Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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Einen Kritikpunkt an Butlers Konzept sieht Hausman (1995:17) darin, dass Butler da<strong>von</strong><br />
ausgeht, dass Gender Sex 'herstellt', damit die historische Produktion der Idee <strong>von</strong> Gender<br />
als Identität übersieht und somit den Konstruktionen verhaftet bleibt, da diese als<br />
unvermeidlich erscheinen. Das Wechseln <strong>von</strong> Rollen ist für Hausman kein Ausweg aus der<br />
Binarität, da die Binarität erst die Möglichkeit des Rollen-Wechselns ermöglicht. Der<br />
alternative Einsatz <strong>von</strong> Geschlechterrollen verbleibt i. E. also immer in der binären Logik (vgl.<br />
Hausman 1995:197f).<br />
Auf die Frage ob Travestie ausschließlich subversiv oder reaktionär ist, bleibt die Antwort,<br />
dass dies nicht mit entweder/oder beantwortet werden kann.<br />
"Manchmal ist es beides zugleich, manchmal bleibt es bei einem unauflöslichen Spannungsverhältnis und<br />
zuweilen erfolgt eine fatal nicht-subversive Aneignung." (Butler 1995:174)<br />
"Some drag kings display butch realness as a relay of identifications and disidentifications between<br />
masculinity and female bodies; some drag kings highlight the performative in the guise of femme<br />
pretenders; others still merely mimic maleness leave the bond between masculinity and maleness intact."<br />
(Halberstam 2003:266)<br />
3.5. Zusammenfassung<br />
In den vorangegangenen Kapiteln zu Intersexualität, Transsexualität und Transgender habe<br />
ich Lebensformen dargestellt, die alternativ zum 'normalen' heterosexuellen Subjekt sind.<br />
Sowohl Personen, die aus biologischen Gründen, als auch jene, die scheinbar aus freien<br />
Stücken aus dem Rahmen fallen, sind Beleg für die Konstruiertheit der normativen<br />
heterosexuellen <strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong>. Die Ausdifferenziertheit der Konzepte zu<br />
Transgender sowie andererseits ihre lange Geschichte belegen einerseits die Historizität <strong>von</strong><br />
Begriffen sowie das Erfordernis einer Sprache für alternative Identitäts- und<br />
Subjektentwürfe. Im Weiteren ist die Widersprüchlichkeit in Bezug auf Subversion Beleg für<br />
die Interpretationsspielräume, die nutzbar sind.<br />
Sowohl Travestie als auch Transsexualität können für oder wider das herrschende System<br />
gelesen werden. Als subversiv, wenn Transsexualität als geschlechterdeviant verstanden<br />
wird, geschlechterkonservativ, wenn <strong>von</strong> der Idee eines wahren Geschlechts ausgegangen<br />
wird. Travestie ist subversiv, indem sie die Performativität <strong>von</strong> Geschlecht belegt<br />
wohingegen Travestie als geschlechterkonservativ gilt, wenn sie reine Imitation ist und die<br />
Binarität fortschreibt. An Hand der unterschiedlichen Subjektpositionen (Transsexuelle,<br />
Intersexuelle, Transgender) und der Divergenz innerhalb dieser wird ersichtlich, dass eine<br />
Reduktion auf die zwei Geschlechter unzulänglich ist. Sowohl Transsexualität als auch<br />
Intersexualität fordern das Prinzip heraus, "that a natural dimorphism should be established<br />
or maintained at all costs." (Butler 2004:6).<br />
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