Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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Darbietung" (Butler 1991:206) bedarf. Die Performanz 1 , mit dem Ziel der Aufrechterhaltung<br />
des binären Gendersystems, begründet das Subjekt. Eine weitere Position vertritt z.B.<br />
DeLauretis, die das Sex-Gender-System als soziokulturelle Konstruktion und gleichzeitig als<br />
semiotischen Apparat versteht, als System <strong>von</strong> Repräsentationen, das Individuen in der<br />
Gesellschaft Bedeutungen zuschreibt (vgl. DeLauretis 1987:5).<br />
"Gender is the representation of a relation, (...) gender constructs a relation between one entity and other<br />
entities, which are previously constituted as a class, and that relation is one of belonging." (DeLauretis<br />
1987:4)<br />
Die kulturelle Konstruktion 'Mann' und 'Frau' bezeichnet die Autorin als einander<br />
ausschließende Kategorien, dieses kulturelle System ist i. E. eng mit politischen und<br />
wirtschaftlichen Faktoren der jeweiligen Gesellschaft verbunden (vgl. DeLauretis 1987:5).<br />
"The construction of gender is both the product and the process of its representation."<br />
(DeLauretis 1987:5) Und sie geht noch einen Schritt weiter, wenn sie schreibt: "The<br />
construction of gender is the product and the process of both representation and self-<br />
representation." (DeLauretis 1987:9) Das System der Geschlechter also verleiht den<br />
Individuen Bedeutung und die Individuen konstruieren wiederum das System. In ihrer These,<br />
die soziale Repräsentation beeinflusse die soziale Konstruktion und umgekehrt, sieht sie<br />
Handlungsmöglichkeiten auf individueller und mikrosoziologischer Ebene und in der<br />
Alltagspraxis. 2 Queere TheoretikerInnen verwenden den Begriff 'Gender' kaum und weisen<br />
diesen der feministischen Theorie zu - sie selbst dagegen beschäftigen sich mit Sex und<br />
Sexualität (vgl. Butler 2004:183). Eine ausführliche historisch-begriffliche Abhandlung findet<br />
sich beispielsweise bei Wartenpfuhl (2000), die Verwendung der Begriffe in aktuellen<br />
feministischen und queeren Theorien bei Butler (2004:174-203).<br />
1. Die soziale Konstruktion <strong>von</strong> Geschlecht<br />
"Die <strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong> existiert als ein komplexes Klassifikationssystem, das Gesellschaftsmitglieder in<br />
allen Situationen und ihr Leben lang in zwei Kategorien unterscheidet. Die Geschlechterunterscheidung ist<br />
eine permanent stattfindende soziale Praxis, die ein Wissenssystem produziert." (Hirschauer 1996:242)<br />
"Die Geschlechterordnung unserer Kultur ist binär strukturiert. Es gibt nur Männer und Frauen, und alle<br />
Personen müssen ausschließlich einer der beiden Kategorien angehören." (Lindemann 1993:34)<br />
1 Unter Performanz oder Performance wird bei Butler eine mit einer sprachlichen Äußerung gleichzeitig vollzogene Handlung<br />
verstanden. "In diesem Sinne ist die Geschlechtsidentität ein Tun, wenn auch nicht ein Tun eines Subjekts, <strong>von</strong> dem sich sagen<br />
ließe, daß es in der Tat vorangeht. (...) Hinter den Äußerungen der Geschlechtsidentität (gender) liegt keine geschlechtlich<br />
bestimmte Identität (gendered identity). Vielmehr wird diese Identität gerade performativ durch diese "Äußerungen"<br />
konstituiert, die angeblich ihr Resultat sind." (Butler 1991:49)<br />
2 Mehr zu Geschlecht als Prozesskategorie in Kapitel 1.2., weiteres zu Handlungsräumen in Kapitel 5, im Besonderen in Kapitel<br />
5.1.<br />
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