Münchener-Rück-Gruppe: Geschäftsbericht 2006 - Munich Re
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<strong>Münchener</strong>-<strong>Rück</strong>-<strong>Gruppe</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2006</strong><br />
Quartalsergebnis ablesen können. Wenn man jedoch wirklich<br />
am dauerhaften Erfolg interessiert ist, führt dies in die<br />
Irre. Unser Geschäftsmodell ist viel langfristiger und nachhaltiger<br />
ausgerichtet. So sind wir bereits in den 70er-Jahren<br />
mit dem Thema Klimawandel und seinen Risiken an<br />
die Öffentlichkeit gegangen, weil wir überzeugt waren,<br />
dass er in der Zukunft von überragender Bedeutung sein<br />
wird. Seitdem wurden und werden die ungeahnten Dimensionen<br />
der Klimarisiken allmählich erkennbar. Wir sind<br />
Risiko-Scouts, wir spüren Risiken auf – dafür müssen wir<br />
beharrlich und zugleich innovativ sein. Damals waren wir<br />
die „Rufer in der Wüste“. Für den Klimawandel interessierte<br />
sich kaum jemand. Heute, 25 oder 30 Jahre später,<br />
steht das Thema überall ganz oben auf der Tagesordnung.<br />
Das ist nur ein Beispiel für die Herausforderungen, denen ich<br />
mich in meiner Führungsposition regelmäßig stellen muss.<br />
Im öffentlichen Bewusstsein spielen Modetrends eine<br />
große Rolle. Bei der <strong>Münchener</strong> <strong>Rück</strong> sind wir dagegen langoder<br />
zumindest mittelfristig ausgerichtet. Vielleicht haben<br />
wir deshalb weniger „Appeal“ als Mitbewerber, die stärker<br />
auf Aktionismus setzen. Oft werden auch die Mitarbeiter<br />
nervös, nach dem Motto: „Die anderen liegen im Trend –<br />
wir wirken dagegen langweilig.“<br />
Kent Nagano_ „Mode“ ist definitionsgemäß etwas,<br />
das nicht von Dauer ist. Überzeugung und Wille setzen im<br />
Menschen gewissermaßen eine Energie frei, die von<br />
Modezyklen völlig unbeeinflusst ist und dramatische Formen<br />
annehmen kann. Denken wir nur an Beethovens Neunte<br />
Symphonie. Als sie uraufgeführt wurde, staunte das Publikum,<br />
dass ein großartiger und hoch geschätzter Meister<br />
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wie Beethoven etwas komponiert hatte, das derart unzusammenhängend<br />
schien. Den Kritikern war nicht klar,<br />
welche Leistung er vollbracht hatte. Zwischen der Achten<br />
und der Neunten Symphonie lag eine lange Pause, man<br />
erwartete also etwas Großes, Bahnbrechendes. Doch was<br />
dann kam, war derart visionär, dass es offensichtlich keiner<br />
verstand. Beethoven starb, noch bevor man erkannte, welche<br />
universelle Botschaft die Neunte vermittelt. Sie hat die<br />
Menschen allerdings so sehr inspiriert, dass sie später<br />
doch noch die Anerkennung erfuhr, die ihr gebührte. Bis<br />
heute gilt sie als Meisterwerk. Beethoven hatte eine sehr<br />
tief verwurzelte Überzeugung. Im <strong>Rück</strong>blick wird heute,<br />
mehrere hundert Jahre später, deutlich, dass diese Symphonie<br />
unser Verständnis, was Musik ist und sein kann,<br />
wesentlich erweitert hat. Doch „in Mode“ war das Werk zu<br />
Beethovens Lebzeiten nie.<br />
Nikolaus von Bomhard_ Meiner Erfahrung nach ist vor<br />
allem eines wichtig, wenn man ein Unternehmen leitet und<br />
eine langfristige Vision hat: Man muss kommunizieren, erklären<br />
– und überzeugen. Nur wenn man möglichst viele<br />
Menschen für seine Ansichten gewinnt, hat man die nötige<br />
Energie, Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Außerdem<br />
muss die Vision natürlich auf praktischen Erkenntnissen und<br />
Knowhow beruhen. Daraus bezieht sie ihre Überzeugungskraft.<br />
Anders ausgedrückt: Die Vision muss tief verwurzelt<br />
sein. Mit spontanen Einfällen allein kommt man nicht weit.<br />
Kent Nagano_ Das weist auf einen Aspekt der Beharrlichkeit<br />
hin, der zumindest auf den ersten Blick nicht immer<br />
offensichtlich ist: Zu ihr gehört die Vorarbeit in der Vergangenheit<br />
genauso wie die Verpflichtung auf ein Ziel in der