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Münchener-Rück-Gruppe: Geschäftsbericht 2006 - Munich Re

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<strong>Münchener</strong>-<strong>Rück</strong>-<strong>Gruppe</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2006</strong><br />

Wettbewerbsneutralität beiträgt. Obwohl<br />

wir nicht grundsätzlich gegen<br />

einen risikobasierten Ansatz mit ökonomischem<br />

Kapital sind, fürchten wir,<br />

dass dieser nicht angemessen und fair<br />

umgesetzt wird. Für die Preisgestaltung<br />

etwa hält sich unser Optimismus in<br />

Grenzen, da die Erfahrung auf dem<br />

amerikanischen Markt lehrt, dass auch<br />

ein risikobasiertes Aufsichtssystem<br />

Preiszyklen und unterschiedliche<br />

Preisstrategien nicht verhindert. Im<br />

Übrigen steht bei Basel II für das Bankenwesen<br />

derzeit keineswegs fest,<br />

dass tatsächlich der Kunde am meisten<br />

davon profitiert.<br />

Hubert Rodarie_ Solvency II könnte<br />

eindeutig für eine transparentere Risikobetrachtung<br />

mit breiter Akzeptanz<br />

sorgen. Allerdings ermitteln wir unser<br />

Risiko wie alle Versicherer in Frankreich,<br />

die Geschäft mit langen Abwicklungszeiten<br />

betreiben, mittlerweile nicht mehr<br />

anhand der Standards von Solvency I.<br />

Deshalb wird sich auch Solvency II,<br />

wenn es denn richtig umgesetzt wird,<br />

nicht stark auf unsere Preisgestaltung<br />

auswirken.<br />

Claus Brinkmann_ Bleiben wir bei der<br />

Zukunft. Glauben Sie, dass es fünf<br />

Jahre nach der Umsetzung von Solvency<br />

II eine verstärkte Marktbereinigung<br />

geben wird?<br />

Hubert Rodarie_ Ganz bestimmt.<br />

Das Ausmaß ist allerdings schwer vorherzusagen,<br />

da wir noch nicht wissen,<br />

wie Solvency II letztlich aussehen und<br />

wie die Aufsicht damit umgehen wird.<br />

Philippe Marie-Jeanne_ Ich erwarte<br />

einen ähnlichen Trend zur Konsolidierung<br />

wie nach der Einführung<br />

von Basel II. Mit welchen Schwierigkeiten<br />

kleinere Versicherer dann konfrontiert<br />

sind, hängt davon ab, wie die<br />

Grundsätze in der Praxis angewandt<br />

werden. Spezialversicherer und echte<br />

Einspartenversicherer, die dank ihrer<br />

Größe über das entsprechende Knowhow<br />

verfügen, werden auch in Zukunft<br />

besser dastehen als Mehrspartenver-<br />

24<br />

sicherer. Und ich hoffe, dass unsere<br />

Kompetenz auch weiterhin honoriert<br />

wird – von den <strong>Rück</strong>versicherern und<br />

den Solvabilitätsregeln. Mit der Unterstützung<br />

unserer bevorzugten <strong>Rück</strong>versicherer<br />

und einem fairen Modell<br />

können wir auch künftig eigenständig<br />

und erfolgreich bleiben.<br />

Claus Brinkmann_ Ich stimme Ihnen<br />

voll und ganz zu. Unser Geschäftsmodell<br />

sieht vor, kleineren Gesellschaften<br />

dabei zu helfen, negative Auswirkungen<br />

aufgrund ihrer Größe möglichst gering<br />

zu halten. Weltweit nur noch wenige<br />

Großkunden zu haben kann für uns kein<br />

Ziel sein. Die Ausgestaltung des Standardmodells<br />

ist hier meiner Meinung<br />

nach entscheidend. Glauben Sie, dass<br />

es Ihre Risikolage, die stark von Long-<br />

Tail-Risiken geprägt ist, angemessen<br />

abbildet?<br />

Philippe Marie-Jeanne_ Mit Unbehagen<br />

verfolgen wir den aktuellen Ansatz<br />

