Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
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höhere Synthese zu erreichen (vgl. Netwon 2002:442). Drag Queen 22 bzw. Drag Butch<br />
hingegen ist für sie jene Art des 'Female Impersonators' 23 , der maximal die Männlichkeits-<br />
/Weiblichkeits-Transformation darstellt und immer die negative Konnotation <strong>von</strong><br />
Homosexualität hat, wohingegen Camp mittels Theatralik und Humor die eigene<br />
ausgegrenzte Situation in eine positive homosexuelle Identität umwandelt.<br />
Zervignon (2002:2) verwendet Camp als Überbegriff für Drag-Performances, wobei 'Low<br />
Camp' Drag Queen Shows bezeichnet, in denen zwecks Belustigung und Kritik an den<br />
Konstruktionen überzeichnet wird, 'High Camp' hingegen Performances meint, in denen<br />
versucht wird, realistisch zu imitieren.<br />
Drag<br />
Butler (1991) arbeitete an Hand <strong>von</strong> Drag Performances Gender als Performance, als<br />
performativen Akt heraus.<br />
"Ist die Travestie eine Imitation der Geschlechtsidentität? Oder bringt sie die charakteristischen Gesten auf<br />
die Bühne, durch die die Geschlechtsidentität selbst gestiftet wird? Ist 'weiblich sein' eine 'natürliche<br />
Tatsache' oder eine kulturelle Performanz? Wird die 'Natürlichkeit' durch diskursiv eingeschränkte<br />
performative Akte konstruiert, die den Körper durch die und in den Kategorien des Geschlechts (sex)<br />
hervorbringen?" (Butler 1991:9)<br />
Eine feministisch-kritische Sichtweise <strong>von</strong> Drag wie es Butler beschreibt ist in der<br />
Nachahmung <strong>von</strong> Frauen und somit einer Lächerlichmachung und Degradierung <strong>von</strong> Frauen<br />
auszumachen (vgl. Butler 1995:171). Sie nennt als Vertreterinnen einer solchen Position bell<br />
hooks, Janice Raymond und Marilyn Frye, schließt sich dieser jedoch nicht an. Bendek und<br />
Binder beschreiben männlichen Drag auch als frauenfeindlich, da es sich dabei um eine<br />
Nachahmung des Weiblichen handelt, die die reale Frau überflüssig macht, da der Mann als<br />
"Erweiterung der Männlichkeit" (Bendek/Binder 1999:151) die Frau darstellend trotzdem<br />
Mann bleibt.<br />
Butler sieht einen Aspekt der (Geschlechter-)Parodie, der der <strong>Dekonstruktion</strong> zuwider läuft,<br />
darin, dass im Versuch eines Mannes/einer Frau eine Frau/einen Mann darzustellen immer<br />
transparent bleibt, dass es sich um Theater, um einen Imitationsversuch handelt. Indem<br />
transparent bleibt/wird, was das wahre Geschlecht der Person ist, bzw. dass die Person ein<br />
wahres Geschlecht hat, kommt es zu einer Essentialisierung der <strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong> (vgl.<br />
Butler 1991:224f). "Die volkstümliche Travestie ist ein reproduktiver Hafen der binären<br />
22 ’Drag Queens’ meint Männer, die Frauen darstellen, Drag Kings oder Drag Butches Frauen, die Männer darstellen.<br />
23 ’Female Impersonator’ meint Männer, die Frauen verkörpern. Frauen, die Männer darstellen, treten sowohl in der Subkultur<br />
als auch in theoretischen Abhandlungen historisch-zeitlich gesehen später und marginalisierter in Erscheinung.<br />
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