2 > Methodische Grundlagen
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Methode der ökologischen Knappheit – Ökofaktoren 2006 BAFU 2009 86<br />
der langfristigen Belastung um 10 Mikrogramm PM10 pro m³ das Risiko für verschiedene<br />
Atemwegbeschwerden um 30 bis 60 % zunimmt.<br />
Gemäss neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist das Gefährdungspotential der<br />
verschiedenen Aerosole unterschiedlich gross. Als kanzerogen und besonders gesundheitsgefährdend<br />
gelten heute vor allem die sogenannten Dieselrussemissionen –<br />
definiert als elementarer Kohlenstoff (EC) 9 (Jenk 2005). Die Dieselrusspartikel bestehen<br />
aus winzigen kugelförmigen Teerteilchen. Typische Dieselrusspartikel besitzen<br />
einen Durchmesser von 0.1–0.2 μm, können aber auch grösser sein. Auf der Partikeloberfläche<br />
adsorbieren weitere krebserregende organische Substanzen, die jedoch<br />
gegenüber der Kanzerogenität der Partikel vernachlässigbar sind (Yetergil 1997,<br />
S. 38ff). Es wird angenommen, dass bei Dieselmotoren ohne Partikelfilter und bei<br />
Feuerungen der Anteil elementarer Kohlenstoff massenmässig ca. 90 % der Partikelemissionen<br />
und bei Benzinmotoren ca. 3 % ausmacht (Jenk 2005). Die Russpartikel<br />
haben zudem eine klimaerwärmende Wirkung (in IPCC (2001) als Black Carbon<br />
bezeichnet), welche jedoch im Vergleich zur Gesundheitsgefährdung gering ist (siehe<br />
Kap. 3.2.7).<br />
Die «grobe» Fraktion der Schwebestaubpartikel (PM2.5–10) ist stärker mit Husten,<br />
Asthmaanfällen und anderen Erkrankungen der Atemwege assoziiert. Diese grösseren<br />
Aerosole können aus der Lunge herausgehustet werden. Die feinen Anteile (PM2.5)<br />
korrelieren eher mit Herzrhythmusstörungen und dem Anstieg von Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen. Diese feinen Partikel verbleiben viel länger in der Lunge und reichern<br />
sich dort an, weil sie nur schwer wieder ausgehustet werden. Ultrafeine Partikel<br />
(PM0.1) – Dieselrusspartikel sind in dieser Grössenordnung – , können von der Lunge<br />
in die Blutbahn und das Lymphsystem gelangen. Sie werden mit der Zeit durch das<br />
Immunsystem abgebaut und ausgeschieden (BUWAL 2001c).<br />
Aufgrund dieser neueren Erkenntnisse werden nachstehend detailliertere Ökofaktoren<br />
für Partikel unterschiedlicher Grösse und Beschaffenheit hergeleitet. Dabei wird in<br />
Kauf genommen, dass die bisweilen in Sachbilanzen ausgewiesenen «Gesamtstaub»-<br />
Emissionen nicht ohne weiteres in die neuen Kategorien umgerechnet werden.<br />
Im Moment existieren zwei Reduktionsziele für Partikel: 1) für PM10 und 2) für<br />
Dieselruss. Obwohl anzunehmen ist, dass die gesundheitlichen Auswirkungen von<br />
PM2.5 schwerwiegender sind als diejenigen von PM10, existiert bis jetzt auf politischer<br />
und gesetzgeberischer Ebene keine entsprechende Differenzierung.<br />
9 Gemäss neuer SUVA-Definition umfasst Russ nur elementaren Kohlenstoff (EC – elemental carbon), die frühere Definition beinhaltete<br />
zusätzlich organische Kohlenstoffpartikel (OC – organic carbon). In diesem Bericht wird nur EC als Russ betrachtet.