Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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"Ich würde sagen: indem es mir zentral um das Thematisieren der (historischen, kulturellen, etc.)<br />
Konstruktionen <strong>von</strong> Geschlecht und geschlechtlichen Zuschreibungen geht - und auch, indem ich auf<br />
Macht/Gewalt/Herrschaft/Hegemonien fokussiere." (Hacker 2005)<br />
Neben der Reflexion über die eigenen Vorannahmen über das Geschlecht der Studierenden -<br />
setzt Hark zusätzlich bei den Studierenden und deren Identitätsvorstellungen an. Vor allem<br />
in Lehrveranstaltungen mit Studierenden, die erstmals mit dem Thema konfrontiert sind, ist<br />
es ihr wichtig, ein Bewusstsein für die Geschlechterproblematik herzustellen.<br />
"Aber ich versuche trotzdem ein Bewusstsein dafür her zu stellen, dass das eine Realität ist, dass nicht alle<br />
eindeutig Männer oder Frauen sind und dass es darin eine große Bandbreite gibt, was man darunter<br />
versteht oder verstehen kann." (Hark 2005)<br />
Auf die Frage an die Studierenden, wie diese sich selbst verstehen, kommt oft nicht das<br />
Geschlecht an erster Stelle. Wird dieses jedoch thematisiert, stellt sich meist ein Verständnis<br />
dafür ein, dass Geschlecht nicht etwas Selbstverständliches sein muss (vgl. Hark 2005).<br />
Zu meiner Frage, ob die Möglichkeit existiert, Geschlecht binär zu thematisieren, haben<br />
sich weitere Dimensionen ergeben. Um die vermeintlich natürliche Binarität ins Wanken zu<br />
bringen, diskutiert Hacker in ihren Lehrveranstaltungen mehrgeschlechtliche und<br />
geschlechtsfreie Gesellschaften in unterschiedlichen Kulturen sowie kulturelle Phänomene<br />
wie Transgender. Harks Ansatzpunkt ist die Thematisierung der Binarität an sich. Eine<br />
Vervielfältigung der Kategorien ist für sie keine Lösung, da nicht die Einteilung in zwei<br />
Kategorien das Problem darstellt, sondern die Struktur, die der Binarität zu Grunde liegt. Die<br />
(beiden) Kategorien stehen nämlich in einem solchen Verhältnis zu einander, dass sie sich<br />
gleichzeitig ausschließen und aufeinander verwiesen sind. Wenn auch eine Vervielfältigung<br />
der Geschlechter das Verhältnis ändern könnte, würde es dennoch diese Struktur weiter in<br />
sich tragen. Daher ist Harks Ziel in diesem Punkt "die beiden Terme, die zu einander in ein<br />
fixiertes Verhältnis gebracht worden sind, in Bewegung zu bringen." (Hark 2005) Die<br />
Ausdifferenzierung in mehrere Geschlechter ist nicht zielführend, wenn die Transformation<br />
<strong>von</strong> Unterschieden in Hierarchien erhalten bleibt (vgl. Hark 2005). Budak (2005) hingegen<br />
zweifelt die Gültigkeit der Aussage an, dass Geschlecht nach wie vor Hierarchien erzeugt.<br />
Seines Erachtens handelt es sich dabei um einen eindimensionalen und vereinfachenden<br />
Diskurs. Ein Festhalten an (Ungleichheits)Statistiken führt zur Verfestigung der binären<br />
Vorstellung <strong>von</strong> Geschlecht. Der <strong>von</strong> Alltagspraktiken losgelöste Diskurs verschärft die<br />
Problematik durch Rhetorik. Ein Lösungsweg aus diesem Dilemma wäre für ihn die<br />
Entwicklung einer verfeinerten Sprache, die sich <strong>von</strong> platten Illustrationen löst.<br />
"And what I think in general, this contemporary world is missing a universal language, the language which<br />
is simply ignoring whatever differences, whatever divisions, and comparisons. We cannot escape<br />
comparisons. This comes, I think, from the sort of insecurity of us being able to construct a statement, an<br />
opinion about something. And of course if you don't know how to construct an opinion you look for the<br />
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