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DAS GRÖSSTE FACHMAGAZIN FÜR ÖSTERREICHS GEMEINDEN

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Die meisten Gemeinden legen bereits seit<br />

längerem Augenmerk darauf, bei öffentlichen<br />

Wasserleitungen die Gefahr einer<br />

Bleikontaminierung zu beseitigen. Allerdings<br />

kann auch in anderen Zusammenhang<br />

die Gemeinden eine „bleierne“<br />

Haftung treffen. Nämlich dann,<br />

wenn sie als Vermieter von Wohnbauten<br />

aktiv sind.<br />

dann über die Jahre (erst 1994 wurde<br />

das Bleirohr entfernt) mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

eine Bleivergiftung zugezogen,<br />

wodurch sie von 1969 bis zum<br />

Jahr 2000 98 Tage starke, 1420 Tage<br />

mittelstarke und 106 Tage leichte körperliche<br />

Schmerzen zu erdulden hatte,<br />

mit denen auch eine<br />

psychische Belastung<br />

verbunden war.<br />

Da einerseits nach<br />

den maßgeblichen<br />

Verwaltungsvorschriften<br />

(konkret<br />

dem Kärntner<br />

Gemeindewasserversorgungsgesetz)<br />

eine<br />

Pflicht der Gemeinde<br />

bestanden hatte, die<br />

Gemeindewasserversorgungsanlageentsprechend<br />

den Anforderungen<br />

der<br />

Gesundheit nach<br />

dem jeweiligen<br />

Stand der Technik zu<br />

planen, zu errichten,<br />

zu erhalten und zu<br />

betreiben, und da<br />

andererseits seit 1986 in Österreich im<br />

Allgemeinen bekannt war, dass wegen<br />

der Gefahr gesundheitsschädlicher Konzentrationen<br />

von Blei im Trinkwasser<br />

das Belassen von Bleileitungen nicht<br />

mehr dem Stand der Technik entspricht<br />

(und im Übrigen auch der Wassermeister<br />

der beklagten Gemeinde im Besonderen<br />

Bedenken gegenüber einer weiteren<br />

Belassung des fraglichen Bleirohrs<br />

geäußert hatte), gelangte der<br />

OGH zu einer grundsätzlichen Haftung<br />

der Gemeinde gegenüber der Klägerin<br />

nach dem Amtshaftungsgesetz (AHG).<br />

Der Klägerin wurde es nicht zum Verhängnis,<br />

dass sie ihre Klage erst im<br />

August 1996 eingebracht hatte, da<br />

§ 6 AHG eine zehnjährige Verjährungsfrist<br />

vorsieht und diese gewahrt wurde.<br />

Nicht thematisiert wurde vom OGH ob<br />

es der Klägerin als ein Ersatz minderndes<br />

Mitverschulden angelastet werden<br />

kann, dass sie es unterlassen hat, die<br />

Bleibelastung des Trinkwassers nach<br />

den Entnahmepausen durch ein Abrinnenlassen<br />

des so genannten „Stagnationswassers“<br />

zu reduzieren.<br />

Haftung der Gemeinde<br />

als Vermieterin<br />

Mag es nun auch so sein, dass der<br />

Sachverhalt der Entscheidung insofern<br />

atypisch ist, als die meisten Gemeinden<br />

bereits seit längerem Augenmerk darauf<br />

legen, bei öffentlichen Wasserlei-<br />

Recht & Verwaltung<br />

tungen die Gefahr einer Bleikontaminierung<br />

zu beseitigen, so sollte nicht<br />

übersehen werden, dass Gemeinden<br />

auch in anderem Kontext eine „bleierne“<br />

Haftung treffen kann:<br />

Viele Gemeinden sind auch im Bereich<br />

des kommunalen Wohnbaus als Vermieter<br />

aktiv, und<br />

es erscheint keineswegsausgeschlossen,<br />

dass<br />

Viele Gemeinden sind<br />

im Bereich des kommunalen<br />

Wohnbaus als Vermieter<br />

aktiv, und es erscheint keineswegs<br />

ausgeschlossen,<br />

dass zumindest manche<br />

dieser Baulichkeiten zu<br />

einer Zeit errichtet wurden,<br />

als die Verwendung von<br />

Bleirohren beim Wohnbau<br />

noch gang und gäbe war.<br />

zumindest manche<br />

dieser Baulichkeiten<br />

zu einer Zeit<br />

errichtet wurden,<br />

als die Verwendung<br />

von Bleirohren<br />

beim Wohnbau<br />

noch gang<br />

und gäbe war 2 .<br />

Diesbezüglich war<br />

dann bereits in der<br />

Vergangenheit zu<br />

berücksichtigen,<br />

dass im Anwendungsbereich<br />

des<br />

Mietrechtsgesetzes<br />

(MRG) die allgemeinen<br />

Teile der<br />

Liegenschaft (vor allem die Steigleitungen<br />

und die Zuleitungen zu mehreren<br />

Objekten) vom Vermieter stets in zeitgemäßem<br />

und nicht gesundheitsgefährdendem<br />

Zustand zu erhalten waren.<br />

Ungeachtet des Nichtbestehens einer<br />

Erhaltungspflicht des Vermieters die<br />

Wasserleitungen der einzelnen Mietobjekte<br />

betreffend konnte im Einzelfall<br />

immer noch argumentiert werden, dass<br />

den Vermieter, der über die Existenz<br />

von Bleirohren in seinen Gebäuden in<br />

Kenntnis war (oder zumindest in<br />

Kenntnis sein musste), gegenüber seinen<br />

Mietern zumindest eine diesbezügliche<br />

Warnpflicht getroffen hat. Die<br />

Mieter konnten dann versuchen durch<br />

Ablaufen des Stagnationswassers die<br />

Bleibelastung zu reduzieren. Wenn dies<br />

nicht möglich war konnten sie zur Vermeidung<br />

von Gesundheitsschäden ihre<br />

Trinkwasserversorgung ganz generell<br />

„auslagern“.<br />

Auch Altverträge betroffen<br />

Vor allem sollte von einer vermietenden<br />

Gemeinde bedacht werden, dass vom<br />

Gesetzgeber im Rahmen der WRN<br />

2 Nach einer Studie beträgt etwa der Anteil<br />

an Hauswasserleitungen aus Blei in Wien bei<br />

vor 1914 errichteten Häusern rund 40 Prozent,<br />

bei Häusern aus der Zeit von 1914 bis<br />

1945 immerhin noch rund 3,5 Prozent. Erst<br />

seit 1960 wurden bei der Errichtung von<br />

Häusern Bleileitungen nicht mehr verwendet.<br />

KOMMUNAL 29

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