ZWISCHEN PHILOSOPHIE UND SPIRITISMUS
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für alle Betheiligten besser gewesen, wenn statt meines Bruders ich gefallen wäre.“<br />
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Nicht nur wegen seiner allgemein eher schwachen Gesundheit 105 waren Carl du Prels Eltern in Sorge, auch weil seine<br />
Zukunft unsicher war. Doch noch während seiner Zeit in Neuburg an der Donau entstand du Prels erstes Buch.<br />
Den Anlass zu dieser Schrift gab du Prel der Zufall, dass fast gleichzeitig mit seiner sehr günstigen Besprechung der<br />
Philosophie des Unbewußten von Eduard von Hartmann, die er in Form eines Essays in der Oesterreichischen Wochenschrift<br />
für Wissenschaft und Kunst 106 veröffentlichte, eine polemische Angriffsschrift 107 eines bis dahin nicht in<br />
Erscheinung getretenen Autors namens „J. C. Fischer“ erschien, in der denen du Prels diametral entgegengesetzte<br />
Ansichten über Hartmanns Werk vertreten wurden.<br />
J. C. Fischer nannte darin Hartmanns Philosophie des Unbewußten einen ‚Schmerzensschrei des gesunden Menschenverstandes‘<br />
und ließ auch nicht ein gutes Haar an dem Werk, das du Prel für eine bedeutende Leistung erklärt<br />
hatte. Du Prel wollte nun seiner bereits ausgesprochenen Ansicht über die Philosophie des Unbewußten Nachdruck<br />
verleihen und ging ausführlicher als in seinem Essay auf Teleologie und Kausalität in der Natur, Zwecklosigkeiten<br />
und Zweckwidrigkeiten in der organisierten Natur, Deszendenztheorie (Abstammungstheorie) sowie das<br />
unbewusste Wollen und Vorstellen und auf das Verhältnis des Bewusstseins und Selbstbewusstseins zum Unbewussten<br />
ein. Auf Hartmanns Empfehlung hin beschäftigte sich du Prel während seiner Arbeit an seinem erstem<br />
Buch, der polemischen Schrift Der gesunde Menschenverstand 108 (1872), mit Physiologie und Psychologie im Allgemeinen<br />
und mit Friedrich Zöllner und dessen Beschreibung der Gehirnvivisektion 109 im Besonderen. Es entstand<br />
die z. T. humorreiche Verteidigungsschrift Der gesunde Menschenverstand vor den Problemen der Wissenschaft.<br />
In Sachen J. C. Fischer contra Eduard von Hartmann 110 .<br />
Dass du Prel ein leidenschaftlicher Verfechter Hartmanns war, zeigt sich in der Reaktion auf Fischer. Diese Parteinahme<br />
wurde belohnt, die Hochachtung war gegenseitig. Welche Achtung du Prel bei Hartmann genoss belegt Hartmanns<br />
Anfrage einige Jahre später, nachdem ab dem 1. Januar 1876 die französische Revue philosophique und die<br />
englische Mind mit durchschlagendem Erfolg erschienen und auch in Deutschland gelesen wurden und Hartmann<br />
in Erwägung zog, eine Zeitschrift zu gründen und du Prel als einen Mitarbeiter zu gewinnen.<br />
Da bei der französischen Zeitschrift nach Hartmanns Meinung der Zweck verfolgt wurde, die französische Philosophie<br />
in Deutschland einzuführen, obwohl sie in Deutschland doch nicht in derselben Weise ‚gehandhabt’ werden<br />
könnte, und Mind sich fast ausschließlich mit Psychologie befasse, sollte seine Zeitschrift der Verbreitung seiner<br />
Schriften zu Gute kommen und seiner Philosophie näher stehen als bisher existierende, wie etwa die Zeitschrift für<br />
105 Wie Carl du Prel es in diversen Briefen selbst formulierte, litt er bisweilen unter Schlafstörungen, Schlaflosigkeit und während<br />
der letzten Jahre bei der Armeezeit unter Überarbeitung. Vgl. Briefe Carl du Prels an Eduard von Hartmann, 21.10.1869, an<br />
Julius Bahnsen, 8.6.1877.<br />
106 Du Prel, Carl: Philosophie des Unbewußten Von Eduard von Hartmann. [Dritte, beträchtlich vermehrte Auflage], in: Oesterreichische<br />
Wochenschrift für Wissenschaft und Kunst, Bd. 1, Hefte 1–27: S. 417–431, ca. März 1872.<br />
107 Fischer, J. C.: Hartmann’s Philosophie des Unbewußten Ein Schmerzensschrei des gesunden Menschenverstands, Wigand, Leipzig<br />
1872.<br />
108 Der gesunde Menschenverstand vor den Problemen der Wißenschaft In Sachen J C Fischer contra Eduard von Hartmann, Carl<br />
Duncker’s Verlag, Berlin 1872.<br />
109 Carl du Prel an Eduard von Hartmann, 17.4.1872: „Die Gehirnvivisection bei Zöllner ist sehr gut.“ Der Buchtitel ist nicht eruierbar.<br />
110 Du Prel, Carl: Der gesunde Menschenverstand vor den Problemen der Wißenschaft, in Sachen J C Fischer contra Eduard von Hartmann,<br />
Carl Duncker’s Verlag, Berlin 1872.