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Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth

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TEIL 1<br />

THEORETISCHE ANALYSEN DER KONSTRUKTION ZWEIGESCHLECHTLICHKEIT<br />

"Under no matter what cultural construction, women and men are more like each other than chalk is like<br />

cheese, than ratiocination is like raisins, than up is like down, or than 1 is like 0. The biological,<br />

psychological, and cognitive attributes of men overlap with those of women by vastly more than they differ<br />

from them." (Sedgewick 1994:7)<br />

Das System der <strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong> im heutigen Allgemeinverständnis erscheint uns so<br />

natürlich und so unumstößlich, als wäre es schon immer so gewesen, nämlich dass alle<br />

Menschen einem <strong>von</strong> zwei Geschlechtern, i. e. Mann oder Frau, zugehörig sind, dass die<br />

Unterschiede zwischen den Geschlechtern in biologischen Ursachen begründet liegen und<br />

natürliche Folgen in unterschiedlichen Bereichen des Lebens haben (Arbeitsteilung, soziale<br />

Zuständigkeiten, intersubjektives Verhalten, Charaktereigenschaften etc.), sowie, dass diese<br />

Zugehörigkeit (zu einem der beiden Geschlechter) das ganze Leben lang unabänderlich ist.<br />

In diesem Verständnis steht außer Frage, dass Menschen entweder männlich oder weiblich<br />

sind. Es wird nicht hinterfragt, es wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass dies immer schon so war.<br />

Wie die Historikerin Gerda Lerner in 'Die Entstehung des Patriarchats' (1991) belegt,<br />

entspricht diese Annahme der immer schon währenden Asymmetrie zugunsten der Männer,<br />

einer traditionalistischen, patriarchalen Erklärungslinie. Diese geht <strong>von</strong> einer natur- bzw.<br />

gottgegebenen Weltsicht aus, die die Frau in einer inferioren Position verortet und belassen<br />

will. Historische Tatsachen werden dementsprechend, dieses Erklärungsmuster stützend,<br />

interpretiert.<br />

Ein Grund für die Analyse und kritische Hinterfragung dieser vermeintlich sicheren Tatsache<br />

der <strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong>, die in u. a. feministischer, soziologischer und philosophischer<br />

Forschung ihren Ausdruck findet, liegt in eben dieser Asymmetrie - in der Benachteiligung<br />

einer der beiden Gruppen, nämlich jener der Frauen. Seit den 1970er Jahren befassen sich<br />

feministische Wissenschafterinnen aus unterschiedlichen Disziplinen mit der Erforschung der<br />

Ursachen für diese Hierarchie. Denn wie Lorber (1991:365ff) argumentiert wären kategoriale<br />

Zuordnungen überflüssig und hätte eine Markierung <strong>von</strong> Personen qua Geschlecht keine<br />

Relevanz, wenn es trotz <strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong> eine totale Gleichberechtigung zwischen den<br />

Geschlechtern gäbe.<br />

Die Analyse der Ungleichbehandlung der sozialen Gruppe 'Frauen' führte in unterschiedlichen<br />

theoretischen Traditionen zu verschiedenen Ergebnissen und strategischen - mehr oder<br />

weniger praktikablen - Vorschlägen, dieser Diskriminierung entgegen zu wirken. Im ersten<br />

Kapitel werde ich Theorien vorstellen, die in unterschiedlicher Art und Weise die soziale<br />

Konstruktion <strong>von</strong> Geschlecht analysieren. Im Anschluss wird das zweite Kapitel über die<br />

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