Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
426<br />
427<br />
428<br />
429<br />
430<br />
431<br />
432<br />
433<br />
434<br />
435<br />
436<br />
437<br />
438<br />
439<br />
440<br />
441<br />
442<br />
443<br />
444<br />
445<br />
446<br />
447<br />
448<br />
449<br />
450<br />
451<br />
452<br />
453<br />
454<br />
455<br />
456<br />
457<br />
458<br />
459<br />
460<br />
461<br />
462<br />
463<br />
464<br />
465<br />
466<br />
467<br />
468<br />
469<br />
470<br />
überhaupt mehr Frauen als Lehrende, wenn man jetzt mal über die Inhalte hinausgeht, sehe bisher<br />
nicht, dass es produktiv gewesen ist. Und im Gegenteil würde ich eher sozusagen, die Gefahren<br />
sehen, dass es zum Teil ja auch zu einer - sag ich jetzt mal etwas vorsichtig gesprochen - zu einer<br />
Verwässerung sozusagen <strong>von</strong> geschlechterpolitischen Perspektiven führt. Also im Grunde genommen<br />
ein klares Nein.<br />
A: Aber ist in Deutschland auch gerade sehr hip, oder?<br />
SH: Ja. Also ich meine es ist ja jetzt eine EU-Vorgabe, es hängen auch nach wie vor viele Hoffnungen<br />
dran, also auch <strong>von</strong> vielen frauen- oder geschlechterpolitisch aktiven Frauen, die jetzt glauben, dass<br />
es irgendwie auch alleine schon mit dieser Terminologie leichter sein wird, die Männer nicht nur zu<br />
überzeugen, sondern auch zu Aktivisten der Gleichstellung zu machen - und das sehe ich noch nicht<br />
so unbedingt.<br />
A: Die nächste Frage bezieht sich auf eine weitere Strategie, die ich in diesen Kontext einordne,<br />
nämlich Diversity Management.<br />
SH: Na ja, das hängt ja eng zusammen. Ich meine man kann irgendwie nicht dagegen reden, dass es<br />
gerade für unsere beiden Länder gut wäre wenn sie sozusagen auch über solche Strategien mehr<br />
dazu angehalten wären anzuerkennen, dass wir auch längst Länder sind, die Einwanderungsländer<br />
sind, dass wir multi-ethnische Gesellschaften sind und es insofern auch darum gehen muss für alle,<br />
die hier leben, letztendlich die gleichen Chancen irgendwie zu garantieren. Und wenn Diversity<br />
Management eine Strategie ist, die das mitbefördert, dann kann man ja eigentlich gar nicht dagegen<br />
sein. Problematisch, finde ich, und das gilt im Grunde genommen auch für Gender Mainstreaming,<br />
dass es so eine Gefahrenzone gibt, wo sich diese Politiken mit bestimmten neo-liberalen Politiken der<br />
Ausnutzung <strong>von</strong> Humankapitalien und dem besseren Humanressourcenmanagement und wie diese<br />
Techniken alle heißen, so leicht ankopplungsfähig sind. Und insofern gibt es da eine Gefahrenzone.<br />
Wo man sicherlich noch einmal sehr genau überlegen muss, wie man diese Konzepte wie Diversity<br />
Management nochmal in einer Weise profilieren kann, dass sie nicht <strong>von</strong> solchen Politiken so einfach<br />
vereinnahmt werden können.<br />
A: Stimmt. Die Grundidee - Humankapital so gut wie möglich ausnutzen - hatte ich nicht bedacht. -<br />
Wenn wir das aber außer Acht lassen würden, wenn also die Unterschiede unterschiedlichster Arten<br />
positiv bewertet werden, könnte man dann sagen, dass Diversity Management die Praxis der Theorie,<br />
die eine multikategorielle Machtanalyse macht, ist?<br />
SH: Naja, nur dann, wenn sie diese Praxis auch wiederum reflektiert, hinsichtlich dessen was wir im<br />
ersten Teil in Bezug auf Geschlecht hatten, wie wird dann daran diese Differenzen auch wieder erneut<br />
dramatisiert, verdinglicht, festgeschrieben, da<strong>von</strong> ausgegangen, Menschen sind zwar ihrer kulturellen<br />
ethnischen Herkunft so oder so oder so, und man muss das alles nur gut miteinander harmonisch<br />
verbinden, Also. Ich würd sagen, es ist nur dann eine Praxis, wenn sie sich dann <strong>von</strong> der Theorie<br />
gewissermaßen die Reflexion auf ihre Praxis holt.<br />
A: Noch eine zusätzliche Frage hätte ich. Ist der Begriff 'camp' gängig für Sie?<br />
SH: Ich hab ja selbst auch darüber geschrieben, das ist schon ein paar Jahre her.<br />
A: Was war das für ein Artikel?<br />
SH: Das ist ein Aufsatz, der ist in einem Sammelband, in dem es um das Verhältnis Feminismus und<br />
Postmoderne geht: 'Kritische Differenzen. Geteilte Perspektiven.' erschienen. Indem ich mich mit<br />
Camp als Praxis der Geschlechtertransgression und -vervielfältigung auseinander gesetzt habe.<br />
In queeren Theoriekontexten und auch in diesem Mixbereich sozusagen <strong>von</strong> Transgender-Kultur<br />
wissensproduktion aktivismus ist das ja schon ein Konzept, dass - vielleicht in den letzten ein, zwei<br />
Jahren nicht mehr so, irgendwie gab es da mal ne stärkere Konjunktur, so Ende der 90er.<br />
117