06.09.2013 Aufrufe

Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth

Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth

Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

130<br />

131<br />

132<br />

133<br />

134<br />

135<br />

136<br />

137<br />

138<br />

139<br />

140<br />

141<br />

142<br />

143<br />

144<br />

145<br />

146<br />

147<br />

148<br />

149<br />

150<br />

151<br />

152<br />

153<br />

154<br />

155<br />

156<br />

157<br />

158<br />

159<br />

160<br />

161<br />

162<br />

163<br />

164<br />

165<br />

166<br />

167<br />

168<br />

169<br />

170<br />

171<br />

172<br />

173<br />

174<br />

175<br />

176<br />

177<br />

178<br />

179<br />

180<br />

181<br />

182<br />

Geschlecht um eine soziale Konstruktion geht, also dass Geschlecht nicht etwas ist, was wir haben,<br />

sondern tun. Einsicht in die Verknüpfung <strong>von</strong> Geschlecht mit anderen Dimensionen sozialer<br />

Ungleichheit - Sexualität, Klasse, Rasse. Tja was noch - na ja die anderen Sachen folgen irgendwie<br />

daraus, sozusagen historische Gewordenheit folgt im Grunde genommen im Wesentlichen wieder aus<br />

wenn man sagt es ist eine Konstruktion, aber das vielleicht auch noch einmal sozusagen: historisch<br />

geworden, historisch veränderlich, das ist mal ganz wichtig, dass es eine historisch gewordene<br />

Konstruktion ist, und damit eben auch eine veränderbare. Insofern würde ich sagen gibt es darin auch<br />

ein - sagen wir mal - politisches Ziel. Über die Beförderung der Einsicht, dass es ein gemachtes<br />

Verhältnis ist, es insofern auch veränderbar ist.<br />

A: 2. Frage wäre, wie sie das thematisieren. Ich schließe mal, dass sie das verbal thematisieren oder<br />

haben sie andere Varianten?<br />

SH: Na ja unterschiedlich. Vor allem in den Fächern, in denen ich unterrichte, Soziologie, gelegentlich<br />

auch Kulturwissenschaften, ist es zunächst eine textliche Auseinandersetzung. Aber was ich seit<br />

einigen Semestern recht erfolgreich praktiziere ist zum Beispiel ein Typus <strong>von</strong> Lehrveranstaltungen im<br />

Grundstudium für Anfangssemester, wo es irgendwie darum geht, dass sie erstmal überhaupt wissen<br />

lernen sollen, was heißt es in dem Fall soziologisch auf die Welt zu blicken und nicht alltagsweltlich<br />

oder alltagsverständlich, weil das eine Erfahrung gerade in den Erstsemestern oft gewesen ist, dass<br />

die mit einer Haltung an Geschlechtersoziologie oder überhaupt an Geschlechterforschung kommen,<br />

na ja, Männer und Frauen gibt es doch einfach, was gibt es denn da zu wissen.<br />

Also das ist zum Beispiel auch eine Formulierung, die dann auch genau so in den Lehrveranstaltungen<br />

fällt <strong>von</strong> den Studierenden. Und dazu muss man allerdings auch dazusagen, hier in Potsdam ist<br />

Soziologie der Geschlechterverhältnisse ein Pflichtausbildungsteil im Grundstudium. Alle die hier<br />

Soziologie studieren, müssen auch Soziologie der Geschlechterverhältnisse machen. Also man hat<br />

sozusagen insofern eben nicht nur die, für die es sowieso schon interessant ist, sondern wirklich alle.<br />

Und damit eben auch diejenigen, und das gilt eigentlich für die meisten, die vorher keine Vorstellung<br />

da<strong>von</strong> hatten, dass das überhaupt ein Thema ist. Dass das in der Soziologie oder überhaupt ein<br />

wissenschaftlich relevantes Thema sein könnte. Insofern gibt es also erstmal die Haltung: darüber<br />

weiß man doch alles, weil man eben entweder das eine oder das andere ist. Und ich hab jetzt so<br />

einen Lehrveranstaltungstypus entwickelt wo wir erstmal ein bisschen soziologisches Basiswissen<br />

machen, schon bezogen dann auch auf Geschlecht, die Herstellung <strong>von</strong> Geschlecht, Doing Gender,<br />

solche Geschichten, und die dann in eigenen kleinen empirischen Übungen, die sie sich selbst<br />

ausdenken, das untersuchen sollen. Und da gibt es erstmal auch keine Vorgaben, was sie da machen.<br />

Also zum Beispiel Studierende im letzten Semester haben Musikvideos untersucht, im Hinblick auf<br />

welche Geschlechterstereotypen tauchen da auf. Andere haben qualitative Interviews gemacht mit<br />

jungen Frauen und Männern aus verschiedenen jugendlichen Subkulturen und gekuckt ob es da<br />

sozusagen Unterschiede gibt, wie welche Geschlechterbilder existieren, welche Vorstellungen über<br />

geschlechtliche Arbeitsteilung in Beziehungen et cetera herrschen oder so. Eine andere Gruppe hat ne<br />

große Umfrage gemacht zu Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen und was da Einstellungen<br />

in der Bevölkerung dazu sind. Also sozusagen durchaus auch nicht nur über Texte sondern eben auch<br />

über eigene kleine empirische Projekte, Übungen, die sie sich eben selbst ausgedacht haben,<br />

angeregt, initiiert natürlich dann über Texte die wir gelesen haben, meinetwegen empirische Studien,<br />

die sich mit verschiedenen Aspekten sozusagen was Geschlechterverhältnisse, Konstruktionen <strong>von</strong><br />

Geschlecht oder eben auch keine Ahnung Arbeitsteilung in Beziehungen etc. beschäftigen, sozusagen<br />

dass sie da ein paar Anregungen haben, und dann konnten sie sich dann selber Themen überlegen<br />

und haben das dann auch selbständig umgesetzt. Aber der überwiegende Teil ist dann eben natürlich<br />

schon Auseinandersetzung mit Text und theoretischer Literatur.<br />

A: 3. Frage: Welche Strategien haben Sie, Geschlecht in Lehrveranstaltungen zu thematisieren, ohne<br />

dabei diese Konstruktionen selbst zu reproduzieren?<br />

SH: Tja das ist natürlich jetzt ne komplizierte Frage, wie man das macht. Also natürlich das ist ja<br />

sozusagen ein Problem, das die Frauenforschung seit einigen Jahren irgendwie unter dem Stichwort<br />

Reifizierung sozusagen theoretisch diskutiert, was die Forschung selbst angeht oder die<br />

Theorieproduktion ist das natürlich klar, dass das natürlich auch ein Problem in der Lehre ist. Also<br />

nicht immer sozusagen selbstverständlich vorauszusetzen, dass diejenigen, die man vor sich hat,<br />

111

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!