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Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth

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genannten 'postcolonial studies' 27 verorten und ist ein weiterer systemkritischer Aspekt in der<br />

gender-queeren Debatte.<br />

4.2.4. Denaturalisierung heterosexueller Subjektpositionen<br />

Anknüpfend an Katz' historische Forschung über die Erfindung der Heterosexualität ist für<br />

Schlichter "eine durch race, gender, class differenzierte Analyse der Mechanismen, die<br />

Privilegien und Marginalisierungen innerhalb der Heterosexualität erzeugen" (Schlichter<br />

2003:63, Hervorhebung im Original) erforderlich, um Heteronormativität effizient zu<br />

kritisieren. "Diese Differenzierung heterosexueller Identitätspositionen trägt wiederum zu<br />

einer <strong>Dekonstruktion</strong> der vermeintlich kohärenten Identität 'heterosexuell' bei und eröffnet<br />

damit die Chance neuer Koalitionsbildungen sehr unterschiedlicher devianter Subjekte."<br />

(Schlichter 2003:63) In der Historisierung, wie Katz sie vornimmt, sieht Schlichter einen<br />

Ansatz für weitere genauere Analyse im historischen und kulturellen Kontext als Beitrag zur<br />

Denaturalisierung und Destabilisierung des Subjekts der Heterosexualität. Eine genauere<br />

Untersuchung der Prozesse heterosexueller Subjektivierung und ihrer internen Differenzen in<br />

Anknüpfung an Butlers Performativität scheint ihr nahe liegend, da auch heterosexuelle<br />

Personen ständig an der Herstellung ihrer Identität/Subjektivität arbeiten müssen.<br />

Erforderlich wären die Sichtbarmachung der ständigen kollektiven Arbeit an der<br />

Heterosexualität sowie das Aufzeigen der Brüchigkeit heterosexueller Identitätsbildung und<br />

dem widerständigen Potential devianter Positionen. (vgl. Schlichter 2003)<br />

4.2.5. Denaturalisierung <strong>von</strong> Geschlechtsidentität<br />

"Wir dürfen die Geschlechtsidentität nicht als feste Identität oder als locus der Tätigkeit konstruieren, aus<br />

dem die verschiedenen Akte hervorgehen. Vielmehr ist sie eine Identität, die durch die stilisierte<br />

Wiederholung der Akte in der Zeit konstituiert bzw. im Außenraum instituiert wird." (Butler 1991:206,<br />

Hervorhebung im Original)<br />

Butler (1991) versteht Geschlechtsidentität nicht als eine fixe Gegebenheit, die sozusagen<br />

das Subjekt ist, sondern als ein den Handlungen nachgängiges Gebilde. Durch unser<br />

Handeln, durch unser Verhalten konstituieren wir erst die Geschlechtsidentität. Butler geht<br />

da<strong>von</strong> aus, dass es den Täter nicht ohne Tat gibt, die Substanz nicht ohne Eigenschaften,<br />

sondern dass erst die Eigenschaften die Kategorie/Substanz konstituieren und dass Akte,<br />

Gesten und Begehren die Vorstellung eines inneren Kerns/Substanz der Geschlechtsidentität<br />

schaffen. Diese (Akte, Gesten, Begehren) bezeichnet Butler als performativ, da sie die<br />

27 In den 1980er Jahren entstand in den USA die Kritik am vornehmlich weißen Mittelklasse-Feminismus, der farbige Frauen<br />

(women of colour) vereinnahmte bzw. diese unsichtbar ließ. Dieser so genannte 'Postkoloniale Feminismus' streicht die<br />

Differenz zwischen Frauen heraus und betont die Bedeutung anderer Strukturmechanismen wie Rasse und Klasse zusätzlich zu<br />

Geschlecht in der Analyse <strong>von</strong> Gesellschaft und Machtmechanismen. (vgl. Lorber/Farell 1991:249f)<br />

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