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ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

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262 | ANHANG<br />

heutige Modell des Künstlers nur äusserem Befehl gehorcht, oder nur mechanisch in Position gesetzt wird.<br />

Das Interesse an diesem Studium ist also ein allseitiges, und es kann gewiss nicht mehr verfrüht erscheinen, dass<br />

zum Zwecke desselben eine Gesellschaft zusammentritt. Indem es sich aber um eine Experimentalwissenschaft<br />

handelt, wird auch der Zweifel, der den bisher wenig erforschten Seiten des Seelenlebens noch immer entgegengebracht<br />

wird, zur Beruhigung gelangen; denn das Experiment müsste selbst in die extremsten Erscheinungen<br />

dieser Richtung – wie solche unter dem Namen Spiritismus in jüngster Zeit vielfach von sich reden machen – Klarheit<br />

bringen. Die „Gesellschaft für psychologische Untersuchungen“ wird daher, falls ihr Erscheinungen dieser Art<br />

vorkommen sollten, die Untersuchung derselben selbstverständlich ebenfalls in die Hand nehmen; denn ein Recht,<br />

a priori zu negieren, kommt der Wissenschaft nicht zu, und es ist genugsam bekannt, dass gerade die aprioristische<br />

Negation in der Entwickelung der Wissenschaften den unheilvollsten Einfluss ausgeübt hat. Das einzige Recht, ja<br />

die Pflicht der Wissenschaft, ist die Untersuchung; diese Pflicht aber hört unbegreiflichen Erscheinungen gegenüber<br />

nicht auf, sondern wird diesen gegenüber nun um so grösser; denn gerade die unbegreiflichsten Tatsachen<br />

erwiesen sich, wenn sie erforscht waren, immer als die für die Wissenschaft nahrhaftesten. Dass sich der Spiritismus<br />

durch blosse Machtansprüche vom Standpunkt vorgefasster Systeme nicht bannen lässt, zeigt sich deutlich genug;<br />

wer ihn also beseitigen will, ist auf die Untersuchung derselben eben so sehr angewiesen, wie wer ihn fördern will.<br />

In Erwägung aller dieser Tatsachen hat sich nun in München eine „Gesellschaft für psychologischen Untersuchungen<br />

gebildet. Da es ihr erwünscht ist, die verschiedensten Richtungen zum Worte kommen zu lassen, schliesst sie<br />

auch prinzipiell keine Richtung aus. Die Psychologie weniger, als irgend ein anderer Wissenszweig, wäre heute<br />

schon berechtigt, eine bestimmt Richtung zu pflegen. Nur aus dem Zusammenwirken verschiedener Richtungen<br />

kann ein erspriessliches Resultat sich ergeben. Die Psychologische Gesellschaft ist sich bewusst, dass auch von der<br />

zu erforschenden psychologischen Wahrheit das Heraklitische Wort gilt: Der Streit ist der Vater aller Dinge.<br />

Die Vorstandschaft.<br />

Alle die Gesellschaft betreffende Anfragen und sonstigen Postsachen sind zu adressieren: An die Psychologische<br />

Gesellschaft in München.

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