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Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth

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Diese klare Trennung und Wertung führte Ende der 1960er Jahre zu schwul/lesbischen<br />

Bewegungen, die ihr Begehren öffentlich und positiv affirmierten. Mag dies wichtig im Sinne<br />

einer Gleichstellungspraxis (gewesen) sein, so erhält es wiederum das herrschende System.<br />

Positive Affirmationen wie 'GAY IS GOOD' mögen zwar für Gleichstellung wichtig/erforderlich<br />

sein, bleiben jedoch den Konstruktionen verhaftet und arbeiten mit denselben Kategorien<br />

und Argumenten, die zuvor gegen Homosexuelle verwendet wurden, "[It] does not expressly<br />

challenge the deep social structure of homosexual oppression in which the heterosexual and<br />

homosexual categories are implicated as basic terms." (Katz 1996:184)<br />

Wenn Homo-/Heterosexualität Begriffe sind, die zum Zweck der Kontrolle über die<br />

Bevölkerung erfunden wurden, so können diese auch wieder überflüssig werden, da somit<br />

auch ihre identitätsstiftende Logik eine Erfindung und somit obsolet ist. Ausgehend <strong>von</strong> einer<br />

Mehrdimensionalität <strong>von</strong> Identität nimmt Katz an, dass Menschen vielmehr homosexuelle<br />

bzw. heterosexuelle Handlungen setzen, als sie grundsätzlich homo- bzw. heterosexuell sind.<br />

Wenn eine Annäherung zwischen Männern und Frauen mit jener zwischen Homosexuellen<br />

und Heterosexuellen vergleichbar wäre und in eine Gleichstellung überginge, wäre die<br />

Unterscheidung an sich nicht mehr erforderlich.<br />

3. Inter-Trans-Sex-Gender<br />

3.1. Intersexualität 10 sprengt die heterosexuelle Ordnung<br />

"Intersexualität ist ein vielschichtiges, facettenreiches Phänomen, das, ebenso wie binäre Vorstellungen <strong>von</strong><br />

Geschlecht, mit denen sie dialektisch verbunden ist, durch kulturelle Ideen und Handlungen konstituiert<br />

wird." (Schröter 2003:49)<br />

"Die medizinische Konstruktion der Intersexualität basiert auf dem symbolischen Modell heteronormativer 11<br />

<strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong> und geht mit einer (chirurgischen) 'Korrektur-'Praxis einher, durch die symbolische<br />

Heterosexualität als machtvoller Ordnungsfakor immer wieder hergestellt wird." (Dornhof 2004:129)<br />

"Das Wissen um <strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong> ist wissenschaftsgeschichtlich auf diskursive Machtpraktiken des 19.<br />

Jahrhunderts zurückzuführen, über die die Geschlechter heterosexuell normalisiert werden." (Dornhof<br />

2004:129)<br />

10 Als Intersexuelle werden heute jene Menschen bezeichnet, die keinem der beiden Geschlechter eindeutig zuordenbar sind.<br />

Frühere Bezeichnungen waren Zwitter und Hermaphrodit. Der Begriff Intersexualität - einerseits medizinische Definition,<br />

andererseits Begriff feministischer Theorien - ist nicht immer selbstaffirmative Bezeichnung 'Betroffener'. "Physische<br />

Intersexualität umfaßt alle jene als weiblich oder männlich zugewiesenen Körpermerkmale und weitere darüber hinaus.<br />

Anatomisch betrachtet sind Frauen und Männer lediglich Subpopulationen Intersexueller und es zeigt sich, daß die<br />

Begriffsprägung 'Intersexualität' logisch falsch ist. Sie müßte als 'Pansexualität' redefiniert werden." (Reiter 2002) Die<br />

Bezeichnung 'Inter' beinhaltet ein 'Dazwischen' und stützt somit erst die Logik der <strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong>.<br />

11 Heteronormativität bezeichnet Heterosexualität als vorherrschende Norm und als zentrales Organisationselement, dessen<br />

Machtmechanismen unsichtbar sind. Sie geht einher mit <strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong>, die sie bedingt bzw. aufrechterhält. Dieser enge<br />

Zusammenhang und das sich wechselseitige Bedingen sind zentral in der Aufrechterhaltung dieser Norm.<br />

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