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DAS GRÖSSTE FACHMAGAZIN FÜR ÖSTERREICHS GEMEINDEN

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Kommentar<br />

Gemeinden werden sich nicht auseinander dividieren lassen<br />

Gefährliches Sommerloch<br />

Es war ein ungeschriebenes Gesetz,<br />

dass in der Ferienzeit auch die<br />

Politik sich zu einer Ruhe- und<br />

Erholungspause zurückzieht. Das ist<br />

auch der Sinn eines Urlaubs, dass man<br />

in Musestunden neue Kraft tankt und<br />

sich für neue Herausforderungen<br />

stärkt. Das trifft natürlich auch auf jene<br />

Menschen zu, die die Geschicke dieses<br />

Landes führen und somit eine besondere<br />

Verantwortung für die Bürgerinnen<br />

und Bürger tragen. Wenn man<br />

allerdings den politischen Sommer, der<br />

meist geprägt ist von einem Loch,<br />

beobachtet, so fällt heuer eine besonders<br />

hektische Aktivität auf. Und so<br />

mancher hohe Politiker fällt von einem<br />

Loch ins andere oder tritt von einem<br />

Fettnäpfchen ins andere. Der Jahrmarkt<br />

der Eitelkeiten oder die Börse der<br />

unmöglichsten Ideen erlebt in diesem<br />

Sommer einen besonderen Höhepunkt.<br />

Da gibt es tagtäglich neue Vorschläge,<br />

wie man das jetzt etwas stärker sprudelnde<br />

Steuergeld, das aber bei Weitem<br />

noch nicht ausreicht, um die derzeitigen<br />

Ausgaben zu finanzieren, unter die<br />

Leute bringen kann: Vom Papa-Monat<br />

bis zur pädagogischen Bewertung dreijähriger<br />

Kinder reicht die Palette.<br />

Und schließlich darf natürlich auch die<br />

„Reformitis“ nicht fehlen. In Sommer-<br />

Interviews leuchten die Ideenblitze von<br />

selbsternannten Experten auf, wo und<br />

wie man überall Milliarden einsparen<br />

könne. Dass davor nicht einmal der<br />

Rechnungshof gefeit ist, erfüllt mit<br />

gewisser Sorge.<br />

Der Österreichische Gemeindebund<br />

ist nicht der Versuchung<br />

unterlegen, sich mit großspurigen<br />

Ankündigungen in die Sommerloch-Debatte<br />

einzubringen, sondern hat<br />

sich zu einer Arbeitsklausur zurückgezogen.<br />

Über hundert Kommunalpolitikerinnen<br />

und Kommunalpolitiker<br />

haben sich mit Wissenschaftern aus<br />

Politik und Wirtschaft im steirischen<br />

Bad Aussee zur Diskussion über die<br />

zukünftigen Aufgaben der Gemeinden<br />

versammelt. Die Ergebnisse dieses offenen<br />

Dialogs zeigen, dass sich der<br />

rasante Wandel in der Struktur und bei<br />

der Aufgabenstellung der Gemeinden<br />

verstärkt fortsetzen wird. Sowohl die<br />

Gemeindepolitik als auch ihre Interessensvertretung<br />

wird noch mehr gefor-<br />

6 KOMMUNAL<br />

dert werden, die Bürger werden ihre<br />

erste und wichtigste politische Servicestelle<br />

noch intensiver in Anspruch nehmen<br />

und noch mehr Qualität einfordern.<br />

Das muss auch unseren Partnern auf<br />

Landes- und Bundesebene bewusst<br />

werden, wenn wir jetzt über die Verteilung<br />

der Steuermittel in Form des<br />

Finanzausgleichs verhandeln. Wenn<br />

man den Bürgern die hohe Lebensqualität<br />

garantieren will, dann muss man<br />

auch den Gemeinden mehr Geld geben.<br />

Vor allem die kleinen und mittleren<br />

Gemeinden werden zur Verbesserung<br />

und zum Erhalt ihrer Infrastruktur<br />

einen größeren Anteil brauchen. Und<br />

diese Forderung wird nicht dadurch<br />

erfüllt werden können, dass man den<br />

anderen Gemeinden dieses Geld einfach<br />

wegnimmt, sondern dass man<br />

zusätzliches Geld auf den Tisch legt.<br />

Es kann nicht Ziel einer Interessensvertretung<br />

sein, dass man vom<br />

Verhandlungstisch aufsteht und<br />

zur Kenntnis nimmt, dass es Gewinner<br />

und Verlierer gibt, sondern insgesamt<br />

muss den Gemeinden wieder jener<br />

Anteil zukommen, der möglichst<br />

gerecht ist und den Erwartungen der<br />

Bürger einiger Maßen entspricht. Wenn<br />

ich daran denke, was in den vergangenen<br />

Wochen alles den Bürgern in Aussicht<br />

gestellt wurde, dann müssten die<br />

Kassen bei so manchem Bundespolitiker<br />

recht locker sitzen. Aber die harte<br />

Realität schaut meist anders aus. Und<br />

deshalb ist es gut, wenn die Zeit der<br />

gefährlichen Sommerlöcher bald vorbei<br />

ist und die großsprechenden Politiker<br />

auf den Boden der Vernunft zurückgeholt<br />

werden.<br />

Helmut Mödlhammer<br />

Präsident des Österreichischen<br />

Gemeindebundes<br />

»<br />

Die Forderung nach<br />

mehr Geld wird nicht<br />

dadurch erfüllt<br />

werden können, dass<br />

man dieses den<br />

anderen Gemeinden<br />

einfach wegnimmt,<br />

sondern dass man<br />

zusätzliches Geld auf<br />

den Tisch legt.<br />

«

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