Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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Intersexualität als soziale Kategorie<br />
"Intersexualität ist ein vielschichtiges, facettenreiches Phänomen, das, ebenso wie binäre Vorstellungen <strong>von</strong><br />
Geschlecht, mit denen sie dialektisch verbunden ist, durch kulturelle Ideen und Handlungen konstituiert<br />
wird." (Schröter 2003:49)<br />
Ohne Beispiele aus anderen Kulturen zu dekontextualisieren und diese auf den<br />
europäisch/US-amerikanischen Kulturkreis umzulegen, scheint es mir bedeutsam an dieser<br />
Stelle zu erwähnen, dass ethnographische Kulturvergleiche zeigen, dass das System der<br />
<strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong> nicht universell gültig ist. Aus ethnographischen Studien ist<br />
hervorgegangen, dass intersexuelle Menschen eine nicht benachteiligte eigenständige<br />
Gruppierung innerhalb <strong>von</strong> Gesellschaften einnehmen können. Als eine eigenständige soziale<br />
Kategorie leben zum Beispiel Hijras in Indien, Khusra in Pakistan, Geschworene Jungfrauen<br />
in Albanien, Indianische Berdache, Travestis (Bichas oder Viados) in Brasilien (vgl. Schröter<br />
2003:38ff, 46ff). In anderen Kulturen z.B. bei den Xanith in Oman ist Gender an die<br />
Sexualpraxis geknüpft, in einigen afrikanischen Ethnien an die Eigentumsordnung (vgl.<br />
Dietze 2003:26f).<br />
3.2. Transsexualität<br />
Transsexualität beschreibt das Phänomen der Identifizierung einer Person mit dem<br />
Geschlecht, das nicht seinem biologischen entspricht. Betroffene Personen äußern meist den<br />
Wunsch nach einer physischen Änderung ihres Geschlechts, welche operativ und oder durch<br />
eine hormonelle Behandlung erfolgen kann. Dieses Phänomen ist laut DSM IV eine<br />
Krankheit. 17 In feministisch-theoretischen Abhandlungen nimmt dieses Phänomen eine<br />
zweischneidige Position ein, da es einerseits als reaktionäre Position beschrieben wird, in<br />
dem es Ausdruck des Festhaltens an zwei Geschlechtern und/bzw. dem 'richtigen Geschlecht'<br />
ist. Andererseits gilt es als geschlechterüberschreitend und somit zielführend für das Projekt<br />
der Denaturalisierung <strong>von</strong> <strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong>, da jede Form des devianten<br />
Geschlechterverhaltens eine Bedrohung der bestehenden Ordnung darstellt.<br />
"If we sort through the contradictions [the contradicting discourses], we find transsexuals represented as<br />
the 'empire' and the 'subaltern', as gender dupes and gender deviants, and as consolidated identities and<br />
fragmented bodies." (Halberstam 2003:166)<br />
Die Sichtweise, die Transsexualität in ihrem Wechsel <strong>von</strong> einem (physischen) Geschlecht zum<br />
anderen als geschlechterkonservativ deutet, kritisiert einerseits das Ausgehen <strong>von</strong> zwei<br />
17 In der jüngsten Version des international gültigen diagnostischen und statistischen Manuals psychischer Störungen findet sich<br />
Transsexualität unter der Bezeichnung "Geschlechtsidentitätsstörungen" (Saß/Wittchen/Zaudig 1998:603). Erforderlich für die<br />
Diagnose dieser Krankheit ist der Befund eines "starken und andauernden Zugehörigkeitsgefühls zum anderen Geschlecht" (Saß<br />
et al. 1998:603) sowie eines "andauernden Unbehagens im Geburtsgeschlecht" (Saß/Wittchen/Zaudig 1998:604).<br />
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