Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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möglichen Reproduktion des verwerfenden Charakters der Benennungen muss beachtet<br />
werden (vgl. Stuve 2004:175f)<br />
6.8.4. "Wie im richtigen Leben"<br />
Wenig oder nicht bekannte Lebensrealitäten werden mit dem Ziel der Förderung <strong>von</strong><br />
Empathie vorgestellt. Die für die Jugendlichen bedeutsamen Kategorien werden mit anderen<br />
in Verbindung gebracht, Ausgrenzungs- und Herrschaftsmechanismen und die<br />
Verflechtungen verschiedener Kategorien ins Blickfeld gerückt (vgl. Stuve 2004:172). Die<br />
TeilnehmerInnen ziehen eine Karteikarte mit einer bestimmten Rolle, die den anderen nicht<br />
mitgeteilt wird. Jene mit einer Karteikarte werden <strong>von</strong> den anderen befragt, und müssen<br />
entsprechend ihrer Rolle antworten. Hier geht es vor allem um die Herstellung und<br />
Förderung <strong>von</strong> Empathie für unterschiedliche Ausgrenzungserfahrungen. Die Verdeutlichung<br />
<strong>von</strong> Ungleichheiten eröffnet Zugang zu bisher unbekannten Lebensrealitäten, sowie die<br />
Komplexität der Verflechtung <strong>von</strong> Hierarchisierungsverhältnissen ersichtlich wird (vgl. Stuve<br />
2004:176).<br />
6.9. Queere Sexualpädagogik<br />
Der Anspruch Tuiders (2000) ist, das Geschlechterverhältnis mit Sexualitäten und<br />
Lebensformen zu verschränken und die Herstellung der Dichotomie in der<br />
sexualpädagogischen Praxis zu reflektieren. Die Grundlage ihrer 'queeren Sexualpädagogik'<br />
liegt in einem Verständnis <strong>von</strong> Identität, das entgegen dem herkömmlichen Konzept einer<br />
(fixen) geschlechtlichen und sexuellen Identität, diese als prozesshaft versteht. Ein solches<br />
Verständnis <strong>von</strong> Identität beinhaltet Möglichkeiten der Veränderung, Beweglichkeit und<br />
Vielfalt (vgl. Tuider 2000). Identität nicht als etwas Fixes, oder etwas mit einem zu<br />
präsentierenden Kern, sondern als etwas Fluides, etwas Widersprüchliches, als eine<br />
Verortung oder Positionalität (vgl. Tuider 2004:188).<br />
Ihre queere Sexualpädagogik muss also die Basis einer homogenen Identität aufgeben und<br />
"den 'pädagogischen Blick' auf den Menschen richten, ohne dabei die gegenwärtig<br />
existierenden Machtverhältnisse zu ignorieren." (Tuider 2000) Normalität, Normen,<br />
Widersprüche und Irritationsmomente sollen thematisiert werden.<br />
Ihre Vorschläge zur Ausweitung bestehender Konzepte sieht Tuider in einer Auflösung<br />
traditioneller Geschlechtsidentitäten und Identitäten an sich sowie in der Verschiebung der<br />
Bedeutung <strong>von</strong> Geschlechterkategorien (vgl. Tuider 2000):<br />
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