Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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Männlichkeit/Weiblichkeit kein Original besitzen, sondern selbst Imitation sind (vgl. Butler<br />
1995).<br />
In der Queer Theory wird nicht nur die Konstruktion <strong>von</strong> Geschlechtern, sondern auch die<br />
Konstruktion Sexualität, sexuelle Identität - die Heterosexualität als Norm - kritisch<br />
analysiert. Neben einem durch Sexualität erweiterteten Verständnis <strong>von</strong> Identität wird der<br />
enge Zusammenhang und die gegenseitige Bedingtheit <strong>von</strong> Heterosexualität und<br />
<strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong> herausarbeitet (vgl. Hartmann 2001). Identitäten werden nicht mehr<br />
als etwas Fixes, sondern als etwas Fluides verstanden. Darüber hinaus wird<br />
Geschlechtsidentität denaturalisiert: sie scheint eine Notwendigkeit mit natürlichen Inhalten<br />
zu sein, indem aber ihre nicht sichtbare Konstruktionsgeschichte aufgedeckt wird, wird<br />
ersichtlich, dass vor der Geschlechtsidentität ein Körper ist, dem ein Geschlecht und<br />
entsprechende Bedeutungen erst zugeschrieben werden (vgl. Hausman 1995).<br />
Ausgehend <strong>von</strong> Identität als fluid und aktiv hergestellt wurden in poststrukturalistisch-<br />
feministischen Theorien verschiedene alternative Subjektpositionen formuliert. Hark (1996,<br />
2001) und Schlichter (2003) sprechen <strong>von</strong> Left-Overs - Positionen, die vom herrschenden<br />
System unsichtbar gemacht wurden - DeLauretis (1987) <strong>von</strong> Off-Spaces - vom System nicht<br />
anerkannte Positionen bzw. Räume, die genutzt werden können, um neue Arten <strong>von</strong><br />
Koalitionen und Kommunikationsformen zu entwickeln, die nicht den Normen entsprechen<br />
und die vorherrschenden Machtstrukturen unterwandern. Alternative Subjektpositionen sind<br />
beispielsweise männliche Frauen (vgl. Halberstam 2003): Frauen, die sich männliche<br />
Eigenschaften aneignen um Eigenschaften/Verhaltensweisen, die für Frauen eigentlich<br />
unzulässig sind, haben/leben zu können. Weitere Beispiele dafür sind das Spielen mit Rollen,<br />
das Wechseln <strong>von</strong> Geschlecht in Performances (vgl. Butler 1991), eine affirmative und<br />
bewusste Konstruktion der eigenen Identität als etwas Fluides, Unfestgelegtes und<br />
Widersprüchliches (vgl. Braidotti 1994).<br />
In der Folge <strong>von</strong> Theorien, die Geschlecht als Konstruktion verstehen und Geschlecht zu<br />
dekonstruieren suchen, wurden seit den 1990er Jahren Vorschläge und Konzepte für<br />
unterschiedliche pädagogische Handlungsmöglichkeiten entwickelt. In Situationen<br />
pädagogischen Handelns können alternative Subjektpositionen wahrgenommen und sollen<br />
unterstützt werden, asymmetrische Rollenverteilungen sollen diskutiert werden, Sensibilität<br />
für Diskriminierungen soll gefördert werden, Geschlecht soll <strong>von</strong> Stereotypen entkoppelt und<br />
in Verbindung mit anderen Kategorien thematisiert werden, Vielfalt soll gefördert und<br />
positive Aspekte der Vielfalt betont werden, Unterrichtssituationen entsprechend den<br />
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