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Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth

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wird nicht nur in Interaktionen erzeugt, er wird zugleich <strong>von</strong> Institutionen geregelt."<br />

(Knoblauch 2001:41)<br />

Geschlecht versteht Goffman als Grundlage eines zentralen Codes, nach dem soziale<br />

Interaktionen und Strukturen aufgebaut sind. "[A]us dem Blickwinkel sozialer Situationen<br />

und der darin aufrechterhaltenen öffentlichen Ordnung" (Goffman 2001:105) will er Fragen<br />

nach Geschlecht klären. Goffman geht vom biologischen Geschlechtsunterschied<br />

(Körpergröße, Muskelbau, Gebärfähigkeit etc.) zwischen Frauen und Männern aus, aus dem<br />

soziale Unterschiede folgen. Er stellt nicht die Frage danach, wieso biologische Unterschiede<br />

soziale bzw. sozialstrukturelle Folgen haben, sondern danach, "wie diese Unterschiede als<br />

Garanten für unsere sozialen Arrangements geltend gemacht wurden (und werden) und,<br />

mehr noch, wie die institutionellen Mechanismen der Gesellschaft sicherstellen konnten dass<br />

uns diese Erklärungen stichhaltig erscheinen." (Goffman 2001:107) Die Zuordnung zu einem<br />

der beiden Geschlechter nach der Geburt mit den daraus folgenden Identifikationsformen,<br />

der lebenslänglichen Gültigkeit und der besonders strengen Zuordnung dienen als<br />

Paradebeispiel sozialer Klassifikation, die sich in unterschiedlicher Behandlung, Erwartungen,<br />

Erfahrungen <strong>von</strong> Anfang an ausdrücken. Geschlechtsklasse versteht er als soziologische<br />

Kategorie; soziales Geschlecht als sozial zugeschriebenes, kulturelles Geschlecht, das sich<br />

aus der Zuschreibung und der entsprechenden Sozialisation entwickelt; Geschlechtsidentität,<br />

i. e. identitätsstiftende, normative Idealvorstellungen als Identifikationsquelle; Sexualität als<br />

<strong>von</strong> sexueller Stimulierung geleitete Handlungsmuster, die sich in Erscheinungsformen,<br />

Kleidung, Gesten etc. äußert; Geschlechtsglaubensvorstellungen als sich selbst erfüllende<br />

Prophezeiung.<br />

Viele Eigenschaften, die Personen auf Grund ihres Geschlechts/der Zugehörigkeit zur<br />

jeweiligen Geschlechtsklasse zugeschrieben werden, haben seiner Analyse zur Folge keine<br />

Begründung in der Biologie, sondern werden der Einfachheit halber dem Geschlecht als<br />

Ursache/Grund zugeschrieben. Von "Genderismus" (Goffman 2001:112) als individuelle<br />

Verhaltensweisen, die an Geschlechtsklassen gebundenen sind (vgl. Goffman 2001:112)<br />

ausgehend, definiert der Autor den institutionalisierten Genderismus (z.B.<br />

geschlechtergetrennte Anordnungen in der Schule) als Verhaltensmerkmal einer<br />

Organisation. Kotthoff definiert Genderismus als "das durchgängige und ideologisierte<br />

System der Relevanzen <strong>von</strong> Geschlecht" (Kotthoff 2001:166). In Folge der Beobachtung der<br />

Frauen als in der Gesellschaft benachteiligte Gruppe sucht Goffman in einer 'institutionellen<br />

Reflexion' herauszufinden,<br />

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