Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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Wirkungsgrad - Kinder verhalten sich trotz anti-sexistischer Erziehung den<br />
Geschlechterstereotypen entsprechend. Eine Ursache dafür sieht Francis darin, dass Kinder<br />
die Welt zweigeschlechtlich wahrnehmen und sich in diese einordnen um in ihrem sozialen<br />
Umfeld anerkannt zu werden und ihre eigene Identität herzustellen bzw. zu wahren. "The<br />
depiction of gender identity is a public achievement: (...) children take up aspects of gender-<br />
stereotypical behaviour in order to publicly delineate their gender identification." (Francis<br />
1998: 9f) Damit Kinder nicht zu AußenseiterInnen werden - was der Fall wäre, würden sie<br />
sich nicht geschlechterkonform verhalten - machen diese so genannte "gender category<br />
maintenance work" (Francis 1998:10). Eigenaktiv also stellen Kinder - eingebettet in die<br />
gesellschaftlichen Normen - ihre Identität her.<br />
"[T]his involves the taking up of a gender position with outward shows of stereotypical masculinity or<br />
femininity an coercing their peers to do the same, in an attempt to create a firmer gender identity. Thus<br />
gender is collectively constructed and maintained." (Francis 1998:10)<br />
Ein Problem sieht Francis vor allem darin, dass die Herstellung der oppositionellen<br />
Geschlechter Machtungleichheiten nach sich zieht (vgl. Francis 1998:164). "Children's<br />
construction of gender and use of gender discourse often impacted on their interactive<br />
power positions in this study." (Francis 1998:165) Daraus folgt ihre Hypothese, dass<br />
dominante Geschlechterkonstruktionen Auswirkungen auf den schulischen Erfolg haben (vgl.<br />
Francis 1998:166).<br />
Ziel hinter Francis' vorgestellter Unterrichtsmethode ist die <strong>Dekonstruktion</strong> <strong>von</strong><br />
Geschlechterstereotypen, die Herstellung einer (gesellschaftlichen) Situation, in der Kinder<br />
sich frei nach ihren Vorlieben - unabhängig <strong>von</strong> Geschlechternormen - entwickeln können<br />
sowie dass Geschlecht <strong>von</strong> Schulerfolg ursächlich entkoppelt wird.<br />
"[T]he deconstruction of the gender dichotomy would involve the deconstruction of 'masculine' and<br />
'feminine' qualities and the value system behind this dichotomy. People would be able to behave in ways we<br />
have traditionally defined as masculine and feminine but these positions would no longer be gendered, so<br />
allowing people more flexibility and experimentation. (...) [D]econstructing the gender dichotomy would<br />
simply mean that these different ways of being were no longer stigmatised as masculine or feminine."<br />
(Francis 1998:17)<br />
Ihr Ziel ist die <strong>Dekonstruktion</strong> der relationalen Geschlechterdichotomie, damit einerseits<br />
Mädchen im Unterricht nicht <strong>von</strong> Buben dominiert werden und andererseits Mädchen und<br />
Buben (als Stereotype und somit Vorlagen für die Identitätskonstruktion der Kinder selbst)<br />
nicht so konstruiert werden, dass dies einen Einfluss auf deren schulische Leistungen hat<br />
(vgl. Francis 1998:167).<br />
"It is only through a dismantling of the gender dichotomy which assigns theses traites to one gender or the<br />
other and which children take up as fundamental to their gender identities, that such freedom and flexibility<br />
could be achieved." (Francis 1998:167f)<br />
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