ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS
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86 | CARL DU PRELS STRATEGIEN DER VERBREITUNG - MÖGLICHKEIT <strong>UND</strong> ERFOLGE<br />
erscheinen soll, 1000 Separatabzüge herstellen zu lassen und diese in derselben Weise zu verbreiten, wie<br />
früher meinen Aufsatz 332 über Ihr Buch ‚Animismus p’.“ 333<br />
Die Separatabzüge wurden bisweilen auch als Kampfmittel eingesetzt, in dem sie wie Flugblätter in einer konzertierten<br />
Aktion verteilt werden sollten. In der Hochphase der Animismus-Spiritismus-Kontroverse zwischen Eduard<br />
von Hartmann und Alexander Aksakow trat du Prel für Aksakow ein:<br />
„Ihr Urtheil über Hartmann hat noch Jeder fällen müssen, der mit ihm in literarische Fehde gerieth. Der von<br />
ihm angerichtete Schaden wird aber doch einigermaßen wieder gut gemacht werden, wenn meine Replik<br />
in den ‘Psychischen Studien’ und ‘Sphinx’ erscheint. Außerdem hat die ‘Gesellschaft für wissenschaftliche<br />
Psychologie’, der ich angehöre, beschlossen, bei der ‘Sphinx’ 1000 Separatabzüge zu bestellen und innerhalb<br />
der Gelehrtenkreise zu versenden. Sollten Sie dafür einige Adressen haben, so würden wir natürlich<br />
Ihre Wünsche berücksichtigen.“ 334<br />
5. Psychologische Gesellschaft<br />
Die Gründung der Psychologischen Gesellschaft im Herbst 1886 lässt sich auch in eine von Carl du Prel verfolgte<br />
Strategie einbauen. Es war wohl kein Zufall, dass er 1884 gerade dann in eine Gesellschaft eintrat335 , als er begann,<br />
ein eigenes, eigenständiges, philosophisches System aufzubauen und er aus dieser Gesellschaft wieder austrat, als<br />
er feststellen musste, dass diese Gesellschaft seinen wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügte. Mit der Beteiligung<br />
an der Gründung der Psychologischen Gesellschaft verfolgte du Prel diverse Zwecke: 1.) es verschaffte ihm<br />
die Lage, Untersuchungen durchzuführen, Experimente (‚mystische Studien’) zu betreiben, zu bezeugen, Kosten zu<br />
teilen, Erfahrungen auszutauschen etc.<br />
Einen wesentlichen Einfluss dabei dürfte nicht zuletzt die französische Zeitschrift Revue de l’hypnotisme gehabt<br />
haben. Über sie war du Prel auf hypnotische Experimente und die neuen Suggestions- und Hypnosetherapien der<br />
Professoren in Nancy (Bernheim und Beaunis) und Paris (Charcot) aufmerksam geworden und sie hatte ihn angeregt,<br />
selbst solche Experimente durchführen zu wollen. Er sah allerdings deren Gehalt und Ergebnis vor dem Hintergrund<br />
einer offiziell eingetragenen Gesellschaft als wirkungsvoller und beachtenswerter an, als wenn er diese als<br />
Privatgelehrter zu bestreiten gehabt hätte. Zum anderen kamen die Kosten für solche Unternehmungen, die er als<br />
Einzelperson weit mehr zu spüren bekommen hätte, als in einer Gesellschaft und selbst dort waren die Kosten noch<br />
so hoch, dass die beiden von ihm ins Leben gerufenen Gesellschaften nur sehr begrenzt die Möglichkeit hatten, in<br />
dem Umfang den Experimenten nachzukommen, wie du Prel es sich eigentlich gewünscht hätte. Es wird also auch<br />
vor diesem Hintergrund deutlich, dass sich du Prel immer darum bemühte in der Öffentlichkeit Wirkung zu erzielen<br />
und das diese Wirkung möglichst Glaubwürdigkeit ausstrahlte und nicht in ein Umfeld von Hokuspokus verfiel, was<br />
332 Du Prel, Carl: Phänomenologie des Spiritismus, in: Sphinx, Bd. 10, Heft 58, Okt. 1890: S. 200 ff; auch als Separatabdruck und in:<br />
Der Spiritismus, Reclam, Leipzig 1893.<br />
333 Carl du Prel an Alexander Aksakow, 28.2.1891.<br />
334 Ebd., 15.5.1891.<br />
335 Gemeint die Theosophische Zweiggesellschaft Germania.