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ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS

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84 | CARL DU PRELS STRATEGIEN DER VERBREITUNG - MÖGLICHKEIT <strong>UND</strong> ERFOLGE<br />

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts sollte er sogar verfilmt werden326 . Auch wurde es für die Bühne adaptiert,<br />

jedoch ohne du Prels Genehmigung - wie er in einem Brief zu erkennen ließ327 . Dieser Roman wurde zwar auch in<br />

andere Sprachen übersetzt (u.a. ins Russische, Amerikanische und Tschechische), doch ohne du Prels Einverständnis<br />

und ohne Honorar328 , ebenso erschien der Roman in Fortsetzungen in der russischen Zeitschrift Rebus - ebenso<br />

ohne du Prels Zustimmung.<br />

In einem ähnlich Aufsehen heischenden Stil verfuhr Carl du Prel hinsichtlich der Philosophen, die er auf seine Seite<br />

ziehen wollte, indem er die Kantsche Vorlesungen über Psychologie herausgab und sie mit eine Einleitung mit<br />

dem Titel Kants mystische Weltanschauung versah<br />

Er schrieb dazu an von Mensi-Klarbach:<br />

„[…] die Mystik wird nicht leicht mehr für reinen Unsinn erklärt werden können. Vielleicht aber wird<br />

man mir nicht glauben, daß ich die „Vorlesungen“ erst seit 3 Monaten kenne, und sagen, ich hätte meine<br />

Weisheit aus Kant gestohlen. Aber bei ihm sind es nur Intuitionen, bei mir Induktionen aus einem ihm<br />

unbekannt gebliebenen Thatsachenmaterial. Diejenigen sind jedenfalls blamirt, die mich gehaut zu haben<br />

meinen, und nun sehen, daß sie Kant getroffen haben. Das ist das Lustige an der Geschichte.“ 329<br />

Zu den Enttäuschungen über ausbleibende Honorare aus dem Ausland kamen in Bezug auf die Bücher die<br />

mageren finanziellen Erlöse, da nur ein sehr geringer Absatzes der Bücher im Inland zu verzeichnen war. Bis auf<br />

die Reclam-Heftchen hatten seine Schriften grundsätzlich meist nur eine geringe Auflage - seine erstes Buch<br />

Der gesunde Menschenverstand wurde in den ersten zwei Jahren nur ca. 130mal (!) verkauft. Der Kampf ums<br />

Dasein am Himmel erlebte zwar drei Auflagen, allerdings handelt es sich dabei noch um eine Schrift aus du Prels<br />

vor-spiritistischen Phase und es geht dabei mehr um darwinistische Ideen, die auf allen Gebieten eine viel größere<br />

Resonanz erfuhren, als die spiritistische Idee je hatte.<br />

1892 konnte er durch Verschmelzung und Erweiterung von zwei Vorträgen mit den Titel Das Rätsel des Menschen<br />

bei Reclam eine gleichnamige Schrift als Einleitung in das Studium der Geheimwissenschaften herausbringen und<br />

damit die Verbreitung des Spiritismus weiter vorantreiben. Die Reclam Heftchen waren nicht teuer und fanden von<br />

all seinen Schriften die größte Verbreitung und hatten daher auch den größten Nachhall. Sie befanden sich sowohl<br />

in den Bibliotheken von Arbeitervereinen, als auch bei Künstlern wie Arnold Schönberg, Kandinsky und Gabriele<br />

Münter und Richard Dehmel befanden. Allerdings muss man bei einer solchen Aussage mit in Betracht ziehen, dass<br />

diese Hefte eben weil sie sehr günstig waren, zwar schnell gekauft und eventuell auch gelesen waren, wie weit und<br />

ob sie tatsächlich Einfluss auf das künstlerische Schaffen dieser Künstler hatten, bleibt noch zu untersuchen.<br />

Auch mit dem ein Jahr später beim selben Verlag erschienenen Büchlein Der Spiritismus (1893) verfolgte du Prel<br />

an den Erfolg der ersten Veröffentlichung in dieser Reihe anzuknüpfen, was ihm auch einigermaßen gelang. Er<br />

326 Jedoch verweigerte die Familie du Prel die Filmrechte: siehe Briefwechsel Cotta-Archiv, Marbach.<br />

327 Carl du Prel an Alexander Aksakow, 19.2.1896: „Am 16.ten dss. ist in Berlin das ‚Kreuz am Ferner’ als Drama am Nationaltheater<br />

aufgeführt worden, nicht bloß ohne meine Erlaubniß, sondern trotz meines Protestes. Ich halte nur den 2ten Band für<br />

dramatisch verwendbar, nicht aber den 1ten. Der Verfasser brachte aber einige Änderungen an und nennt nun sein Werk ein<br />

ganz selbständiges.“<br />

328 Seinen Ärger darüber machte du Prel Luft in dem Aufsatz Deutscher Schriftsteller und Amerikanischer Flibustier, abgedruckt in<br />

in der Zetischrift Die Gesellschaft (1892)<br />

329 Carl du Prel an Alfred von Mensi-Klarbach, 7.7.1888.

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