Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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Humboldt, verschiedene die jetzt in so nem postkolonialen Rahmen Critical Whiteness machen,<br />
Gabriele Dietze, ist da ein Name.<br />
Für die Soziologie - was jetzt Klasse und Geschlecht angeht - sozusagen ein Klassiker Ursula Beer und<br />
Frauen, die in der Folge auch <strong>von</strong> Bourdieu gearbeitet haben. Cornelia Klinger, Axeli Knapp sind<br />
welche, die aktuell versuchen da auf einer theoretischen Ebene Achsen der Ungleichheit oder Achsen<br />
der Differenz, Geschlecht, Rasse, Klasse, neu zusammen zu denken. So das wären jetzt mal die, die<br />
mir jetzt so spontan einfallen.<br />
A: Frage 8: Ist eine solche Berücksichtigung weiterer Kategorien dem Entkommen der binären<br />
Verfasstheit <strong>von</strong> Geschlecht dienlich?<br />
SH: Ja, absolut.<br />
AM: Wenn ja, verwenden sie eine solche Strategie in der Praxis, und wie sieht dies konkret aus?<br />
SH: Das dienliche würde ich darin sehen, dass wenn man wirklich anfängt Geschlecht radikal als eine<br />
in diesen Hinsichten kontextualisierte Dimension oder Kategorie zu begreifen, und wenn die<br />
Studierenden dahin kommen zu sehen, aha, in der - wie ich finde mittlerweile fast schon klassischen -<br />
Formulierung <strong>von</strong> Butler, dass Geschlecht in der Modalität <strong>von</strong> Klasse, in der Modernität <strong>von</strong> Rasse<br />
etc. gelebt wird, oder nur gegeben ist, dann hat man auf der Ebene ja schon eine Vervielfältigung.<br />
Dann kann man eben nicht mehr sagen, Geschlecht bedeutet das oder das. Sondern man sagt, ok, es<br />
bedeutet aber je nach kulturellem, ehtnischem, mhmh, sozialstrukturellem Kontext jeweils was ganz<br />
verschiedenes, dann kann man eben nicht mehr da<strong>von</strong> sprechen, Geschlecht ist dieses oder jenes.<br />
Dann hat man auf der Ebene gewissermaßen so eine kontextualisierte Vervielfältigung.<br />
Und praktisch in der Lehre sieht das dann halt so aus, dass man versucht, dass ich versuche, Texte<br />
aus verschiedenen Erfahrungshintergründen auch irgendwie einzubringen. Also wir lesen dann halt<br />
auch irgendwie, es gibt halt nach wie vor im Deutschsprachigen wenig, nicht viel, aber das was es<br />
gibt, wo es Auseinandersetzung zu Rassismus, Texte <strong>von</strong> Nicht-Deutschen, Nicht-Weissen, also<br />
und/oder nicht-deutsch oder nicht-weissen Autorinnen, aus dem schwarzen Feminismus, aus dem<br />
afro-amerikanischen Feminismus, also da einfach auch die Vielfalt <strong>von</strong> *Stimmen* zu präsentieren.<br />
Und durchaus auch - was ich nicht so häufig aber immer wieder auch mache - dann auch ne Mischung<br />
<strong>von</strong> Text-Sorten - also eben nicht nur klassisch-wissenschaftliche Texte zu nehmen, sondern auch<br />
Texte die eher meinetwegen Bewegungstexte gewesen sind, auch literarische Texte sind, um darüber<br />
auch ne Vielfalt in der Thematisierung rein zu bringen oder die nicht nur eben eine rein<br />
wissenschaftliche ist.<br />
Und das ist immer wieder erstaunlich gerade - ich mach relativ regelmäßig dann Lektürekurse, die ein<br />
bisschen feministische Theoriegeschichte sein sollen, wo ich sehr bewusst auch Texte einbeziehe, die<br />
heute nicht mehr so im engeren Sinne sozusagen zum Kanon der wissenschaftlich-theoretischen<br />
feministischen Texte dazugehören, ganz frühe Texte, aus den späten 60ern, frühen 70er Jahren aus<br />
der Frauenbewegung. Meinetwegen auch - was es in den ersten Jahren viel gegeben hat, so ne Art<br />
Selbsterfahrungsprotokolle-Texte, oder eben dann auch Texte, die z.B. <strong>von</strong> Audrey Lauder, Adrienne<br />
Rich, Texte, die so ne Mischung aus literarischen und essayistischen Texten sind. Und das funktioniert<br />
eigentlich ziemlich gut. Also für die Studierenden ist das dann schon auch ne Erfahrung, also was sie<br />
sonst in anderen Seminaren nicht so erleben, dass man in soziologischen Seminaren auch *solche*<br />
Texte liest, die - jetzt mal ganz simpel gesagt - die nicht 33 Fußnoten haben also sozusagen streng<br />
wissenschaftliche Texte sind. Und die Art und Weise wie in solchen Texten auch Erfahrungen<br />
artikuliert werden, nochmal andere Impulse setzt, als in einem kühlen Ton verfasste Theorietexte.<br />
A: Nun zum letzten Block: Frage 9: Stellt Gender Mainstreaming eine Chance dar, und worin sehen Sie<br />
das Potential einer solchen Strategie.<br />
SH: Tja, jetzt kann ich es mir leicht machen und sagen 'Nein'. Ich sehe bisher ehrlich gesagt nicht,<br />
worin die Chance besteht. Ich gehöre eigentlich eher zu den Skeptikerinnen und sehe bisher nicht<br />
dass es - gerade was jetzt meinetwegen die Lehre oder sozusagen aber auch was die Frage<br />
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