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Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth

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Identität erst herstellen, die sie vorgeben darzustellen. Durch das Vorspiegeln des<br />

substantiellen Selbst "werden die politischen Regulierungen und Disziplinierungsverfahren,<br />

die diese scheinbar kohärente Geschlechtsidentität hervorbringen" (Butler 1991:200),<br />

verschleiert. Wir stellen unser Geschlecht also durch sich wiederholende Akte her. Dies<br />

geschieht in einem System, das zwei essentialistische Geschlechter postuliert, abweichendes<br />

Verhalten in unterschiedlichen Formen (Demütigung, Ausschluss etc) bestraft und die<br />

Konstruktion der zwei Geschlechter verschleiert.<br />

4.2.6. Dethematisierung <strong>von</strong> Geschlecht<br />

"But to deny gender, first of all, is to deny social relations of gender that constitute and validate the sexual<br />

oppression of women; and second, to deny gender is to remain 'in ideology,' an ideology which (not<br />

coincidentally if, of course, not intentionally) is manifestly self-serving to the male gendered subject."<br />

(DeLauretis 1987:15)<br />

Ausgehend <strong>von</strong> der Vorstellung der interaktiven Herstellung <strong>von</strong> Geschlecht, da<strong>von</strong> also,<br />

dass Geschlecht konstruiert wird, schließt DeLauretis (1987) auf dessen Rekonstruierbarkeit<br />

und somit auf dessen Dekonstruierbarkeit. Obwohl unsere Gesellschaft <strong>von</strong> Geburt an rigide<br />

in Frauen und Männer eingeteilt ist, stellt Pasero (1995:50f) in ihrem Essay die Frage, ob der<br />

Unterschied zwischen den Geschlechtern in einer primär nach Funktionen differenzierten<br />

Gesellschaft an Wirksamkeit verlieren und sich in Folge die Thematisierung <strong>von</strong> Geschlecht<br />

abschwächen bzw. neutralisieren könne. Sie meint, dass es Situationen gibt, in denen<br />

Geschlecht unbedeutend bleibt. In einer zunehmend individualisierten und nach Funktionen<br />

differenzierten Gesellschaft verliert i. E. Geschlecht - und somit eine Differenzierung nach<br />

Geschlecht - an Bedeutung. Das konstruktive Verständnis der Welt belegt, dass jede<br />

regulative soziale Form <strong>von</strong> relativer Dauer ist und nur solange wirkt, wie sie mit sozialem<br />

Sinn belegt ist. Dadurch werde Geschlechterdifferenz zu einem Unterscheidungsmerkmal <strong>von</strong><br />

vielen und Individuen müssen nicht immer und überall als Geschlechtswesen in Erscheinung<br />

treten (vgl. Pasero 1995:60f).<br />

Ihrer Einschätzung nach könne eine Dethematisierung <strong>von</strong> Geschlecht in jenen Situationen<br />

stattfinden, in denen soziale Ungleichheit qua Unterscheidung nach Geschlecht kritisiert und<br />

dessen Gültigkeit in Frage gestellt werden (vgl. Pasero 1995:50). Trotz dieser erweiterten<br />

Spielräume sei auch eine Rethematisierung <strong>von</strong> Geschlecht Merkmal moderner<br />

Gesellschaften (vgl. Pasero 1995:62). Die Tatsache, dass Geschlecht in anderen<br />

Zusammenhängen wieder hergestellt und verfestigt wird, darf nicht übersehen werden und<br />

erfordert eine kritische Reflexion.<br />

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