähert, dessen Form der Präsentation in<br />
dieser Zeit vielfach sein Gesicht verändert hat.<br />
Der Zweck und die Hauptaufgabe dieser Arbeit war es, einen Überblick wiederherzustellen, der in den letzten hundert<br />
Jahren mit seinen vielfältigen historischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Verwerfungen verloren<br />
gegangen war. Einen Überblick über ein Werk, der gleichzeitig auch ein Einblick in das Leben und den Geist jenes<br />
Mannes geworden ist, der es ersann.<br />
Meine Recherche hat eine nahezu vollständige Liste aller schriftlichen Erzeugnisse zu Tage gefördert, die Carl du<br />
Prel in den Jahren 1866 bis 1899 veröffentlichte oder als Separatabzüge in Umlauf brachte. Diese habe ich nach<br />
Erscheinungsort und Erscheinungsjahr aufbereitet, sodass diese Arbeit wie ein Nachschlagewerk für zukünftige<br />
Forschungen anzusehen ist, in dem man zum ersten Mal die Möglichkeit bekommt, eine Gesamt- und Zusammenschau<br />
von du Prels Arbeit zu erlangen.<br />
Gleichzeitig sind mir bei meinen Recherchen zum Teil umfangreiche Korrespondenzen in die Hände gekommen,<br />
die du Prel mit Menschen in verschiedenen Teilen Europas unterhielt, die es mir erlaubten, wie mit einem Spotlight<br />
Licht auf Momente, Passagen und Episoden aus du Prels Leben zu werfen.<br />
Noch, und darauf sei an dieser Stelle noch einmal mit aller Deutlichkeit hingewiesen, bestehen an vielen prominenten<br />
und entscheidenden Stellen Lücken in du Prels Leben und Schaffen, die weiterer Forschung bedürfen. Daraus<br />
könnten weitergehende und entscheidende Hinweise für du Prels Einfluss auf eine Vielzahl von Disziplinen und<br />
einen Teil der deutschen Kulturschaffenden, die wegweisende Funktionen in der Entwicklung hin zur Moderne am<br />
Ende 19. Jahrhundert hatten, ergeben.<br />
Es ist deutlich geworden, dass sich das Ziel du Prels, Menschen zum Spiritismus zu bekehren, die Naturwissenschaftler<br />
dazu zu bewegen, sich mit ‚Magie’ als einer Form von noch unbekannter Naturwissenschaft zu beschäftigen,<br />
mit den von ihm angewandten Mitteln nicht erreichen ließ und er mit dem Versuch, eine spiritistische<br />
Weltanschauung im wilhelminischen Kaiserreich zu verankern, gescheitert ist.<br />
Auch in Hinblick auf seine beachtlichen Versuche Vermittlungsstrategien zur Erlangung seiner Ziele einzusetzen,<br />
waren ihm nur begrenzte Erfolge beschieden.<br />
Aber es ist auch deutlich geworden, dass wir hier einer frühen Form eines Versuches der Vernetzung begegnet sind,<br />
die voraus genommen hat, was heute sowohl im wissenschaftlichen, wie auch im ökonomischen und kulturellen<br />
Bereich zu einer der bedeutendsten Erfolgsstrategien gezählt wird. Nämlich der Versuch, ein vielfältiges Beziehungs-<br />
und Kommunikationsnetz herzustellen, das weit über die eigene Disziplin hinausgeht, gleichzeitig aber<br />
auch der Versuch unternommen wird, diese alle für die eigenen Zielsetzungen nutzbar zu machen.<br />
Ich habe mit meiner Recherche und Quellenarbeit den ersten Versuch unternommen, ein bisher nur in losen Bruchstücken<br />
vorhandenes Bild über einen bestimmten Aspekt der Wissenschaftsgeschichte plastischer werden zulassen