Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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Dramatisierung <strong>von</strong> Geschlechterdifferenz ist, eine erneute Aufrufung, dass man erstens diese beiden<br />
Ebenen unterscheidet und dann versucht darauf zu reflektieren, wie man eben auch in dem eigenen<br />
wissenschaftlichen, kritisch intendierten Sprechen diese Re-Dramatisierung betreibt. Gewissermaßen -<br />
systemtheoretisch könnte man fast sagen man muss eine Beobachtung zweiter Ordnung zusätzlich<br />
installieren, indem man sich selbst der Beobachtung unterwirft. Also indem man die Beobachtung der<br />
Beobachtung unterwirft, gewissermaßen.<br />
A: Ist das was, was in der Soziologie gemacht wird, wenn <strong>von</strong> Geschlecht gesprochen wird, oder - Sie<br />
machen das natürlich eben, weil sie aus diesem Kontext der Geschlechterforschung auch kommen.<br />
Aber ist das sonst in der Soziologie allgemein was, was sich beginnt zu verankern, oder ist das fern<br />
der soziologisch[wissenschaftlichen] Realität?<br />
SH: Na ja es gibt insgesamt in der Soziologie schon ne Tendenz diese Reflexivitätsthematik stärker<br />
voran zu treiben, in verschiedenen - was jetzt also unabhängig <strong>von</strong> Geschlechterfragen ist ob das jetzt<br />
irgendwie eher aus einer systemtheoretischen Perspektive einerseits, aber auch Leute die in so einem<br />
Bourdieu'schen Theorierahmen arbeiten, da ist es ja auch eine ganz starke Tendenz, das eigene<br />
Wissen nochmal der Reflexion zu unterwerfen - Es gibt aber natürlich in weiten Teilen gerade was<br />
Geschlecht angeht durchaus den Umgang damit, na ja das ist eine Variable unter vielen und man<br />
kann meinetwegen Statistik ganz simpel Männer und Frauen unterscheiden und also wo es wirklich<br />
eine mehr oder minder unbefragte Variable ist. Das ist natürlich auch, vor allen Dingen würd ich mal<br />
sagen jenseits der Geschlechterforschungskontexte der Fall wo dann aber durch aus angekommen ist,<br />
man muss nach Geschlecht auch irgendwie fragen, aber das sozusagen in einem vorreflexiven Modus<br />
geschieht. Im Sinne <strong>von</strong> 'wir berücksichtigen das jetzt auch.'<br />
A: Aber eben Geschlecht als Mann und Frau. Oder?<br />
SH: Ja, genau.<br />
A: Frage 4: Ist es möglich, Geschlecht nicht-binär zu thematisieren? Und wenn ja, wie? Wenn nein,<br />
warum nicht?<br />
SH: Das sind ja wirklich tricky Fragen, die sie sich da ausgedacht haben. Ist es möglich Geschlecht<br />
nicht-binär zu thematisieren? Im Grunde genommen kann ich die nur so ähnlich beantworten wie die<br />
andere Frage, also indem man die Binarität selbst zum Gegenstand macht, oder?<br />
A: und sagt, es gibt eben noch mehr, als..<br />
SH: naja, noch mehr, damit finde ich persönlich ist die Binarität noch nicht aufgehoben, aber es ist<br />
natürlich schon mal ein Weg sozusagen zum Beispiel historisch verschiedene sozusagen Modelle den<br />
Studierenden nahe zu bringen, natürlich jetzt mal ganz berühmt, sozusagen, die Laqueur'sche These<br />
des Ein-Geschlecht-Modells, was nach wie vor in den Lehrveranstaltungen immer einen sehr großen<br />
Aha-Effekt produziert. Darüber zu realisieren, dass in der Tat sozusagen historisch Geschlecht<br />
unterschiedlich wahrgenommen worden ist und nicht wo jetzt ja das Laqueur'sche Ein-Geschlecht-<br />
Modell nicht auch ein gänzlich nicht-binäres ist aber dass es dennoch da sozusagen Variationen gibt.<br />
Und ansonsten sozusagen die Binarität als Modus des Denkens zum Thema zu machen, meine ich ist<br />
der Sinn bringendste Weg. Und natürlich indem man ne Vielfalt <strong>von</strong> empirischen Möglichkeiten<br />
Geschlecht zu leben zugänglich macht. Ob man dann dahin kommt zu sagen es gibt hier 5, 6, 7, 9<br />
Geschlechter, oder ob man sagt es gibt verschiedene Interpretationen Geschlecht zu existieren, das<br />
sei noch mal dahin gestellt, aber - also mein Weg wäre schon glaub ich immer der, versuchen die<br />
Modi, in denen etwas organisiert ist, in diesem Fall den Modus <strong>von</strong> Binarität, zum Gegenstand zu<br />
machen.<br />
A: mh und die Alternative zu binär wäre dann eben die Vielfalt.? oder *eine* Alternative wäre das.<br />
SH: Na ja, die Alternative zur Binarität könnte ja nach wie vor sein es gibt *zwei* sozusagen. Das<br />
Problem der Binarität ist ja, finde ich, nicht, dass es zwei sind, sondern dass es eine Struktur ist, in<br />
der beide Terme sich wechselseitig in Schach halten. Also die Alternative wäre dann für mich eher<br />
Heterogenität im Sinne eines weniger Fixierten. Deswegen hab ich vorhin gesagt dass find ich ist dann<br />
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