Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
aber nur am Rande des hegemonialen Diskurses, sind, könne Gender neu konstruiert und<br />
auf subjektiver und selbstrepräsentativer Ebene wirksam werden (vgl. DeLauretis 1987:25).<br />
In Verbindung mit Foucaults Analyse der Macht schließt Hark (1996), dass Identitäten neu<br />
gedacht werden können, da es "keine wirklichen Konstativa gibt, sondern nur reifizierte,<br />
konkretische Identitäten, die eben deshalb verhandelbar, politisch gestaltbar sind." (Hark<br />
1996:162) Ihr Ziel, naturalisierte Identitäten und Fundamente, die die Politik lähmen,<br />
subversiv zu unterlaufen, Handlungsräume zu erweitern und die Sedimentierung<br />
performativer Akte in konstatierende Wahrheiten zu verweigern, wäre somit - aus dem oben<br />
genannten Grund, dass Machttechnologien ihr Ziel perfekter Abschließung regelmäßig<br />
verfehlen - möglich (vgl. ebd.). Im Sinne der <strong>Dekonstruktion</strong> Derridas kann das Ins-Spiel-<br />
Bringen <strong>von</strong> Identitäten, die nicht in eine konstruierte gemeinsame und genormte Identität<br />
passen, produktiv gemacht und können so neue Handlungsräume entdeckt und genutzt<br />
werden.<br />
Solche Handlungsmöglichkeiten finden sich m. E. in unseren konkreten Alltagsleben, wenn<br />
wir stärker oder weniger stark Konventionen überschreiten und dies für andere sichtbar wird.<br />
In einem solchen Überschreiten <strong>von</strong> (Geschlechter)Konventionen - z. B. wenn eine Frau in<br />
einen Bart trägt - entsteht für andere ein Irritationsmoment, der zu einem Überdenken <strong>von</strong><br />
Selbstverständlichkeiten führen kann. Als Beispiel möchte ich hier meine eigenen<br />
künstlerischen Aktivitäten darstellen. "<strong>anita</strong> a. <strong>mörth</strong>** aka peter <strong>mörth</strong>** aka yolanta** und<br />
DIVANOVA*** aka paul*** formieren sich oszillierend zwischen vermeintlich bipolaren<br />
geschlechterinszenierungen und spielen dabei. sie wechseln die rollen mitunter durch outfit<br />
und tragen bärte wie schminke mit dem stolz, der bei äusserer aggression schweigt und<br />
lächelt." (DIVANOVA/Mörth 2005) Mit meiner Kollegin DIVANOVA habe ich beispielsweise im<br />
Zuge des steirischen herbsts 2004 bei Ausstellungsrundgängen und bei einer<br />
Abendveranstaltung performiert. Bärtetragend haben wir uns unter die<br />
AusstellungsbesucherInnen gemischt. Das Resultat war neben offensichtlicher Irritation der<br />
RezipientInnen auch offene Beschimpfungen uns gegenüber. Daraus wurde zwar einerseits<br />
die Intoleranz der Leute, andererseits aber auch das irritierende und somit subversive<br />
Potential erkennbar, das kleine Abweichungen <strong>von</strong> Konventionen haben können.<br />
47