Münchener-Rück-Gruppe: Geschäftsbericht 2006 - Munich Re
Münchener-Rück-Gruppe: Geschäftsbericht 2006 - Munich Re
Münchener-Rück-Gruppe: Geschäftsbericht 2006 - Munich Re
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Münchener</strong>-<strong>Rück</strong>-<strong>Gruppe</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2006</strong><br />
nen, denn eine Pandemie muss nicht<br />
zwangsläufig von H5N1 ausgehen.<br />
Um das damit verbundene Risiko zu<br />
bewerten, stellen wir unsere Analysen<br />
so weit wie möglich auf eine technisch-wissenschaftliche<br />
Basis.<br />
Wovon gehen Sie dabei aus?<br />
Manuela Zweimüller_ Zuerst untersuchen<br />
wir historische Ereignisse. Das<br />
wichtigste <strong>Re</strong>ferenzszenario ist die<br />
Spanische Grippe von 1918, die weltweit<br />
schätzungsweise 20 bis 40 Millionen<br />
Todesopfer gefordert hat. Dies lässt sich<br />
allerdings nicht direkt auf die heutige<br />
Situation übertragen. Wir müssen<br />
wichtige Unterschiede beachten, etwa<br />
den enormen medizinischen Fortschritt<br />
z.B. durch Antibiotika und Impf-<br />
20<br />
stoffe. Auch die hygienischen Verhältnisse<br />
im privaten wie im öffentlichen<br />
Leben haben sich stark verbessert.<br />
Zudem ist die Lebenserwartung seitdem<br />
generell beachtlich gestiegen.<br />
Also wäre es verfehlt, die damaligen<br />
Sterblichkeiten auf die aktuellen<br />
Bevölkerungszahlen hochzurechnen.<br />
Ausgehend von solchen umfangreichen<br />
historischen und wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen entwickeln wir<br />
unsere Szenarien, die wir permanent<br />
aktualisieren. Denn: Trends und Veränderungen<br />
in bestimmten Beobachtungsfeldern<br />
wie Ausbreitungsgebieten<br />
oder Impfstoffforschung müssen<br />
wir immer wieder einbeziehen.<br />
Mit welchen Szenarien arbeitet die<br />
<strong>Münchener</strong> <strong>Rück</strong>?<br />
Manuela Zweimüller_ Wir gehen<br />
von mehreren Szenarien aus, die sich<br />
in wichtigen Parametern unterscheiden,<br />
etwa bei Dauer und Ausbreitung der<br />
Pandemie sowie bei Infektions- und<br />
Sterblichkeitsraten. Das sogenannte<br />
WHO-Szenario mit der größten Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
ist vergleichbar<br />
mit der Asiatischen Grippe von 1957/58<br />
und der Hongkong-Grippe von 1968,<br />
die eher mild verliefen. Bei unserer<br />
Analyse für ausgewählte Industrieländer<br />
konnten wir allerdings keine auffälligen<br />
Schwankungen in den Originalsterblichkeiten<br />
feststellen. Selbstverständlich<br />
machen wir uns ebenso Gedanken<br />
über ein Worst-Case-Szenario,<br />
das wir aber für unrealistisch halten.<br />
Und wir untersuchen Szenarien, die<br />
zwischen diesen beiden Extremen<br />
liegen. Auf dieser Basis haben wir<br />
unsere Portfolios analysiert. Wichtig<br />
ist, sich bewusst zu machen, dass eine<br />
Pandemie weltweit viele Länder und<br />
<strong>Re</strong>gionen in kurzer Zeit treffen würde.<br />
Dies lässt eine geografische Diversifikation<br />
der Risiken nicht mehr zu.<br />
In welchen Bereichen wäre die <strong>Münchener</strong><br />
<strong>Rück</strong> von einer Pandemie betroffen<br />
und wie bereitet sie sich darauf vor?<br />
Manuela Zweimüller_ Zuallererst<br />
müssen wir bei einer Pandemie wie<br />
jedes andere Unternehmen unseren<br />
eigenen Betrieb aufrechterhalten. Darauf<br />
haben wir uns in unserem regulären<br />
Business-Continuity-Management<br />
vorbereitet. Hier empfiehlt die WHO<br />
dringend allen Unternehmen und Behörden,<br />
beispielsweise anhand von<br />
Checklisten abzuklären, wo noch Verbesserungspotenzial<br />
besteht.<br />
Insgesamt sind wir nicht<br />
stärker exponiert als bei<br />
großen Naturkatastrophen.<br />
Im Portfolio wären natürlich in erster<br />
Linie Lebens- und Krankenversicherungen<br />
betroffen, wenn sich die Sterblichkeiten<br />
bzw. durch die Masse an Ansteckungen<br />
die Zahl der Arztbesuche,<br />
Krankenhausaufenthalte sowie die<br />
Dauer der Abwesenheit vom Arbeitsplatz<br />
erhöhen. Die Schaden/Unfall-<br />
Sparte, z.B. die Betriebsschließungsversicherung,<br />
wäre dagegen eher ein<br />
Nebenschauplatz, geht aber natürlich<br />
auch in unser Gesamtexposure ein.<br />
Überwachen können wir das Pandemierisiko,<br />
indem wir unsere Portfolios mithilfe<br />
der Szenarien regelmäßig kritisch<br />
durchleuchten und gegebenenfalls entsprechend<br />
reagieren. Und natürlich<br />
beobachten wir genau, ob und wie sich<br />
die Bedrohung ändert, indem wir laufend<br />
die offiziellen Daten analysieren,<br />
welche die WHO weltweit sammelt. Das<br />
versicherungstechnische Risiko lässt<br />
sich also gut einschätzen, insgesamt<br />
sind wir hier nicht stärker exponiert als<br />
bei großen Naturkatastrophen. Am<br />
schwierigsten zu bewerten sind die Auswirkungen<br />
auf die globale Wirtschaft<br />
und damit auf die Kapitalanlagen der<br />
<strong>Münchener</strong>-<strong>Rück</strong>-<strong>Gruppe</strong>. Innerhalb des<br />
WHO-Szenarios, von dem wir im Prinzip<br />
ausgehen, prognostizieren wir jedoch<br />
nur eine vorübergehende Beeinträchtigung<br />
der Weltwirtschaft und folglich<br />
einen kurzzeitigen, nicht dauerhaft wirkenden<br />
Schock auf den Kapitalmärkten.