einer einheitlichen Lösung für alle,<br />

die schnell zum Prokrustesbett werden<br />

kann. Dazu gehören die Bestrebungen,<br />

einen unflexiblen Formelansatz durchzusetzen,<br />

der die tatsächliche Qualität<br />

des Risikomanagements und der<br />

Zeichnungspolitik unberücksichtigt<br />

lässt. Vielmehr muss man alle Formen<br />

der Risikominderung berücksichtigen,<br />

nicht nur die rein mathematische<br />

Diversifikation.<br />

Hubert Rodarie_ Besorgt sind wir<br />

auch über den eher konservativen Ansatz<br />

mit einem Zeithorizont von einem<br />

Jahr. Ein solches Konzept lässt die<br />

Wirklichkeit außer Acht – schließlich<br />

erfordert Long-Tail-Geschäft, das mit<br />

beträchtlichen Unwägbarkeiten verbunden<br />

ist, auch eine langfristige Betrachtung.<br />

Genauer gesagt ignoriert die vorgeschlagene<br />

Risikomodellierung der<br />

Kapitalanlagen in der Versicherungsbilanz<br />

die geschäftliche <strong>Re</strong>alität und kann<br />

sich auf die langfristige <strong>Re</strong>ndite negativ<br />

auswirken. Letztlich würden die Preise<br />

für die Kunden steigen,insbesondere bei<br />

Sparten mit langen Abwicklungszeiten.<br />

Philippe Marie-Jeanne_ Deshalb<br />

setzen wir alles daran, dass neben dem<br />

mathematischen Diversifikationseffekt<br />

auch unser Risikowissen anerkannt<br />

wird. Wir sind fest davon überzeugt,<br />

dass Erfahrung eine wesentliche Rolle<br />

spielt, um versicherungstechnische<br />

Risiken zu beherrschen. Sie ist messbar,<br />

wenn ein Versicherer spartenbezogene<br />

Verlaufsdaten für einen ausreichend<br />

langen Zeitraum zur Verfügung<br />

stellen kann. Kurzum, was wir wirklich<br />

brauchen, ist die Möglichkeit, die<br />

Standardformel zu individualisieren, damit<br />

die Qualität unseres Risikomanagements<br />

in Bezug auf Kapitalanlagen und<br />

Versicherungstechnik sowie unsere<br />

langjährige Erfahrung berücksichtigt<br />

werden kann.<br />

Wir brauchen die Möglichkeit,<br />

die Standardformel zu<br />

individualisieren.<br />

Claus Brinkmann_ <strong>Rück</strong>versicherung<br />

ist das klassische Instrument, um Risiken<br />

an andere Risikoträger abzugeben<br />

und damit Risikokapitalentlastungen<br />

zu erzielen. Honoriert Solvency II dies<br />

in ausreichendem Maß?<br />

Philippe Marie-Jeanne_ Nein, ganz<br />

sicher nicht. In der aktuellen Solvenzregelung<br />

wird der positive Effekt der<br />

<strong>Rück</strong>versicherung nicht ausreichend<br />

anerkannt, da man lediglich die zedierte<br />

Prämie betrachtet. Solvency II ist<br />

hier differenzierter, aber gerade beim<br />

<strong>Re</strong>serverisiko wird der Effekt der nichtproportionalen<br />

<strong>Rück</strong>versicherung nicht<br />

angemessen angerechnet. Um zu ermitteln,<br />

wie sehr sich das Risiko tatsächlich<br />

verringert, müsste man die<br />

Effekte der mittleren zedierten Exponierung<br />

und die Verringerung der<br />

Volatilität durch <strong>Rück</strong>versicherung<br />

voneinander abgrenzen.<br />

Hubert Rodarie_ Dieser Punkt<br />

spielt für uns eine wichtige Rolle, da<br />

die nichtproportionale <strong>Rück</strong>versicherung<br />

in Frankreich weit verbreitet ist,<br />

insbesondere bei Décennale-Deckun-

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