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ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

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ihm allein zugehörige Merkmale besitzt, wird es zur Pflicht der Philosophie, diesem metaphysisch noch<br />

nicht verwerteten Drittel unseres Daseins ein gleiches, wenn auch mühevolleres Studium zuzuwenden,<br />

wie dem wachen Leben. 196<br />

| 57<br />

Die Philosophie der Mystik sah du Prel als eine „Verlängerungslinie“ der Philosophie des Unbewußten von Hartmann<br />

an und so hoffte er nun auf eine positive Bewertung seiner Arbeit durch seinen früheren „Lehrer“.<br />

Du Prel sah schon viel früher in Hartmanns philosophischem System Lücken, scheute sich aber auf Grund von<br />

Wissenslücken, Kritik an Hartmanns Philosophie zu legen und fühlte sich nicht befähigt, ihm auf diesem Gebiet in<br />

Augenhöhe entgegen zu treten. Er schreibt schon 1870, also 15 Jahre vor der Veröffentlichung von Die Philosophie<br />

der Mystik, an Hartmann:<br />

„Könnte ich doch den Maßstab einer […] immanenten Kritik an Ihr Werk legen. […]Sie würden es mir<br />

nicht verübeln; denn Sie haben den Glauben selbst nicht, das letzte Wort in der Philosophie gesprochen zu<br />

haben.“ 197<br />

Und Hartmanns Arbeit Das Unbewußte vom Standpunkt der Physiologie und Descendenztheorie, die 1872<br />

erscheint, kommentiert er:<br />

„[...] daß Stillstände im Schaffen bei Ihnen nicht eintraten und […]daß vielmehr lebendiges Wachsthum<br />

noch vorhanden, welches die reife Frucht erst noch in Aussicht stellt.“ 198<br />

Und einige Tage zuvor ermutigte er sich sogar zu folgender Bemerkung:<br />

„Es müsse umgearbeitet werden - eine mühevolle Arbeit, der Sie sich aber meiner Ansicht nach nicht werden<br />

entziehen können.“ 199<br />

Öffentlich nahm du Prel in den Jahren 1872 bis 1878 keine Stellung mehr zu Hartmanns Werken, schob weitere<br />

Beurteilungen und Rezensionen immer wieder auf und vertröstete Hartmann auf Zukünftiges. Im Oktober 1878<br />

machte Hartmann die Bemerkung, dass er seit sechs Jahren ohne Information darüber sei, mit welchen Augen du<br />

Prel seine seitdem erschienenen Schriften betrachte. 200<br />

Mit seiner Arbeit Philosophie der Mystik sah sich du Prel über seinen Lehrer hinausgewachsen, der mit seiner<br />

Philosophie des Unbewussten zwar „Stollen von beträchtlicher Länge“ in das „dunkle Reich des Unbewußten“<br />

vorgetrieben hätte, doch das Unbewusste pantheistisch gefasst. Du Prel dagegen sah durch den Nachweis eines<br />

transzendentalen Subjekts das Unbewusste indivualistisch.<br />

Hartmanns kritisierte201 in seinem Aufsatz Der Somnambulismus, der zunächst in Nord und Süd und später noch<br />

einmal in Moderne Probleme (1886) abgedruckt wurde, du Prels Überschätzung des Somnambulismus und in<br />

Folge dessen auch den den „unzweckmäßigen Titel“ 202 , weil ich nicht wie du Prel im Somnambulismus die ‚Grund-<br />

196 Du Prel, Carl: Philosophie der Mystik, 2te. Aufl., Altmann, Leipzig 1910: S. VIII<br />

197 Carl du Prel an Eduard von Hartmann, 12.10.1870.<br />

198 Carl du Prel an Eduard von Hartmann, 25.11.1872.<br />

199 Carl du Prel an Eduard von Hartmann, 9.11.1872.<br />

200 Vgl.: Eduard von Hartmann an Carl du Prel, 7.10.1878.<br />

201 Vgl. auch Briefwechsel ab 1884 zwischen Carl du Prel und Eduard von Hartmann im Anhang.<br />

202 Hartmann, Eduard von: Der Somnambulismus, in: Moderne Probleme, Friedrich, Leipzig 1886 [vordatiert]: S. 187.

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