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Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit - anita.a.mörth

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1.1. Geschlecht als Strukturkategorie<br />

Geschlecht als Strukturkategorie meint Geschlecht als eine die Gesellschaft strukturierende,<br />

für die TeilnehmerInnen der Gesellschaft platzanweisende Kategorie und als<br />

Analyseinstrument in feministischer Forschungs<br />

Aus dem Diskurs der Geschlechterdifferenz heraus, der in der zweiten Hälfte des 18.<br />

Jahrhunderts gemeinsam mit der Emanzipation des Bürgertums als zentralem Moment der<br />

Geschlechterdialektik der Aufklärung aufgekommen ist (vgl. Maihofer 1994:240), hat sich der<br />

Begriff 'Geschlecht' in den Sozialwissenschaften als relevante Struktur- oder<br />

Ordnungskategorie etabliert (vgl. Hirschauer 1996:240). Geschlecht fungiert als eine<br />

Kategorie <strong>von</strong> mehreren, um Gesellschaft im Hinblick auf Machtverhältnisse, Arbeitsteilung<br />

und Positionen zu strukturieren und dient in der Forschung als Analysekategorie.<br />

Wurde zuerst vom biologischen Geschlecht als natürlicher Konstante ausgegangen, das je<br />

Kulturkreis unterschiedliche kulturell produzierte Implikationen, Handlungsanweisungen,<br />

Aktionsräume, Verhaltensweisen mit sich brachte/zur Folge hatte, so entstanden ab den<br />

1960er Jahren unterschiedliche Diskurse, die zuerst das soziale, später auch das biologische<br />

Geschlecht als historisch entstanden und sozial und kulturell produziert herausarbeiteten.<br />

Dies entzog dem Verständnis <strong>von</strong> Geschlecht das biologistische Erklärungsmuster als<br />

natürliches Fundament. Die Geschlechterunterscheidung per se kann somit als "soziales<br />

Phänomen" (Lindemann 1993:22), die Genitalien als "kulturelles Ereignis" (Garfinkel<br />

1984:123) begriffen werden. Das bedeutet, dass Körper nicht <strong>von</strong> vornherein<br />

zweigeschlechtlich sind, sondern dass es der Interpretation und der Verleihung einer<br />

kulturellen Bedeutung bedarf, "denn Körper sind nicht einfach da." (Lindemann 1993:22)<br />

Das symbolische System der <strong>Zweigeschlechtlichkeit</strong>, das sich in unserem Kulturkreis etabliert<br />

hat, führt dazu, dass sich jeder Mensch einem der beiden Geschlechter zuordnen muss, um<br />

die eigene Identität und die Akzeptanz <strong>von</strong> Seiten der Gesellschaft sicher stellen zu können.<br />

"Die Geschlechterdifferenz kommt den Körpern demnach nur insofern zu, als sie in der<br />

Wahrnehmung gesellschaftlichen Distinktionsbedürfnissen unterworfen sind." (Lindemann<br />

1993:23) Die Zuordnung zu einem der beiden Geschlechter wird innerhalb des Diskurses um<br />

die 'soziale Konstruktion <strong>von</strong> Geschlecht' als passiver und aktiver Prozess verstanden. Der<br />

ersten Zuordnung (spätestens nach der Geburt) durch behandelnde MedizinerInnen folgt ein<br />

interaktiver Herstellungsprozess zwischen Individuum und Umwelt, indem ein Mensch als<br />

Junge oder Mädchen/Mann oder Frau bezeichnet oder angerufen und behandelt wird und<br />

indem ein Mensch lernt als Mann oder Frau zu agieren (Verhalten, Gestik, Kleidung, Körper,<br />

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